Der Schweizer Zementhersteller LafargeHolcim positioniert sich mit einem Sustainability-linked Bond.

LafargeHolcim Ltd. Photographer: Rüdiger Nehmzow

19.11.20
Finanzen & Bilanzen

LafargeHolcim platziert ESG-linked Bond

LafargeHolcim hat einen Sustainability-linked Bond platziert. Damit führt Group Treasurer Markus Unternährer seine nachhaltige Finanzierungsstrategie fort. Zudem wird der Green-Finance-Markt um eine Facette reicher.

LafargeHolcim hat einen Sustainability-linked Bond platziert. Während ESG-Links bei Krediten mittlerweile häufig genutzt werden, sind sie am Anleihemarkt noch die Ausnahme. Der Kupon der 850 Millionen Euro schweren Anleihe des Schweizer Zementherstellers ist an das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen gekoppelt. Konkret geht es um das Netto-CO2-Emissionsziel von 475 Kilogramm pro Tonne Zementmaterial, das der Konzern bis 2030 erreichen will.

Die Koppelung funktioniert konkret so: Bis zum Jahr 2030 liegt der Kupon der Anleihe bei 0,5 Prozent. Hat das Unternehmen dann das CO2-Emissionsreduktionsziel nicht erreicht, dann steigt der Kupon um 75 Basispunkte für die letzte Zinszahlung im Jahr 2031. „Für uns würde das Mehrkosten von rund 6,4 Millionen Euro bedeuten“, erklärt Markus Unternährer, Group Treasurer bei den Schweizern.

Die Zementherstellung ist ein sehr CO2-intensiver Prozess, weshalb die Branche besonders kritisch beäugt wird. Gut angekommen sei bei den Investoren auf der Roadshow, dass die Ziele, die sich LafargeHolcim gesetzt hat, mit der EU-Taxonomie im Einklang stehen, berichtet der Treasurer.

LafargeHolcim-Anleihe deutlich überzeichnet

Mit der Transaktion wollte das Treasury den Nachhaltigkeitszielen des Konzerns auch auf Finanzierungsebene noch mehr Gewicht verleihen. „Wir haben den Green-Finance-Markt lange beobachtet und auch über Green Bonds nachgedacht“, berichtet er. „Mit der Verkündung der strategische Nachhaltigkeitsziele des Konzerns im September haben wir dann jedoch im Treasury unsere Chance für einen Sustainability-linked Bond gesehen“, so Unternährer.

Zudem war das erklärte Ziel, die Investorenbasis des Konzerns zu verbreitern. Ein Vorhaben, das laut Unternährer gelungen ist. „Mehr als die Hälfte der Investoren in dem Bond gehören zur Gruppe der Green-Investoren“, erklärt Hans Biemans, Head of Sustainable Markets bei der ING. Die ING und Société Générale haben die Transaktion strukturiert und begleitet. Der Bond war deutlich überzeichnet, das Orderbuch lag bei 2,6 Milliarden Euro.

ESG-linked Bonds im Kommen

Noch ist das Instrument „ESG-linked Bond“ recht erklärungsbedürftig. Es gibt erst eine Handvoll Transaktionen. 2019 platzierte der italienische Energiekonzern Enel ein solches Instrument. Im September hatte sich mit Novartis schon ein Schweizer Unternehmen mit einem ESG-linked Bond an den Markt gewagt. Fast gleichzeitig mit LafargeHolcim hat auch der französische Konzern Schneider Electric eine Wandelanleihe mit dem Mechanismus verkündet. 

„Seit Mitte des Jahres gibt es mit den Sustainability-linked Bond Principles der International Capital Markets Association (ICMA) ein Rahmenwerk, was ein Treiber für die Entwicklung des Marktes sein kann“, erklärt ING-Banker Hans Biemans. Ab dem kommenden Jahr wird auch die EZB solche Bonds im Rahmen ihrer Kaufprogramme erwerben können, solange sie eine Koppelung an klimarelevante Kennzahlen aufweisen.

Ob sich durch diesen freiwilligen Standard der ICMA eine regelrechte Welle entwickeln wird, ist laut dem Experten aber noch nicht ausgemacht. „Die Rahmenbedingungen in den Sustainability-linked Bond Principles sind etwas strenger als bei ESG-linked Loans“, betont er. Zum einen müssten die Nachhaltigkeitskennzahlen, die in solchen Bonds eingesetzt werden, schon seit einigen Jahren in dem Unternehmen erhoben werden und gegen externe wissenschaftliche Daten kalibriert werden, um zu zeigen, dass sie anspruchsvoll sind. Zum anderen sei die externe Prüfung der Kennzahlen bei den Bonds strenger geregelt. 

LafargeHolcim hat 6 Milliarden Franken an ESG gekoppelt

LafargeHolcim erhebt die für den Bond verwendeten Kennzahlen schon seit vielen Jahren und wollte sich bewusst als erster Baustoffkonzern in dem Segment positionieren. Das Treasury-Team arbeitet in diesem Jahr intensiv daran, die Finanzierungen des Unternehmens mit der Nachhaltigkeitsstrategie in Verbindung zu setzen. Das Unternehmen hatte bereits seit längerem einen ESG-linked Loan im Einsatz. „In diesem Jahr haben wir die Koppelung der Marge an das Rating der Nachhaltigkeitsagentur Sustainalytics auch bei all unseren anderen bilateralen Kreditlinien eingesetzt“, erklärt Unternährer.

Zudem hatte LafargeHolcim im September dieses Jahres ein Commercial-Paper-Programm mit ESG-Siegel abgeschlossen. Das Programm hat ein Volumen von 3 Milliarden Euro und funktioniert etwas anders als die anderen ESG-linked Produkte. Solange sich das von Sustainalytics erstellte Nachhaltigkeitsrating für LafargeHolcim auf einem bestimmten Niveau relativ zur Industrie hält, darf das Unternehmen seine CP-Emissionen als ESG-Notes bezeichnen. „Wir haben auch bei Money Market Funds gesehen, dass sie stärker ESG-Strategien implementieren“, erklärt Unternährer den Schritt.

Über alle Instrumente hinweg liegt das Volumen der ESG-gebundenen Finanzierungsinstrumente bei LafargeHolcim nun bei 6 Milliarden Schweizer Franken – und das soll noch nicht alles sein. Es stehen noch weitere Refinanzierungen an, bei denen auch der Einbau einer ESG-Komponente geplant ist. Unternährer beobachtet zudem interessiert, welche Möglichkeiten sich im Derivatemarkt entwickeln.

Koegler[at]derTreasurer.de