Onlinehändler sind ratlos: Knapp sieben Monate bevor das alte Einzugsverfahren am 1. Februar 2014 abgeschaltet wird, ist immer noch unklar, ob ein handschriftlich unterzeichnetes Mandat für eine Sepa-Onlinelastschrift notwendig ist, oder ob ein „Klick“ im Internet auch weiterhin als Autorisierung ausreicht.
„Darüber gibt es unterschiedliche Ansichten“, sagt Thomas Clemens, Geschäftsführer der Rewe International Finance. Der Lebensmittelhändler will sein Onlinebestell- und Liefersystem in den kommenden Jahren massiv ausbauen. Neben Paypal und der Kreditkarte bietet Rewe auch die Lastschrift als Zahlungsmittel an. Aufgeben will der Händler die Lastschrift nicht: „Es ist das beliebteste Zahlungsmittel im Internet, und wir wollen natürlich auch weiterhin alle Kundengruppen erreichen“, sagt Paul Monzel, Leiter Financial Services der Rewe-Gruppe.
Rewe spielt Möglichkeiten bei der Sepa-Onlinelastschrift durch
Deshalb analysiert das Unternehmen derzeit vier weitere Optionen im Rahmen der Sepa-Umstellung: Erstens könnte Rewe an ein handschriftlich unterzeichnetes Mandat gelangen, wenn der Kunde bei der ersten Bestellung andere Zahlwege nutzt und dann bei der Auslieferung der Ware ein Mandat beim Fahrer unterzeichnet. „Das ist aber nur möglich, solange wir nicht mit externen Lieferanten oder Paketshops arbeiten“, sagt Kirsten Krauthäuser, Sepa-Projektmanagerin bei Rewe.
Zweitens könnte ein Sepa-fähiges e-Mandat erzeugt werden, wie es vom European Payment Council spezifiziert wurde: Nachdem der Kunde als Bezahlverfahren die Lastschrift gewählt hat, wird er auf die Onlinebanking-Seite seiner Bank weitergeleitet und muss dort nach dem Einloggen das Mandat etwa mittels TAN autorisieren. „Das wird de facto kaum möglich sein“, meint Krauthäuser. „Zum einen sind die Kunden nicht bereit, so viele Schritte zu durchlaufen. Zum anderen bieten die Banken diesen Service schlichtweg nicht an oder er wäre vermutlich nicht kostenlos.“ Auch die Banken wissen, dass es bisher kein zufriedenstellendes Angebot für ein e-Mandat gibt: In den Abstimmungsgremien der deutschen Kreditwirtschaft würden dazu „intensive und selbstkritische Diskussionen“ geführt, sagt Dirk Braun, Sepa-Spezialist bei der Commerzbank und ergänzt: „Wir sind zuversichtlich, dass es in absehbarer Zeit – wenn auch nicht kurzfristig – gelingen kann, gemeinsame Lösungen für e-Mandate zu präsentieren.“
Kommt bis Februar 2014 eine Lösung?
Die dritte Variante könnte ein Internet-Mandatsformular sein, an dem einige Softwareanbieter arbeiten: So stellte Van den Berg kürzlich ein System vor, bei dem der Kunde ein solches Formular angezeigt bekommt und es entsprechend vervollständigen muss. Per Knopfdruck wird daraus eine PDF-Datei, die über das Internet an den Händler übertragen wird. Die deutsche Kreditwirtschaft prüft noch, ob dieses System mit den Sepa-Regularien übereinstimmt. Doch Paul Monzel ist nicht überzeugt: „Damit machen wir uns sehr abhängig von einem Dienstleister, ohne zu wissen, ob das Verfahren wirklich die geforderte Rechssicherheit bietet. Außerdem müssen wir prüfen, ob die Kosten und der Zeitaufwand für so ein Produkt vertretbar sind.“
In dieser Situation bleibt oft nur die vierte Option: weitermachen wie bisher. Auch heute ist eine handschriftliche Einzugsermächtigung nötig, es fragt aber keine Bank danach. Ohne Mandat kann die Sepa-Lastschrift jedoch noch 13 Monate später zurückgebucht werden. „Wir erwägen derzeit, ob wir dieses Risiko eingehen wollen“, sagt Clemens. „Aber gerade hier ist aktuell viel in Bewegung.“