Den Sportartikelhersteller Adidas haben Währungsschwankungen 2014 550 Millionen Euro des Umsatzes gekostet. Beim Handelsriesen Metro könnte der Rubel-Verfall im laufenden Geschäftsjahr 2014/2015 das Ebit um rund 200 Millionen Euro schmälern. Auch Henkel und Stada plagen diese Translationsrisiken, die sich auf die Umrechnung von FX-Umsätzen, -Gewinnen und -Vermögenswerten in die Bilanzwährung beziehen.
Während Unternehmen die Risiken, die sich aus dem tatsächlichen Währungsumtausch ergeben, mit natürlicher Absicherung und Derivaten in den Griff bekommen, sehen sich viele dem Translationsrisiko machtlos gegenüber: „Translationsrisiken können sie am Ende des Tages nicht absichern. Das müssen sie hinnehmen“, sagte Stada-CFO Helmut Kraft dazu in einem Zeitungsinterview.
Warum ist das so? Dirk Schreiber, Leiter Treasury bei Fresenius, erklärt, warum der Health-Care-Konzern Translationseffekte nicht hedgt: „Sie haben letztendlich keinen Einfluss auf unseren Cashflow“, sagt Schreiber und beschreibt damit die gängige Praxis in der Unternehmenswelt: Wenn kein Cash fließt, wird nicht abgesichert. Das Translationsrisiko komme schließlich nur dann zum Tragen, wenn die US-Tochter die Gewinne als Dividende an die deutsche Mutter ausschüttet – und dann sei es genau genommen ein Transaktionsrisiko, so Schreiber. Solange das Geld im gleichen Währungsraum investiert wird, spiele das FX-Risiko keine Rolle für den Cashflow.
Translationsrisiken zu hedgen kann teuer werden
Darüber hinaus sind viele Investitionen im Ausland langfristig angelegt. Ohne ein Enddatum kann die Absicherung teuer werden, meint Sven Jürgensen von der HSBC im Interview mit FINANCE-TV: „Insbesondere in Hochzinsländern wie Russland übersteigen die Sicherungskosten den Vorteil der Absicherung.“
Ausnahmefälle stellen Unternehmen dar, die über wenig Eigenkapital verfügen und Covenants einhalten müssen. „Diese Unternehmen sichern teilweise auch Translationsrisiken mit Devisentermingeschäften ab, um sicherzustellen, dass sie die Kreditbedingungen nicht reißen“, sagt Günter Tallner, als Bereichsvorstand der Commerzbank unter anderem zuständig für Großkunden. Grundsätzlich meint Tallner, dass Translationsrisiken nicht ausreichend im Fokus stünden.
Angesichts der aktuellen Turbulenzen drängen immer mehr Banker und Berater darauf, Translationsrisiken abzusichern. Diese Ratschläge sind nicht ohne Eigeninteresse, versprechen sie doch zusätzliche Kontrakte und höhere Provisionen. Dennoch sind Treasury-Chefs aufgerufen, dies ernsthaft zu prüfen.