Die Einigung der UN-Vetomächte, Deutschland und Iran auf ein Atomabkommen hat auch Folgen für den Finanzmarkt. Iran verpflichtet sich, sein Atomprogramm drastisch zurückzufahren. Im Gegenzug wollen UN, EU und USA von Anfang 2016 an schrittweise ihre Iran-Sanktionen aufheben – dies schließt auch die zwei wohl wirksamsten Strafmaßnahmen ein: den Ausschluss iranischer Banken vom Finanznachrichtennetzwerk Swift sowie das Verbot, Gelder zwischen EU- beziehungsweise US-Unternehmen und ihren iranischen Geschäftspartner zu transferieren. Diese 2010 eingeführten Finanzsanktionen hatten dazu geführt, dass Iran vom internationalen Zahlungsverkehr de facto abgeklemmt ist und der iranische Handel mit den USA und der EU zum Erliegen gekommen ist.
Die von einigen deutschen Treasurern herbeigesehnte Rückkehr zur Normalität im Zahlungsverkehr und bei der Handelsfinanzierung dürfte allerdings noch etwas dauern. Diverse europäische Banken haben in den vergangenen Jahren Milliardenstrafen wegen Verstößen gegen Iran-Sanktionen kassiert, sie sind nun vorsichtig geworden: Die Commerzbank, die erst im März im Rahmen eines Vergleichs mit den US-Behörden 1,45 Milliarden US-Dollar zahlen musste, wollte sich auf Anfrage von DerTreasurer nicht dazu äußern, was das Atomabkommen für das eigene Geschäft bedeutet. Auch die HSBC und BNP Paribas, die ebenfalls Milliardenzahlungen leisten mussten, waren zunächst nicht zu einer Stellungnahme bereit.

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Iran-Sanktionen sollen 2016 fallen
Banken zeigen sich zurückhaltend
Von der Deutschen Bank, die vor Jahren ihr Büro in Teheran geschlossen hat, hieß es vorsichtig, man beobachte die Implementierung des Nuklearabkommens und entsprechender Sanktionen und werde gegebenenfalls die Position überdenken, „wenn Sanktionen in Bereichen aufgehoben werden, die für die Bank relevant sind.“ Offenbar traut man der Ankündigung noch nicht: „Man muss den möglichen Ertrag den Risiken gegenüberstellen – und da scheint Iran auf absehbare Zeit wenig attraktiv“, ist aus einer anderen Bank zu hören.
Ähnlich äußerte sich Alex Manson, Group Head Transaction Banking bei Standard Chartered, im Mai gegenüber DerTreasurer: „Für uns ist Iran derzeit absolut kein Thema, wir haben dort jegliches Geschäft aufgelöst.“ Er zeigte sich generell skeptisch, dass nach Jahren der finanziellen Isolation überhaupt schnell wieder ein funktionierendes Zahlungsverkehrssystem aufgebaut werden könne: „In Myanmar arbeitet die Zentralbank noch heute am Aufbau der Infrastruktur.“ Das sind keine guten Nachrichten für deutsche Treasurer.
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