Corona: Wie stabil sind Geldmarktfonds?

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Mit dem Ausbruch des Coronavirus wurde zeitweise der Geldmarkt stark gestört. Commercial Papers zu emittieren war kaum noch möglich. Enorme Geldmengen flossen aus Geldmarktfonds ab, die bis dahin dort “geparkt“ waren. „Zuflüsse hingegen gab es zeitweise nur bei kurzfristigen Wertpapieren, die ausschließlich in Staatspapiere investierten“, beobachtete Vincent Mortier, Deputy Group CIO bei Amundi Asset Management.

Diese Lage hielt bis Mitte April an, danach sah er eine „langsame, aber stetige Verbesserung“, die Abflüsse „stabilisierten“ sich wieder. Seit Mitte Mai – vor  allem mit dem Ende des Lockdowns in vielen europäischen Ländern – habe sich demnach der Geldmarktfondsmarkt wieder erholt.

Geldmarktfonds sind stabiler als in Finanzkrise 2009/09

Dass sich der Markt trotz Krise so schnell wieder stabilisiert hat, begründet Mortier damit, dass Geldmarktfonds im Niedrigzinsumfeld eine gute Alternative bei der Anlage der kurzfristigen Liquidität sind. „Geldmarktfonds stellen im Gegensatz zur Bankeinlage eine diversifizierte Investitionslösung dar und übersteigen zumeist die Renditen von Einlagen oder kurzfristigen Geldmarktinstrumenten“, argumentiert der CIO. Besonders durch die Kriseninterventionen der Zentralbanken sind die Zinsen diesseits und jenseits des Atlantiks gesunken, was Anleger zu Geldmarktfonds bewegt, wo sie oft weniger „Strafzinsen“ zahlen als bei Banken, die die Negativzinsen seit Jahresbeginn stärker einfordern.

So präsentierten sich die Geldmarktfonds deutlich widerstandsfähiger als in der Finanzkrise 2008/09. Damals zogen die Investoren massenhaft gleichzeitig ihr Geld raus. Problematisch war, dass die Geldmarktfonds eine komplexe Struktur hatten. Speziell die CNAVs – Fonds mit konstantem Nettoinventarwert – wurden hernach deutlich stärker reguliert. Da solche Fonds in Bedrängnis geraten konnten, wenn Investoren in volatilen Zeiten ihre Anteile zu einem im Vergleich zum Markt überhöhten Preis zurückgaben, dürfen diese Fonds fast nur noch in-Public Debt, also in Staatsanleihen, investieren.

Zudem stellt Mortier im Gegensatz zur Finanzkrise kein größeres Problem hinsichtlich der Qualität der Vermögenswerte in den Portfolios der Geldmarktfonds fest – weder in Bezug auf die Kreditqualität noch auf die globale Liquidität. Die Geldmarktfonds führten „laufend Stresstests durch“, was helfe, „ihre Risikopositionierung in Bezug auf das Marktumfeld zu bewerten“. In den vergangenen drei Monaten hat es laut Amundi deshalb neben den Bestandskunden auch „einige neue Kunden“ gegeben, die Geldmarktfonds für ihre kurzfristige Anlage nutzen.

Autorenbild Sarah Backhaus

Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Ihre Themenschwerpunkte sind Restrukturierung, Transformation, Zahlungsverkehr und Cash Management.