Die ersten europäischen Banken positionieren sich für die Euro-Echtzeitzahlungen, die im November an den Start gehen sollen.

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11.10.17
Cash Management & Zahlungsverkehr

Instant Payments: Banken schließen Tests mit EBA Clearing ab

Im kommenden November sollen die Euro-Echtzeitzahlungen starten. Die ersten europäischen Banken positionieren sich. Deutsche Adressen sind bislang aber noch nicht dabei.

Die Uhr tickt: In wenigen Wochen sollen die Euro-Echtzeitzahlungen, die sogenannten Sepa Instant Payments, Realität sein. Mehrere europäische Banken haben nun den Test der paneuropäische Echtzeitzahlungsplattform RT1 von EBA Clearing abgeschlossen, teilte der Zahlungsinfrastrukturbetreiber mit. Zu ihnen zählen bekannte europäische Adressen wie ABN Amro, Banco Santander, BBVA, Caixa Bank, Erste Group Bank, Raiffeisen Banking Group Austria und Unicredit. Aber auch kleinere, weniger bekannte Kreditinstitute, wie die Banca Patrimoni Sella, die Latvijas Banka oder die Lietuvos Bankas stehen auf der von EBA Clearing veröffentlichten Liste der ersten RT1-Nutzer.

Allerdings betont der Zahlungsinfrastrukturbetreiber, dass die Liste lediglich die Namen der „meisten“ Banken enthielte, die zum Go live von RT1 am 21. November 2017 die paneuropäische Echtzeitzahlungsplattform nutzen würden, nicht „alle“. Weitere Banken dürften also noch folgen, darunter auch deutsche Kreditinstitute. Denn deren Namen sind bislang noch nicht auf der Liste der ersten RT1-Teilnehmer zu finden. „Wir erwarten, dass mehr als 50 Erstanwender bis Mitte 2018 mit RT1 verbunden sind“, kommentiert Hays Littlejohn, CEO von EBA Clearing.

RT1 wird eigenen Angaben zufolge rund um die Uhr für das Ausgleichen von Echtzeitzahlungen („Settlement“) im Rahmen des Sepa Credit Transfer (SCT)-Schemas des Europäischen Zahlungsverkehrsrats (European Payments Council – EPC) eingesetzt. Die Plattform, die EBA Clearing zusammen mit 39 Gründungsinstitutionen seit April 2016 entwickelt und implementiert, wurde als netzwerkunabhängiges System angelegt.

Instant Payments: Swift ermöglicht Ende 2018 Zugang zu RT1

Darüber hinaus hat Swift noch bekannt gegeben, einen direkten Zugang zu RT1 zu ermöglichen. Der Finanznachrichtendienstleister will seinen Nutzern ab November kommenden Jahres seine Instant-Payments-Lösung zu Verfügung stellen. Für die Sepa-Region hat Swift zugesagt, neben dem direkten Zugang zum RT1-System der privatwirtschaftlich organisierten EBA Clearing auch einen Zugang zur Plattform des Eurosystems Target Instant Payment Settlement (TIPS) zu stellen. TIPS ist das System der Europäischen Zentralbank. Es ist eine konkurrierende Plattform zu RT1 und steht voraussichtlich erst ab November 2018 zur Verfügung.

Für die Banken ist die Umstellung auf den Echtzeitzahlungsverkehr mit enormen Kosten verbunden. Einer Umfrage der Beratung Bearing Point zufolge glauben 43 Prozent der Befragten aus 25 Banken, dass die Kosten zur Einführung von Instant Payments höher sein werden als die Kosten der Sepa-Umstellung vor drei Jahren.

„Ihre bankinterne IT-Infrastruktur, wie etwa das Rechnungswesen, vollumfänglich echtzeitfähig zu machen wird die [Bank]Häuser im Schnitt mehr kosten als die Euro-Einführung“, glaubt beispielsweise auch Michael Steinbach, CEO des Zahlungsverkehrsabwicklers Equens Worldline. Viele Banken konzentrieren sich daher im ersten Schritt darauf, Instant Payments für Kunden empfangen und auslösen zu können. „Die Echtzeit-Verbuchung in den bankinternen Buchungssystemen folgt dann in einem zweiten Schritt“, sagt Steinbach.

Banken nicht zum Angebot von Euro-Echtzeitzahlungen verpflichtet

Allerdings sind Banken im Gegensatz zur Sepa-Überweisung und -Lastschrift nicht dazu verpflichtet, ihren Kunden Euro-Echtzeitzahlungen zu ermöglichen. Nur die wenigstens Großbanken dürften darauf verzichten, solche Echtzeitüberweisungen anzubieten – zu groß ist die Gefahr Kunden an die Konkurrenz zu verlieren.

Die Sepa Instant Payment sind nach der Sepa-Umstellung im Jahr 2014 der nächste Schritt, um den europäischen Zahlungsverkehr zu vereinheitlichen. Das neue kontobasierte Zahlverfahren in Echtzeit soll eine sekundenschnelle Zahlungsausführung rund um die Uhr einschließlich der Bestätigung über den Erfolg einer Transaktion beinhalten. Das bedeutet, dass der Service immer, also 24 Stunden und 365 Tage im Jahr verfügbar ist. In Großbritannien, Dänemark, Singapur und Australien sind solche Echtzeitüberweisungen bereits möglich.

Paulus[at]derTreasurer.de

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