In Ausnahmefällen sind Überweisungen nach Russland und von dort heraus noch möglich.

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18.05.22
Cash Management & Zahlungsverkehr

Russland-Überweisungen: Das geht noch

Infolge des Ukraine-Kriegs ist der Zahlungsverkehr mit Russland massiv eingeschränkt. Diese Möglichkeiten haben Treasurer noch.

Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine hat die EU viele Sanktionen im Zahlungsverkehr mit Russland beschlossen. Dazu zählt etwa der Ausschluss von russischen Banken vom Nachrichtendienst Swift. Betroffen sind Bank Otkritie, Novikombank, Promsvyazbank, Bank Rossiya, Sovcombank, Vnesheconombank (VEB) und VTB Bank. Auch die Sberbank und zwei weitere große russische Banken sollen von Swift abgekoppelt werden.

Was heißt das nun für den Zahlungsverkehr? Wie kommt jetzt das Geld aus beziehungsweise nach Russland?

DZ Bank hat ZV mit Russland wieder aufgenommen

Überraschend ist, dass durchaus noch Überweisungen in größerem Umfang möglich sind. So hat zum Beispiel die DZ Bank nach einer dreiwöchigen Pause den Zahlungsverkehr mit Russland wieder aufgenommen. „Im Zahlungsverkehr mit Russland-/Weißrussland-Bezug prüfen wir derzeit auf Einzelfallbasis und sehr restriktiv, welche Zahlungen wir unter Berücksichtigung aller Bestimmungen und Sanktionen durchführen können“, sagte ein Sprecher gegenüber DerTreasurer.

Konkret heißt das, dass die DZ Bank nach Einzelfallprüfung Geld von russischen Unternehmen annimmt, solange es oder beteiligte Personen nicht auf der Sanktionsliste stehen. Das können zum Beispiel Überweisungen sein, in denen ein deutsches Unternehmen Geld aus Lieferungen erhält, deren Verträge vor Kriegsbeginn abgeschlossen wurden.

Auch Überweisungen nach Russland sind möglich – wobei die Bank hier nach eigener Darstellung besonders vorsichtig vorgeht und es sich um „Ausnahmen handeln soll“. Diese Überweisungen sind nur in Euro möglich. Zudem müssen die Unternehmen dafür ins Risiko gehen, also in der Regel selbst für die möglichen Folgen haften.

Auch bei der HVB geht noch was

Wie sieht es bei den anderen Banken aus? Die Hypovereinsbank (HVB) „führt den Zahlungsverkehr für Unternehmens- und Privatkunden im Rahmen der geltenden Sanktionsbestimmungen aus“. Vorab werden „alle Anfragen neuer Kunden oder ungewöhnliche Geschäftsausweitungen von Bestandskunden im Einzelfall geprüft.“ Zudem: „Die Überweisungen erfolgen in Euro, die Marktliquidität im Rubel ist derzeit gering.“ Die HVB-Mutter Unicredit erwägt derzeit aber einen Rückzug aus Russland.

Doch die DZ Bank und die HVB sind keineswegs die einzigen, über die noch Zahlungstransaktionen mit Russland laufen. Auch die Berliner Sparkasse, die LBBW, die Helaba, die Stadtsparkasse München, die NordLB und die Deutsche Bank tätigen noch Überweisungen mit nichtsanktionierten russischen Banken. Allerdings gibt es hier nach Angaben der Häuser immer Einzelfallprüfungen. Und das Angebot gilt in den meisten Fällen lediglich für Bestandskunden.

Commerzbank übernimmt keine Garantie

Auch bei der Commerzbank geht noch was im Zahlungsverkehr. Jedoch garantiert die Bank nicht, dass das Geld auch ankommt. „Zahlungsaufträge nach und von Russland können aufgrund der allgemeinen Verunsicherung im Markt und zunehmender Sanktionen auch seitens der EU gegenüber russischen Banken deutlich verzögert erfolgen. Auch kann es zu Zurückweisungen von Zahlungsaufträgen kommen“, räumt Hans Krohn, Regional Head Institutionals bei der Commerzbank gegenüber DerTreasurer ein. Bei den Zahlungen handelt es sich überwiegend um Außenhandelsfinanzierungen. Das Neugeschäft mit Russland hat das Bankhaus komplett eingestellt, so auch die Kreissparkasse Köln.

Dass deutsche Banken überhaupt noch Zahlungen tätigen, liegt laut einem Zahlungsverkehrsexperten vor allem daran, dass nach EU-Recht einige russische Banken nicht sanktioniert wurden. Das US-Recht greift härter durch. So kommt es dazu, dass Banken, die in großem Umfang in den USA tätig sind, sich aus dem Zahlungsverkehr mit russischen Banken komplett zurückziehen. Denn auch, wenn das Geschäft in Europa abgewickelt wird, könnte der Bank in den USA eine Strafe drohen. „Am Ende entscheidet die Risikobereitschaft der Bank“, meint der Experte, der namentlich nicht genannt werden möchte.

„Am Ende entscheidet die Risikobereitschaft der Bank“

Anonymer Experte im Zahlungsverkehr

Eine ähnliche Situation hat es auch schon 2016 gegeben, als der Iran von Swift abgeklemmt wurde. Auch da war der Zahlungsverkehr mit deutschen Banken noch eine Zeit lang möglich, während in den USA gar nichts mehr ging.

s.backhaus[at]dertreasurer.de