Deutsche Bahn

06.05.20
Software & IT

Deutsche Bahn baut Fraud Monitor für Zahlungsverkehr

Im Treasury der Deutschen Bahn steht Digitalisierung ganz weit oben auf der Agenda. Die Abteilung nutzt dabei vor allem Open-Source-Angebote. Auch im Kampf gegen Betrug im Zahlungsverkehr setzt der Staatskonzern auf zwei Eigenentwicklungen.

Neue Technologien spielen im Treasury der Deutschen Bahn längst eine wichtige Rolle: Der Staatskonzern setzt etwa Predictive Analytics für die Liquiditätsplanung ein und will künftig mit Hilfe von Webcrawlern – also Programmen, die das Internet nach bestimmten Stichworten durchsuchen – auch Kreditrisiken von Mittelständlern überwachen. „Wir nutzen dabei in der Regel Open-Source-Angebote“, berichtete Gerd Berghold, Head of Financial Services and Digital Treasury bei der Bahn kürzlich in einem Webinar von DerTreasurer und der Deutschen Bank. „So erreichen wir eine schnelle und kostengünstige Umsetzung.“

Fraud Monitor filtert auffällige Zahlungen

Auch im Kampf gegen Betrug im Zahlungsverkehr setzt die Bahn auf zwei Eigenentwicklungen. So hat die Digital-Treasury-Einheit um Berghold auf Basis einer Programmierschnittstelle (Rest API) eine Lösung gebaut, die auffällige Zahlungen filtert. „Der Fraud Monitor zieht sich alle Zahlungsdaten aus der Vergangenheit und vergleicht diese mit den aktuell im System erfassten Zahlungen“, erklärt Berghold die Funktionsweise.

Anschließend gibt es drei Szenarien: Bei Zahlungen, die es bis dato noch nie gab, wird ein Alarm ausgelöst. „Dann treten wir an die Bank heran und lassen uns die Informationen zur Zahlungsverarbeitung (SSI) noch einmal zuschicken“, so Berghold. Wenn Zahlungen über drei Monate hinweg nicht mehr getätigt wurden, löst das System eine Warnung aus. Und auch für unauffällige Zahlungen wirft das System weitere Informationen aus – etwa wie oft sie getätigt wurden und wann zum letzten Mal.

Lösung eignet sich nur für Treasury-Zahlungen

Darüber hinaus setzt die Bahn Robotics zur Betrugsbekämpfung ein: Ein Roboter loggt sich in das Zahlungstool TIS ein und gleicht die dort hinterlegten Templates mit den SSI der Bank ab. „Das, kombiniert mit dem Fraud Monitor, gibt uns ein gutes Gefühl im Zahlungsverkehr", so Berghold.

Die Bahn nutzt das System nur für Treasury-Zahlungen, von denen es im Unternehmen etwa 50 bis 100 am Tag gibt. „Bei Treasury-Zahlungen ist die Wahrscheinlichkeit von Fraud zwar geringer, da wir die Banken, mit denen wir Finanztransaktionen tätigen, kennen“, so Berghold. „Aber wenn etwas passieren sollte, dann reden wir über Schäden im zwei- oder dreistelligen Millionenbereich.“ Etwa einmal am Tag poppe ein Alarm auf, ein Betrugsfall sei aber noch nicht aufgetreten. Für operative Zahlungen wäre diese Lösung aufgrund der hohen Volumina nicht praktikabel, erklärt Berghold. Hier sei ein Predictive-Analytics-Ansatz besser.

Backhaus[at]derTreasurer.de

Das komplette Webinar mit der Deutschen Bahn gibt es hier als Videomitschnitt.