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03.12.18
Finanzen & Bilanzen

Syndizierte Kredite: LMA warnt vor Folgen eines No-Deal-Brexits

Die Loan Market Association rechnet bei einem möglichen ungeregelten Brexit mit massiven Folgen für die Kreditvergabe an europäische Unternehmen. Besonders die syndizierten Kredite sieht der Interessensverband in Gefahr.

Die britische Loan Market Association (LMA) geht davon aus, dass ein ungeregelter Brexit erhebliche Folgen für die syndizierten Kredite von europäischen Unternehmen haben dürfte. Denn syndizierte Kredite würden in den europäischen Mitgliedsstaaten häufig grenzüberschreitend vergeben. Die europäischen Kreditnehmer seien stark von den im Vereinigten Königreich ansässigen Kreditgebern abhängig, heißt es seitens des britischen Interessensverbandes in einem heute veröffentlichten Positionspapier. Deshalb habe ein harter Brexit, erhebliche Folgen. Die verfügbare Liquidität dürfte sinken und die Kreditkosten könnten möglicherweise steigen, glaubt der LMA.

„Eine plötzliche Aufhebung jener Rechte, die dazu führen, dass in Großbritannien ansässige Banken Geld in die EU verleihen dürften, wäre in höchstem Maße schädlich“, sagt Nicholas Voisey, LMA Managing Director. „Potentiell könnte dies die Fähigkeit beeinflussen, dass Unternehmen Geld unter existierenden Vereinbarungen aufnehmen können, oder dass Banken mit Sitz in Großbritannien in der Zukunft solche Verträge abschließen.“

Werden die Banken rechtzeitig fertig?

Auf diese Gefahr weisen Kapitalmarktrechtler bereits seit längerem hin. Die allermeisten Firmen dürften in ihrem Konsortialkredit eine oder mehrere Banken haben, die das Funding heute aus London heraus stellen. Das wäre bei einem No-Deal-Brexit aber nicht mehr möglich: „Die ESMA, die EBA und nun im August auch die EZB haben alle klar gesagt: Diese sogenannten Lifecycle Events müssen nach dem Brexit über die Bankbilanz in einem der EU-27-Staaten erfolgen“, sagt etwa Michael Huertas, Kapitalmarktrechtler bei der Kanzlei Dentons.

Deshalb haben Banken bereits damit begonnen, Verträge und Kapital auf den Kontinent zu verlagern. Fraglich ist nun, ob sie damit bis März 2019 fertig werden. Das wäre nötig, sollte das britische Parlament das Brexit-Abkommen ablehnen.

Britische Kreditgeber reichen Milliarden an Krediten aus

Wie stark die Auswirkungen sein können, zeigen einige Zahlen, die die LMA unter Berufung auf den Datenabieter Dealogic anführt: Allein zwischen dem 1. November 2017 und dem 31. Oktober 2018 haben demnach Kreditgeber aus dem Vereinigten Königreich syndizierte Kredite in Höhe von insgesamt 40,4 Milliarden Euro an Unternehmen aus den 27 EU-Mitgliedsstaaten vergeben. Bei deutschen Unternehmen machten die britischen Kreditgeber 8 Prozent des gesamten syndizierten Kreditvolumens aus.

Deshalb ist der LMA davon überzeugt, dass angesichts eines möglichen harten Brexits vorläufige Vereinbarungen dringend notwendig seien, um unnötige Beeinträchtigungen von Kreditnehmern- und Kreditgebern zu vermeiden.

Auch andere Marktteilnehmer wie die europäische Wertpapieraufsichtsbehörde Esma haben Vorkehrungen für einen möglichen harten Brexit geschaffen: Bei einem No-Deal-Brexit sollen Inhaber von OTC-Derivaten die Möglichkeit haben, diese kostengünstig von einer britischen auf eine EU-Gegenpartei zu übertragen.

Paulus[at]derTreasurer.de

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