Die beiden Geschäftsführer von Paymenttools, Jens Kohnen (links) und Salah Zayakh (rechts) sowie Rewe-Group-Finanzleiter Klaus Wirbel (Mitte) sprechen über Herausforderungen und Ziele des Zahlungsabwicklers.

Paymenttools

23.02.22
Cash Management & Zahlungsverkehr

„Payment-Markt verändert sich sehr stark“

Die Rewe Group baut mit Paymenttools einen eigenen Payment Service Provider auf. Die beiden Geschäftsführer der neuen Einheit Jens Kohnen und Salah Zayakh sowie Rewe-Group-Finanzleiter Klaus Wirbel sprechen über Herausforderungen und Ziele des Zahlungsabwicklers.

Im vergangenen Sommer hat die Rewe Group die Entwicklung eines eigenen Payment Service Providers ausgerufen. Mit der 100-prozentigen Tochtergesellschaft namens „Paymenttools“ will der Handels- und Touristikkonzern eine „eigene B2B-Bezahlplattform für Kunden und Partner“ etablieren, hieß es im Juli 2021. Ziel sei es, die „komplette Abwicklung des Bezahlvorgangs im stationären und digitalen Einkauf aus einer Hand“ anzubieten. DerTreasurer hat mit den beiden Geschäftsführern von Paymenttools, Jens Kohnen und Salah Zayakh, sowie Klaus Wirbel, Leiter Finanzen der Rewe Group, über das Projekt gesprochen.

Paymenttools auch für externe Händler nutzbar

In der Vergangenheit lief der Bezahlvorgang Ihrer Kunden über externe Anbieter. Warum baut die Rewe Group nun einen eigenen Zahlungsabwickler auf?
Klaus Wirbel: Die Gründung von Paymenttools ist Teil einer technologischen Diversifizierungsstrategie der Rewe Group, die die Customer Journey im digitalen Handel betrifft. Die Rewe Group hat in diesem Zusammenhang bereits vor einigen Jahren zwei Tochtergesellschaften namens Commercetools und Fulfillmenttools gegründet. Commercetools ist eine Plattform für den digitalen Handel. Fulfillmenttools verknüpft als Lieferunternehmen das Online- und Filialgeschäft von Händlern. Vor der Gründung von Paymenttools war in der Mitte der Customer Journey eine Lücke, die wir mit Drittanbietern gefüllt haben. Mit Paymenttools schließen wir diese Lücke nun mit einer weiteren eigenen Tochtergesellschaft der Rewe Group.

Paymenttools soll aber nicht nur eine Bezahlplattform für die Rewe Group sein. Auch externe Händler sollen sie nutzen können.
Salah Zayakh: Das ist richtig. Der Payment-Markt verändert sich gerade sehr stark. Die Pandemie beschleunigt den Wandel noch. Hier liegt sehr viel Potential, das wir für uns nutzen möchten. Schon jetzt ist die Rewe Group mit jährlich rund einer Milliarde Payment-Transaktionen einer der größten Girocard-Netzbetreiber in Deutschland. Da ist es nur konsequent, weitere Bezahlvorgänge bei uns zu bündeln und diese auch anderen zur Verfügung zu stellen. Wir haben die Möglichkeit, im Markt bedeutend mitzuspielen.

Paymenttools will bald „zusätzliche Services“ anbieten

Das heißt, Paymenttools will signifikante Anteile am Markt der Zahlungsabwickler gewinnen?
Wirbel: Ja, wir verstehen uns als eigenständigen Payment Service Provider. Der Anspruch, für externe Partner Zahlungen abzuwickeln, ist für uns mindestens genauso wichtig, wie das nach innen abzubilden. Aber wir sind und bleiben natürlich auch intern ein wichtiger Dienstleister der Rewe Group.

Welche Folgen hat die Gründung von Paymenttools für die Tochter Rewe Group Card Service, über die die Rewe Group Zahlungen mit der in Deutschland dominierenden Girocard selbst abwickelt?
Zayakh: Rewe Group Card Service ist in Paymenttools aufgegangen. Die Einheit, die wir umbenannt haben, bildet die Basis, auf der wir aufsetzen. Das, was uns an Produkten noch fehlt, wollen wir nun entwickeln.

