Treasurer zögern bei neuen Standards

Seit dem 9. Oktober gibt es neue Standards im Zahlungsverkehr. Seitdem gilt die Verification of Payee (VoP) im europäischen Zahlungsverkehr, ein Bestandteil der Instant-Payments-Regulierung. Die VoP ist ein Iban-Namen-Vergleich, der bei der Betrugsbekämpfung helfen soll. Doch was bei der EU-Kommission in Brüssel als Fortschritt konzipiert wurde, erweist sich in der Praxis als schwer umsetzbar.Wie das aktuelle Treasurer-Panel von DerTreasurer zeigt, für das 150 Treasurer befragt wurden, sind viele hinsichtlich der VoP noch sehr skeptisch. 51 Prozent der Befragten nutzen die Opt-out-Möglichkeit und verzichten damit auf den Iban-Namen-Check. Nur 26 Prozent setzen die VoP ein – 11 Prozent standardmäßig, 15 Prozent für ausgewählte Zahlungen.Die individuelle Auseinandersetzung mit den Rückmeldungen bedeutet für das Treasury einen großen zusätzlichen Aufwand, wie aus den Freitextantworten zur VoP hervorgeht. Die Befragten kritisieren vor allem die Art und Weise der Implementierung. Der häufigste Kritikpunkt betrifft die Integration in den Zahlungsprozess: „Mich stört, dass die Stammdatenverifikation innerhalb des Zahlungsprozesses durchgeführt wird und ihn daher wesentlich beeinträchtigt und verlangsamt.“ Viele fordern: „Es muss eine vorgelagerte Prüfung möglich sein, nicht im Zahlungsprozess.“Treasurer kritisieren die strenge PrüflogikDie Handhabung bei Abweichungen kritisieren einige als unpraktikabel: „Zahlungsläufe werden komplett zurückgewiesen, falls eine VoP nicht passt. Das können wir uns nicht erlauben.“ Ein Treasurer schlägt stattdessen vor, „dass eine Teilausführung von Dateien (ohne ‚No Match‘) möglich ist“ – statt dass bei Massenzahlungen gleich die ganze Datei hängenbleibe.Außerdem monieren viele die strenge Prüflogik: „Dass sogar ein fehlender Punkt zur Abweisung führt“, halten sie für falsch. Ebenso, dass „verschiedene Schreibweisen von Rechtsformen bereits zu ‚Close Match‘ oder sogar ‚No Match‘ führen können“. Diese Tatsache mache den gesamten Prozess „unpraktikabel“. Die verschiedenartige Handhabung durch Banken sorgt ebenfalls für erheblichen Unmut: „Die Banken gehen unterschiedlich mit dem Thema um.“ Teilweise würden die Informationen durch die Banken sehr spät bereitgestellt. Ein anderer Treasurer ergänzt: „Das Feedbackprotokoll der Banken im Online-Banking ist nicht anwenderfreundlich. Keine unserer zwei Banken gibt eine visuell schnell erfassbare Rückmeldung.“Ein Thema, weshalb es bei der VoP zu Problemen kommt, sei zudem die Qualität der Bankdaten: „Die Stammdaten bei vielen Banken sind häufig inkorrekt und führen zu häufigen ‚No Matches'“, lautet die Antwort eines befragten Panel-Teilnehmers. Ein anderer Treasurer erklärt: „Die Kunden nutzen nicht den Firmennamen, sondern die Markennamen. Es gibt extreme Gebühren für Alias-Namen. Einige Banken bieten keine Alias-Namen an.“ Die Stammdatenpflege wird als großer Aufwand gesehen: „Der Anlaufaufwand für die Stammdatenpflege in der gesamten Prozesskette ist enorm hoch.“ Auch die Systemintegration wird als unzureichend kritisiert: „Unser TMS kann die VoP noch nicht abbilden.“Biontech-Treasury geht eigene WegeAuch Biontech-Treasury-Chef Dirk Schreiber hat sich aus Effizienzgründen für das Opt-out-Verfahren entschieden. Um dennoch die Stammdaten zu verbessern und sich vor Betrug zu schützen, geht das Biotechnologieunternehmen einen eigenen Weg. Die Mainzer haben inzwischen eine Alternative implementiert: Der Konzern nutzt einen Deutsche-Bank-Service, integriert in die SAP-Stammdatenverwaltung. „Wir können so schon vor der Ausführung einer Zahlung sicherstellen, dass die Kombination Name/Kontonummer korrekt ist. Dadurch wird der VoP-Service faktisch obsolet für uns“, erklärt Schreiber. Der Vorteil: Die Prüfung erfolge bereits bei der Anlage der Stammdaten, nicht erst unter Zeitdruck vor einer Cut-off-Zeit. Der Service decke nicht nur die Sepa-Zone ab, sondern auch Länder wie Großbritannien, Indonesien oder Kanada. Die Deutsche Bank plant laut Schreiber zudem, den Länderumfang weiter auszubauen. Info Das vollständige Treasurer-Panel lesen Sie hier.

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