wip-studiolublin/iStock/Getty Images Plus

03.04.19
Cash Management & Zahlungsverkehr

„Deutschland hinkt dramatisch hinterher“

Deutsche Unternehmen zögern noch bei der Umstellung auf E-Invoicing. Ein wesentlicher Grund dafür sind die Bundesländer, die sich noch uneins über den rechtlichen Rahmen sind.

Seit dem 27. November 2018 sind sämtliche deutschen Bundesbehörden dazu verpflichtet, E-Rechnungen von ihren Lieferanten und Dienstleistern empfangen und verarbeiten zu können. Doch bisher zögern viele deutsche Unternehmen weiterhin mit der Umstellung auf E-Invoicing.

„Der ganz große Umstellungsschwung ist bisher ausgeblieben“, beobachtet Marcus Laube, Geschäftsführer des Fintechs Crossinx. Dies liege vor allem an den Bundesländern. Die Landesparlamente arbeiten derzeit Gesetze aus, die die Anforderungen an die E-Rechnung enthalten sollen. Davon ausgenommen sind Bremen und Schleswig-Holstein, die ihre Gesetze bereits verabschiedet haben.

Deutschland droht bei E-Invoicing Flickenteppich

Bei der Ausarbeitung der Gesetze können die Vorgaben variieren. „Jedes Bundesland wird seine eigenen Anforderungen an die E-Rechnung haben“, erklärt Donovan Pfaff, CEO des Beratungshauses Bonpago. So zeichne sich beispielsweise in Bayern ab, dass es dort überhaupt keine Pflicht zum Versand von E-Rechnungen für Unternehmen geben werde. In Hessen hingegen würde diskutiert, ob auch reine PDF-Dateien akzeptiert werden sollen.

Diese sind wiederum auf Bundesebene unzulässig: Die obersten Behörden akzeptieren lediglich E-Rechnungen, die im Datenformat XML geliefert werden. „Wir laufen in das Risiko eines Flickenteppichs“, befürchtet Laube. Dies stelle die Unternehmen bei der Umrüstung vor enorme Herausforderungen. Die Experten beobachten, dass deutsche Firmen die Situation nutzen, um ihre gesamten Finanzprozesse zu überprüfen, um sie so schnell wie möglich an die Anforderungen der Länder anpassen zu können.

„Jedes Bundesland wird seine eigenen Anforderungen an die E-Rechnung haben“

Donovan Pfaff, Bonpago

Umstellung auf E-Invoicing kann zwei Jahre dauern

Bei der Einführung seien andere europäische Länder schon wesentlich weiter. „Deutschland hinkt dramatisch hinterher“, mahnt Laube. So sei Italien, wo der Versand einer E-Rechnung im XML-Format seit 1. Januar 2019 für alle Unternehmen verpflichtend ist, Deutschland weit voraus.

Laube und Pfaff warnen davor, den Aufwand für die Umrüstung zu unterschätzen. Pfaff zufolge kann eine Umstellung bis zu 24 Monate dauern und bei einem durchschnittlichen Mittelständler mit 300 Mitarbeitern bis zu 50.000 Euro kosten.

Jedoch ergäben sich auch langfristige Einsparungspotentiale. So habe ein Maschinenbauer, der rund 20.000 Rechnungen Pro Jahr versendet, nach der Umstellung rund 85.000 Euro pro Jahr eingespart. Auch wenn die Unternehmen noch bis November 2020 Zeit für die Umstellung haben, empfehlen die Experten frühzeitig die entsprechenden Prozesse einzuleiten.

Mehring[at]derTreasurer.de

Keine Neuigkeiten aus dem Treasury mehr verpassen: Abonnieren Sie kostenlos den DerTreasurer-Newsletter und bleiben Sie über alle aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden.