Novum bei der Deutschen Börse: Über die neue Digitalplattform D7 ist es der Tochtereinheit Clearstream gelungen, die Emission von Wertpapieren digital und automatisiert durchzuführen. Die ersten automatisierten Emissionen wurden von der LBBW und Vontobel begeben. D7 sei vollständig in die globale Infrastruktur von Clearstream, dem Nachhandelsdienstleiter der Deutschen Börse, integriert und verbinde so bestehende Netzwerke und digitale Lösungen, heißt es seitens der Deutschen Börse.
Bei D7 handelt es sich laut den Eschbornern um eine Plattform, die unter anderem auf der Distributed-Ledger-Technologie basiert. Die damit begebenen elektronischen Wertpapiere enthielten „alle relevanten Informationen, die während des gesamten Lebenszyklus eines Wertpapiers benötigt werden, wie Referenz-, Zulassungs- und rechtliche Daten, sowie Kapitalmaßnahmen und Berichtsinformationen“.
Deutsche Börse hofft mit D7 auf den großen Wurf
Durch D7 werde „die Emission strukturierter Produkte von Tagen auf Minuten verkürzt, und unsere Kunden und Partner können sich schneller an ein verändertes Marktumfeld anpassen“, kommentiert Jens Hachmeister, Head of Issuer Services & New Digital Markets bei Clearstream, die Transaktion. „Mit der ersten Pilotemission eines LBBW-Bonus-Zertifikates über die D7-Plattform, begleitet von Clearstream, gehen wir den nächsten technologischen wichtigen Schritt hin zu einer End-to-End Digitalisierung“, sagt Jan Krüger, Head of Equity-Markets der LBBW.
Die Pläne der Deutschen Börse mit D7 sind ambitioniert. Clearstream will in Zukunft für circa 80 Prozent der deutschen Wertpapiere eine vollständig digitale Alternative zur herkömmlichen physischen Emission bieten können. Das neue D7-Angebot umfasse Optionsscheine und Zertifikate. Für die Zukunft sind weitere Anlageklassen und Länder in Übereinstimmung mit den jeweiligen regulatorischen Rahmenbedingungen geplant.
Auch für Corporate Treasurer könnte die D7-Plattform bei der Begebung von Wertpapieren relevant werden. Wie eine Sprecherin gegenüber DerTreasurer angab, seien auch Commercial Papers in Planung. Diese würden voraussichtlich im November begeben, drei Emittenten stünden schon in den Startlöchern. Um welche Unternehmen es sich handelt, ist nicht bekannt.
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Blockchain könnte Anleiheplatzierungen beschleunigen
In der Vergangenheit mussten deutsche Wertpapiere als papierbasierte Globalurkunden emittiert und in einem physischen Tresor bei dem zentralen Wertpapierverwahrer aufbewahrt werden. Dies sei meist mit einem mehrtägigen Emissionsprozess verbunden gewesen, so die Deutsche Börse. Im vergangenen Jahr verabschiedete der deutsche Gesetzgeber das Gesetz über elektronische Wertpapiere (eWpG), das die dematerialisierte Ausgabe von Wertpapieren ermöglicht und damit den Weg für die Automatisierung des Wertpapierlebenszyklus ebnete.
Für CFOs und Treasurer könnten sich dadurch neue Möglichkeiten eröffnen. Speziell bei Anleihe- oder Aktienplatzierungen könnte Distributed-Ledger-Technologie und die darauf aufbauende Blockchain-Technologie für Veränderung sorgen. „Die Vorteile für Unternehmen sind geringere Transaktionskosten und die Ansprache anderer Zielgruppen“, sagte Nils von Schoenaich-Carolath vom Bankhaus Scheich im Mai gegenüber FINANCE. Denn eine Blockchain-basierte Anleihe lasse sich kleiner stückeln, Werte bis zu 20 Euro je Anleihe seien denkbar. Auch ein Sekundärmarkt für digitale Anleihen und Aktien könnte sich in Zukunft entwickeln.
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Der gebürtige Schleswig-Holsteiner ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury.