Russische Militärfahrzeuge in Donezk, Ukraine, am 24.02.2022.

Quelle picture alliance - AA Stringer

24.02.22
Cash Management & Zahlungsverkehr

Russland-Ukraine-Krise: Das sagen die Banken

Nachdem Putin am frühen Morgen den Einmarsch in die Ukraine befohlen hat, rief der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Kriegszustand aus. Welche Sanktionen kommen nun und wie reagieren die Banken?

Die Ereignisse überschlagen sich. Heute Morgen hat Wladimir Putin den Einmarsch in die Ukraine befohlen. „Ich habe die Entscheidung für eine Militäroperation getroffen“, sagte Putin in einer Fernsehansprache in der Nacht.

Nachdem Putin Anfang der Woche die Separatistengebiete Donezk und Luhansk als eigenständige Republiken anerkannt hatte, ist dies nun eine weitere Eskalation. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am frühen Morgen den Kriegszustand ausgerufen. Welche Sanktionen folgen auf diesen Angriff? Was bedeutet er für Wirtschaftsbeziehungen und den Zahlungsverkehr mit Russland?

Sanktionen gegen Russland durch die USA, EU und Japan

Die ersten Schritte hatten westliche Staaten schon nach der Anerkennung der Separatistengebiete im Osten der Ukraine am Montag angekündigt. Die USA, die EU und Japan haben den Handel mit russischen Staatsanleihen ausgeschlossen. Die EU einigte sich am Dienstag bei einem Sondertreffen in Paris auf Sanktionen: Mehrere Hundert Personen und Unternehmen sollen auf eine EU-Sanktionsliste kommen.

Darunter sind diejenigen Abgeordnete des russischen Parlaments, die für die russische Anerkennung der selbst ernannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk in der Ostukraine gestimmt haben, aber auch Banken, die in der Ostukraine Geschäfte machen. Aus Treasurer-Sicht dürfte hier das Sanction Screening von Zahlungen wichtig sein, das einige Softwarehäuser auch automatisiert anbieten. 

Zudem sollen die Freihandelsregelungen der EU mit der Ukraine nicht mehr für die Gebiete in der Ostukraine gelten. Außenministerin Annalena Baerbock fügte hinzu, dass dieses Paket der EU-Sanktionen jederzeit verschärft werden könne. Zudem verkündete Bundeskanzler Olaf Scholz am Dienstag, dass die Zertifizierung von Nord Stream 2 bis auf weiteres gestoppt werde. Laut „ntv“-Informationen plant die EU, russische Banken von den europäischen Finanzmärkten auszuschließen. Großbritannien hat Sanktionen gegen fünf kleinere russische Banken verhängt. 

Die USA verhängten ebenfalls Sanktionen gegen einzelne Banken unter anderem die Staatsbank VEB – und gingen noch weiter. Laut US-Präsident werden nun auch Mitglieder der russischen Elite sanktioniert. Biden hatte bereits angekündigt, dass dies nur erste Sanktionen seien, die erweitert werden können – damit ist nun zu rechnen. Auch ein Ausschluss Russlands aus dem internationalen Bezahlungssystem Swift sei bei einer Eskalation immer noch möglich, so Biden. Vergangene Woche sah es noch so aus, als sei ein Swift-Ausschluss eher unwahrscheinlich.

In einer gemeinsamen Stellungnahme forderten die drei baltischen Staaten Litauen, Estland und Lettland am Donnerstagmorgen scharfe Sanktionen, darunter einen Ausschlusses der russischen Banken von Swift. „Außerdem muss Russland politisch isoliert werden.“

Weitere Sanktionen in Sicht?

Es ist sehr wahrscheinlich, dass in den nächsten Stunden weitere Sanktionen folgen. Heute findet ein G7-Gipfel statt. Präsident Biden kündete an, im Laufe des Tages weiterer Sanktionen zu verhängen. Für den Abend ist ein EU-Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs geplant und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zeigte bereits an, dass ein neues Sanktionspaket gegen Russland beschlossen werde. Bundesfinanzminister Christian Lindner twitterte am Morgen: „Der Kreml wird harte #Sanktionen erfahren.“

Banken wollen zu Kunden stehen

Auf Treasurer-Anfrage wie die Banken auf die Russland-Ukraine reagieren, antwortete die Hypovereinsbank gestern nur knapp: „Die HypoVereinsbank steht ihren Kunden weiterhin zur Verfügung und hält sich dabei an alle geltenden Vorschriften.“ Die Unicredit, der die Hypovereinsbank in Deutschland gehört, zählt nach eigenen Angaben zu den größten Banken Russlands. Die große Frage wird sein, ob internationale Banken oder primär russische Geldhäuser von Sanktionen betroffen sind.

Auf Anfrage von DerTreasurer sagte die Deutsche Bank sie sei im engen Kontakt mit ihren Kunden in der Region. „Unsere Kunden beobachten die Situation genau und wir sehen, dass viele unserer Kunden Notfallmaßnahmen aufgesetzt haben“, so einer Sprecher der Deutschen Bank gestern. Das spiegelt auch Informationen von DerTreasurer aus Finanzabteilungen der Dax-Liga wider. In der Ukraine betreue die Deutsche Bank als Hausbank vor allem deutsche und europäische Unternehmen mit Dienstleistungen rund um Handelsfinanzierung und Zahlungsverkehr.

Die SEB äußerte sich wie folgt: „Wir werden unsere Kunden weiterhin betreuen und die Entwicklungen genau verfolgen, um auf verschiedene Eventualitäten vorbereitet zu sein. Unser Geschäft in der Ukraine richtet sich an die nordeuropäischen Firmenkunden der Bank, die in diesem Land tätig sind. Unsere Geschäftstätigkeit in Russland konzentriert sich ebenfalls ausschließlich auf unsere nordeuropäischen Firmenkunden, die im Land tätig sind. Unser Hauptsitz befindet sich in Sankt Petersburg, zudem haben wir eine Niederlassung in Moskau, mit insgesamt 80 Mitarbeitenden vor Ort.“ Weiterhin sagte ein Sprecher der SEB, sie seien besorgt um die Menschen in der Ukraine. Die SEB hat rund 50 Mitarbeitende in der Ukraine.

Auch die Commerzbank äußerte sich besorgt: „Die weiteren Entwicklungen beobachten wir genau und passen unsere Risikoeinschätzung kontinuierlich an.“ Die Bank sei für verschiedene Eskalationsszenarien vorbereitet. Zudem sei das Russland-Exposure überschaubar. Die Commerzbank stehe ihren Kunden mit Beratungen zur Seite. „Sanktionen werden wir selbstverständlich einhalten und haben für die Umsetzung Vorkehrungen getroffen“, so ein Sprecher.

Andere Banken wie BNP Paribas oder die ING ließen die Anfragen von DerTreasurer zunächst unbeantwortet.

Deutsche Banken haben in den vergangenen Jahren ihr Russland-Exposure zurückgefahren. Derzeit liegt es laut Barkow Consulting bei 6 Milliarden Euro in Russland und 0,6 Milliarden Euro in der Ukraine. Das entspräche ca. 1 Prozent bzw. 0,1 Prozent des gesamten Eigenkapitals (inklusive Nachrangkapital) deutscher Banken.

brendel[at]treasurer.de

Wir behalten die Lage in der Ukraine für Sie im Blick und aktualisieren diesen Artikel, sobald uns neuere Informationen vorliegen.