Der Maschinenbau ist stark von der Coronakrise getroffen.

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25.02.21
Finanzen & Bilanzen

Commerzbank: Maschinenbauer setzen stark auf KfW-Kredite

Auch der Maschinen- und Anlagenbau leidet unter der Coronakrise. Um sich die Liquidität zu sichern, setzen viele laut Commerzbank auf KfW-Kredite. Noch halten sich Insolvenzen in Grenzen, doch das laufende Jahr dürfte schwierig werden.

Maschinen- und Anlagenbauer setzen überdurchschnittlich stark auf KfW-Mittel. Rund 30 Prozent der Kunden aus dieser Branche haben derartige Sonderkredite in der Coronakrise beantragt, wie aus einer aktuellen Studie der Commerzbank hervorgeht. Der Wert dürfte nur bei Branchen wie Touristik, Hotellerie und Reise höher liegen, die durch Corona im Kern getroffen sind.

„Viele nutzen die Förderkredite zur Vorsorge und zur Liquiditätssicherung“, sagt Robert Schindler, Bereichsvorstand Süd bei der Commerzbank. Dabei habe geholfen, dass die Maschinen- und Anlagenbauer durch höhere Eigenkapitalquote besser auf die Coronakrise vorbereitet gewesen sei als etwa auf die Finanzkrise 2008/2009. „Wir sprechen nun mit vielen Unternehmen über bilaterale oder konsortiale Kredite, um die KfW-Kredit längerfristig abzulösen“, ergänzt Schindler. Ein guter Teil der KfW-Kredite sei nicht gezogen gewesen.

Die Commerzbank ist insgesamt mit Krediten in Höhe von rund 17 Milliarden Euro in der Branche engagiert. Der Anteil der ausgereichten KfW-Kredite liege bei 7,6 Prozent, also 1,3 Milliarden Euro. Bei den Corona-Anfragen handelt es sich überwiegend um Kredite für kleinere Unternehmen. „Große Mittelständler kommen oft besser durch die Krise“, hat Thomas Enck beobachtet, Spezialist für den Maschinen- und Anlagenbauer bei der Commerzbank. Bislang seien nur sehr wenige Unternehmen aus der Branche in eine existenzbedrohende Lage gekommen.

Commerzbank erwartet schwieriges Übergangsjahr

Das dicke Ende dürfte aber noch kommen, was an den Eigenheiten des Geschäfts liegt. Durch lange Auftragsfristen und Produktionszeiten hätten viele Maschinen- und Anlagenbauer im Jahr 2020 noch von Aufträgen aus der Vor-Corona-Zeit profitiert. Mit einer Einschränkung: Werkzeugmaschinenbauer und Automationsanlagen für die Automobilindustrie hatten schon 2019 mit rückläufigem Geschäft zu kämpfen.  

Im Jahr 2020 ist die Produktion um rund 14 Prozent eingebrochen. Auch 2021 dürfte noch nicht wieder das Vorkrisenniveau erreicht werden: Der Branchenverband VDMA erwartet nur eine um 4 Prozent höhere Produktion als im Vorjahr. Zudem kam es 2020 zu einem Preiskampf, mit direkten Auswirkungen auf die Margen. „Das ist eine harte Nuss zu knacken“, sagt Branchespezialist Enck. „Die Aufträge, die in den nächsten Monaten kommen, sind zu spät für die Bilanz 2021.“ Verhagelte Bilanzen und rückläufige Gewinne dürften eine Finanzierung von Maschinen- und Anlagebauern künftig erschweren.

„Die Aufträge, die in den nächsten Monaten kommen, sind zu spät für die Bilanz 2021.“ 

Thomas Enck, Commerzbank

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Commerzbank hat Rezepte für Maschinenbauer

Speziell für die deutschen Unternehmen hat die Commerzbank allerdings Rezepte, die das langfristige Überleben sichern sollen. Sind die Unternehmen bislang vor allem im High-End-Segment aktiv, könnten sie beim Ausbau von sogenannten Midtech-Angeboten für den wachsenden Weltmarkt noch besser werden, etwa durch eine Standardisierung und Modularisierung in der Produktion, meint Branchenspezialist Enck. Auch Service und Wartung, das sogenannte After-Sales-Service-Geschäft, sei noch steigerungsfähig. „Der Vorteil daran sind stetige Cashflows und eine stabilere Gewinne“, sagt Robert Schindler.

Was die Finanzierung angeht, rät die Commerzbank dazu, „stets die gesicherte Liquidität und Finanzierung über alle Bankpartner im Auge behalten“. Es gelte das Motto „Cash is King“. Außerdem böten Konsortialfinanzierungen mehr Schutz in Krisen als bilaterale Finanzierungen, betont Robert Schindler.


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