Welche Angebote plant Paymenttools auszurollen?
Jens Kohnen: Ein gewisses Grundportfolio bieten wir bereits seit Januar an. Es ist ein fliegender Start. In naher Zukunft werden wir zusätzliche Services anbieten können. Bislang haben wir zwei Fokusbereiche: am stationären Point of Sale den Netzbetrieb beziehungsweise die Girocard-Akzeptanz und das Kreditkarten-Acquiring. Hinzu kommt Payment im Online-Handel. Künftig bestimmt der Marktstandard, welche Zahlungsmöglichkeiten wir darüber hinaus noch anbieten werden. Der Markt entwickelt sich weiter und da wollen wir mit dabei sein. Grundsätzlich muss die Bezahlabwicklung so einfach und so effizient wie möglich sein.

Händler sollen passende Bezahlmethoden bekommen

Welche Rolle spielen neue Bezahlarten für Paymenttools?
Zayakh: Für uns ist ganz wichtig, dass der Händler die für ihn passende Bezahlmethode bekommt. So sind in Deutschland noch wenig verbreitete Zahlmethoden wie Alipay bereits in gewissen Bereichen präsent.

International sind solche neuartigen Bezahlmethoden schon deutlich etablierter. Wieso ist Deutschland so spät dran?
Kohnen: Der deutsche Markt ist traditionell stark auf die Girocard fokussiert. Deren Weiterentwicklung stockt aber. Deutschland hat es verpasst, sie in die Online-Welt zu bringen. Paypal ist im deutschen Markt so stark wie in keinem anderen Land in Europa. Da ist der Weg heraus schwer. Auch mit der European Payments Initiative, kurz EPI, scheint jetzt nicht unmittelbar das große Licht am Ende des Tunnels zu kommen. Es wäre wünschenswert, wenn da etwas mehr Vielfalt bestehen würde.

Sind bei Paymenttools schon erste externe Kunden an Bord?
Kohnen: Dazu können wir uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht äußern. Haben Sie bitte noch etwas Geduld [lacht].

Recruiting ist größte Herausforderung für Paymenttools

Sie stecken noch mitten im Aufbau des Providers: Was sind denn die derzeit schwierigsten Aufgaben?
Zayakh: Die größte Herausforderung ist das Recruiting. Es ist sehr schwer, Technologietalente zu finden. Wir haben es trotzdem geschafft, 2021 auf 50 Mitarbeiter anzuwachsen. In diesem Jahr werden wir die Zahl noch einmal verdoppeln.

Wie sieht denn die Zusammenarbeit der neuen Einheit Paymenttools mit dem Group Treasury der Rewe Group aus?
Wirbel: Das Group Treasury der Rewe Group und Paymenttools agieren unabhängig voneinander. Ich darf aber Paymenttools zusammen mit dem CTO von Rewe Digital beraten. Der Payment Service Provider hat eine eigene Organisation mit einer eigenen Kultur und einem eigenen Team. Er soll wie ein echtes Start-up innerhalb eines Konzerns funktionieren.

Zayakh: Wir produzieren Payment-Software. Das ist ein komplett anderer Ansatz, als der, den das Rewe-Group-Treasury verfolgt. Die anderen Gesellschaften der Rewe Group sind unsere Kunden. Das Portfolio an Dienstleistern im Finanzbereich ist mit Paymenttools erweitert worden.

Ist für Paymenttools eine eigene Bafin-Lizenz das Ziel?
Kohnen: Bislang brauchten wir keine eigene Lizenz, da wir dort, wo es regulatorisch relevant war, auf Partner zurückgegriffen haben. Mittel- bis langfristig ist aber ein eigenes Set-up geplant. Wir werden uns zu gegebener Zeit damit beschäftigen.

Paulus[at]derTreasurer.de