Coupa muss die Abgänge einiger langjähriger Bellin-Manager verkraften.

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06.04.22
Software & IT

Brain Drain bei Bellin-Eigner Coupa?

Zahlreiche wichtige frühere Bellin-Manager haben den Treasury-System-Marktführer nach der Übernahme durch Coupa verlassen. Was bedeuten die vielen Abgänge?

Rund anderthalb Jahre ist es her, dass das US-Softwarehaus Coupa den deutschen TMS-Marktführer Bellin und sein System TM5 für rund 120 Millionen US-Dollar (rund 108 Millionen Euro) gekauft hat. Ein einschneidendes Ereignis für das Unternehmen aus Ettenheim, das bis zu diesem Zeitpunkt von Martin Bellin aufgebaut und geführt worden war. Doch zuletzt mehrten sich die Abgänge (siehe Tabelle). Nachdem Bellin selbst und Geschäftsführer Michael Juen (inzwischen SLG) die Ettenheimer Ende vergangenen Jahres verlassen haben, gehen weitere Spezialisten, wie DerTreasurer erfahren hat. Das Beratungshaus Deloitte etwa hat ein fünfköpfiges Coupa-Team um Michael Bach und Katja Franz geholt. Bellin-Urgestein Matthias Deschner ist zu Kyriba gegangen.

Die neuen Gesichter bei Coupa Deutschland sind für Treasurer vergleichsweise unbekannt. Deutschlandstatthalter ist dem Softwarehaus zufolge Mathias Radtke, offiziell Senior Vice President Legal bei Coupa. Wolfgang Kalthoff, ehemals Technologiechef, ist weiterhin als Vice President Product Engineering bei Coupa Pay an Bord.

Coupa weist auf natürliche Fluktuation hin

Gegenüber DerTreasurer weist Coupa darauf hin, dass eine Fluktuation nach einer Übernahme nicht unüblich sei. Zumindest über die zahlreichen Wechsel zu Deloitte ist man in Ettenheim offiziell nicht erbost: „Deloitte und Coupa haben eine globale Partnerschaft in Bezug auf die Implementierung“, erklärt Sebastian Niemeyer von Coupa.

Eine solche Kooperation habe man mit allen Big-Four-Häusern und auch mittelständischen Beratungen. „Coupa hat starke Wachstumsambitionen, da können wir die Implementierungsberatung nicht mehr selbst stemmen. Das Know-how ist jetzt bei unserem Partner, Michael Bach steht uns für Projekte voll zur Verfügung.“ Themen wie Qualitätssicherung und das Bankenmanagement blieben hingegen bei Coupa. Auch das Entwicklungsteam von Coupa Treasury bleibe in Karlsruhe und werde nicht verkleinert.

Bellin-Stärken gehen langsam verloren

Bei Treasurern und Marktbeobachtern sorgt der Exodus an qualifiziertem Fachpersonal indes für Sorgenfalten. Die einst starke Marke „Bellin“ ist mittlerweile komplett verschwunden, TM5 ist nun Coupa Treasury. Mehrere Treasury-Spezialisten, die sich als Bellin-freundlich bezeichnen oder das Tool im Einsatz haben, monieren gegenüber dieser Publikation einen verschlechterten Service. Ein Interims-Treasurer, der TM5 bei mehreren Kunden eingeführt hat und sich selbst als „Fan der Software“ bezeichnet, greift zu drastischen Worten: „Bellin, wie es früher war, gibt es nicht mehr.“ Die besondere Stärke der Ettenheimer sei stets gewesen, sich an den Bedürfnissen der Kunden auszurichten und punktgenau zu liefern. „Das ist verlorengegangen.“

Was Coupa zu den Marktmeinungen sagt und welche Kritikpunkte Galeria-Karstadt-Kaufhof-Treasurer Oliver Becker anführt, können Sie im vollständigen Artikel im E-Magazin 06/2022 nachlesen.

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