In einer Studie will Swift zusammen mit einigen Korrespondenzbanken überprüfen, welches Potential in der Blockchain-Technologie steckt.

Chad Baker/Photodisc/Thinkstock/Getty Images

13.01.17
Cash Management & Zahlungsverkehr

Zahlungsverkehr: Swift prüft Blockchain für GPI-Initiative

Swift will einen einheitlichen Standard bei grenzüberschreitenden Zahlungen etablieren. Kann Blockchain dabei helfen?

Der Finanznachrichtendienstleister Swift will den weltweiten Zahlungsverkehr vereinfachen und hat deshalb vor rund einem Jahr seine Global Payments Innovation (GPI) Initiative gestartet. Nun prüft Swift, ob auch die Blockchain-Technologie dabei eine Rolle spielen kann. Die konkrete Fragestellung: Können Banken mit Hilfe von Blockchain ihre Nostro-Datenbanken im Korrespondenzbankengeschäft in Echtzeit abgleichen und den Prozess damit vereinfachen?

Die hierfür notwendige Studie will der Finanznachrichtendienstleister zusammen mit einigen Korrespondenzbanken im kommenden Frühjahr durchführen, teilte Swift nun mit. Die Nutzerrechte und der Datenzugriff sind dabei Unternehmensangaben zufolge strengstens geregelt.

„Die bestehenden Distributed Ledger-Technologien [zu denen Blockchain gehört, Anm. der Redaktion] sind für grenzüberschreitende Zahlungen derzeit noch nicht ausreichend ausgereift“, sagt Wim Raymaekers, Head of Banking Market and GPI bei Swift. Allerdings könne diese Technologie – abgestützt auf einige zusätzliche Funktionen von Swift – für die damit verbundene Kontenabstimmung interessant sein.

Kosten und Risiken könnten sich durch Blockchain reduzieren

Die GPI-Initiative hat zum Ziel, einheitliche Standards im Korrespondenzbankengeschäft zu etablieren. Beim derzeitigen Korrespondenzbankmodell müssen die Banken den Bestand der Geldmittel auf ihren ausländischen Konten durch laufende Aktualisierungen von Last- und Gutschriften sowie Tagesendabrechnungen kontrollieren. Für die Banken ist dies mit einem hohen betrieblichen Aufwand verbunden, was die Kosten für die Abwicklung grenzüberschreitender Zahlungen in die Höhe treibt.

Sollte durch Blockchain der Echtzeit-Abgleich dieser Nostro-Datenbanken für die Banken effizienter werden, würden sich die Kosten und auch die operationellen Risiken reduzieren. Die spanische Bank Santander hatte im Sommer 2015 errechnet, dass sich durch Blockchain im weltweiten Zahlungsverkehr 18 Milliarden US-Dollar einsparen ließen.

Letztendlich könnten damit auch Treasurer von günstigeren Konditionen bei der Abwicklung ihrer grenzüberschreitenden Zahlungen profitieren, wenn die Banken diesen Kostenvorteil an ihre Firmenkunden weitergeben. Zudem könnten sich bei einem Einsatz der Blockchain-Technologie Verzögerungen, unerwartete Gebühren und Durchführungsfehler im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr vermeiden lassen, so die Hoffnung von Experten.

BNP Paribas testet Blockchain bei grenzüberschreitenden Zahlungen

Was mit Hilfe von Blockchain im grenzüberschreitendenden Zahlungsverkehr möglich ist, hat die französische Großbank BNP Paribas erst kürzlich in einem Pilotprojekt getestet: Mit zwei Pilotkunden, dem australischen Verpackungsspezialist Amcor und dem für seine Sammelbilder bekannte Panini-Konzern, hat die Bank erstmals Echtzeitzahlungen über die Blockchain-Technologie abgewickelt – mit Erfolg. Der Testlauf habe gezeigt, dass Blockchain eine effektive und effiziente Lösung der täglichen Probleme im Treasury sein kann, teilte die Bank zum Jahresende 2016 mit.

Auch andere Banken überprüfen das Potential der Blockchain-Technologie. So haben beispielweise im vergangenen Oktober die Commonwealth Bank of Australia und die US-Bank Wells Fargo nach eigenen Angaben die erste globale Handelstransaktion durchgeführt, die auf der Blockchain-Technologie beruhte.

Paulus[at]derTreasurer.de

Die Global Payment Innovation (GPI) Initiative
Swift hatte seine GPI-Initiative im Dezember 2015 eingeführt. Schon damals hatte der Finanznachrichtendienstleister angekündigt, die Potentiale der Blockchain-Technologie ausloten zu wollen. Inzwischen nehmen mehr als 90 Banken an der Innovationsinitiative teil. Sie repräsentieren Unternehmensangaben zufolge über 75 Prozent des grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs auf dem Swift-Netzwerk. Die Inbetriebnahme ist für kommendes Frühjahr geplant.