Trapped Cash wird wegen Corona zum Problem.

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14.09.20
Cash Management & Zahlungsverkehr

Umgang mit Trapped Cash rückt in den Fokus

Wie gehen Treasurer mit Trapped Cash in Zeiten von Corona um? Das ist Teil Eins unserer Serie „Corona-Folgen für das Treasury“.

Wegen der Coronakrise haben derzeit viele Unternehmen mit einem steigenden Anteil an Trapped Cash zu kämpfen. Hintergrund ist, dass diverse Ländern ihre Kapitalverkehrskontrollen verstärkt haben, was das Abziehen von Geldern erheblich erschwert. Das betrifft laut Ole Matthiessen, Leiter globales Cash Management bei der Deutschen Bank, vor allem Russland, Indien und die Philippinen. Aber auch in Indonesien, Malaysia, Thailand und Vietnam gebe es Einschränkungen: Das Thema Kapitalverkehrskontrollen ist für einige Länder kein neues, es rückt allerdings in der Covid-Krise in den Vordergrund, so Matthiessen.

Das beobachtet auch Marion Reuter, Leiterin Transaction Banking Sales für Europa bei Standard Chartered: In Afrika ist es beispielsweise in Angola oder Nigeria durch Beschränkungen der lokalen Zentralbanken kaum noch möglich, Gelder rauszuholen.

Überblick über Trapped Cash verschaffen

Das ist aus diversen Gründen ärgerlich. Zum einen fließt der Zugriff auf das Cash von Auslandstöchtern in die Bonitätsbewertung von Unternehmen ein. Zum anderen müssen aber auch die Auslandstöchter mit ausreichend Mitteln versorgt werden, was durch Kapitalverkehrskontrollen erschwert wird.

Treasurer sollten sich daher einen genauen Überblick über das Trapped Cash verschaffen, rät Reuter: „Sie müssen jetzt für mehr Visibilität sorgen, auf welchen Konten und bei welchen Banken die Gelder genau liegen.“ Wenn der Aufwand zu groß sei, könne man stattdessen eine lokale, unternehmensinterne Finanzierung aufsetzen. Dabei wird das Geld innerhalb des landeseigenen Cash-Pools unter den einzelnen Gesellschaften verteilt. „So bekommt man das Geld zwar nicht raus, man versorgt aber andere Töchter in dem Land mit Geld, und man muss die Währung nicht anpassen“, sagt Reuter. Matthiessen von der Deutschen Bank weist allerdings darauf hin, dass bei solchen Konstrukten die steuerlichen Auswirkungen geprüft werden müssten.

Ohnehin dürfte die Zunahme an Trapped Cash dazu führen, dass Treasurer die Finanzierung von Auslandstöchtern in verschiedenen Ländern auf den Prüfstand stellen. In hochregulierten Märkten ist die lokale Finanzierungsform mit Sicherheit eine der einfacheren Methoden, um kurzfristige Working-Capital-Anforderungen zu bedienen, erklärt Matthiessen. Bei langfristigem Finanzierungsbedarf seien dagegen unternehmensinterne Finanzierungen mit geeigneten Währungssicherungen oder sogar strukturierte Cross-Border-Lending-Formen denkbar.

s.backhaus[at]dertreasurer.de

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