Kommt EPI oder nicht? Die Entscheidung soll im Mai fallen.

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18.03.22
Cash Management & Zahlungsverkehr

Wie geht es mit der EPI weiter?

Die European Payments Initiative will weitermachen. Insgesamt halten 13 Aktionäre an der EPI fest. Wie genau die praktische Ausgestaltung aussieht, ist noch unklar.

Nach langem Hin und Her wird die European Payments Initiative (EPI), die 2020 von mehreren Großbanken gegründet wurde, mit ihrem Plan, ein neues europäisches Finanzsystem aufzubauen, voranschreiten. Die Interimsgesellschaft wollte eigentlich schon im Herbst 2021 bekanntgeben, ob sie in die nächste Entwicklungsstufe, die Praxisphase, übergehen wird. Daran hatten ursprünglich 31 Banken und zwei Zahlungsdienstleister als mögliche Investoren ihr Interesse bekundet. Allerdings waren im Lauf der Zeit immer mehr Banken abgesprungen.

Nun haben sich letztlich elf Banken und zwei Zahlungsdienstleister entschieden, an der EPI festzuhalten und sich als Investoren zu beteiligen. „Wir haben mit den Aktionären von der EPI beschlossen, in den nächsten Wochen über die konkrete Umsetzung unserer Pläne in die Praxis zu entscheiden. Es gibt bislang kein Enddatum für diesen Prozess“, sagt Martina Weimert, Chefin der EPI-Zwischengesellschaft. „Bei den verbleibenden Aktionären handelt es sich unter anderem um die größten europäischen Zahlungsdienstleister. Und die sind alle sehr entschlossen.“

EPI hat nicht ursprüngliches Volumen erreicht

Zuletzt war aus Finanzkreisen zu hören, dass die EPI für die praktische Umsetzung 1,5 Milliarden Euro brauche. Wie viel finanzielle Unterstützung Weimert letztendlich erhalten hat, ist nicht bekannt. Nur: „Der angestrebte Investitionsrahmen konnte nicht erreicht werden. Deshalb müssen wir den Ansatz nun überarbeiten“, sagt Weimert.

Mit Ansatz meint sie die Antwort auf die Frage, wie das neue Zahlungssystem aussehen kann. Ursprünglich plante sie eine Debit- und Kreditkarte, mit der Nutzer europaweit kontaktlos bezahlen können. Auch sollte eine „Wallet App“ aufgesetzt werden, mit der die Karten digitalisiert werden können und die auf Instant Payments aufbauende Zusatzdienstleistungen anbietet. „Weil einige Aktionäre ausgetreten sind, kann das ursprüngliche Konzept so nicht implementiert werden.“

Gerade weil die DZ Bank im Februar aus der Initiative ausgestiegen sei, fehle hier ein wichtiger Partner. Mit ihren rund 30 Millionen Kunden galten die Genossenschaftsbanken als erfolgskritisch für das Projekt. Zudem sind auch die Commerzbank und die HVB zurückgetreten. Laut EPI-Board-Chairman Joachim Schmalzl soll im Mittelpunkt eine digitale Wallet mit starker Fokussierung auf Instant Payment und verknüpft mit nationalen Bezahllösungen wie der Girocard in der Praxis entstehen.

Commerzbank und DZ Bank sind abgesprungen

Als mögliche Erklärung, warum zuletzt einige Banken einen Rückzieher gemacht haben, nennt Weimert Folgendes: „Vor allem für Banken, die eher allein in ihren Märkten sind, ist die Herausforderung zu groß, diese Lösung ohne andere großen Banken in ihrem Markt einzuführen.“

Auch die Tatsache, dass ein solches Projekt einen langfristigen Zeitrahmen habe und kurzfristig keine Gewinne abwerfen könne, hätte für einige Aktionäre dagegen gesprochen haben können. „Man muss auch einsehen, dass vielleicht nicht alle Aktionäre mit voller Überzeugung dem Projekt beigetreten sind. Einige Banken haben mehr nationale beziehungsweise lokale Interessen und messen einem gesamteuropäischen Anliegen weniger Wichtigkeit bei.“

Für die ehemalige Oliver-Wyman-Beraterin ist das ein Fehler. Die EPI sei enorm wichtig für den Zahlungsverkehr. „Ohne die EPI wird sich die Abhängigkeit des europäischen Zahlungsverkehrs von internationalen Playern schnell verstärken - mit der Folge, dass Banken sowie der Handel, der großer Befürworter der Initiative ist, über die nächsten Jahre dafür bezahlen müssen.“

Auf den Finanzsektor könnte das ein schlechtes Licht werfen. „Letztendlich bestätigt der Finanzsektor damit, dass er sich nicht selber transformieren kann. Das kann zu neuen Interventionen vom Regulator führen, damit dieser dann Europa eine Lösung anbieten kann“, warnt Weimert.

EPI und EMPSA haben wenig gemeinsam

Zuletzt wurden auch andere Initiativen gegründet, die ähnliche Ziele wie die EPI verfolgen. Dazu gehört die European Mobile Payment Association (EMPSA), in der sich Zahlungsdienstleister zusammengeschlossen haben, um europaweit Zahlungen über eine App zu ermöglichen.

Martina Weimert sieht solche Initiativen kritisch. „Sie vermitteln durch Interoperabilität die Illusion, dass man zu einem europäischen System kommen könnte.“ Dadurch würden aber keine Harmonisierung, Skaleneffekte und Synergien erzeugt werden. Auch die Frage, was mit Märkten passiere, die keine digitalen Lösungen haben, die bei EMPSA benötigt werden, sei nicht geklärt. „Die Regeln und die Business-Modelle der verschiedenen nationalen Lösungen sind zu unterschiedlich. Ich glaube nicht, dass man aus einem Flickenteppich eine konkurrenzfähige europäische Lösung baut.“

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