Künstliche Intelligenz soll Treasurer beim Hedging unterstützen.

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04.03.20
Risiko Management

Treasurer zeigen Interesse an KI-basiertem Hedging

Künstliche Intelligenz kann das FX-Hedging verbessern, glauben Experten. Die Beratung EY will Treasurer von Großkonzernen vom Einsatz einer neuen Lösung überzeugen. Erstes Interesse ist da.

Viele Treasury-Abteilungen haben bereits große Teile ihres Absicherungsprozesses im Währungsmanagement automatisiert. Lediglich die Entscheidung, wann und in welchem Umfang Hedging-Geschäfte abgeschlossen werden, trifft – in der Regel innerhalb gewisser Bandbreiten – ein Mensch. Das sollte sich ändern, findet Carsten Jäkel, der seit knapp einem Jahr die deutsche Treasury-Beratung von EY leitet. Deshalb hat sich Jäkel mit dem Start-up Hedge 21 zusammengetan, das eine Hedging-Lösung auf Basis von Künstlicher Intelligenz (KI) entwickelt hat.

„Im Kern geht es darum, die Wahrscheinlichkeit einer Abweichung zwischen Kassa- und Forward-Kurs zu ermitteln, um auf der Basis strategische Hedging-Entscheidung zu treffen“, erklärte Jäkel bei einer Veranstaltung in München Anfang Februar. Dort präsentierte Hedge 21 den Ansatz vor Treasury-Vertretern von knapp einem Dutzend Großkonzernen – darunter BMW, Linde und Hapag-Lloyd.

FX-Hedging mit Wahrscheinlichkeits-Forecasts

Dabei wurde sichtbar: Das Interesse, ein besseres Verständnis für die Chancen, die Risiken und die Einsatzmöglichkeiten von KI im Treasury zu erhalten, ist da. Allerdings war auch eine gewisse Zurückhaltung spürbar angesichts der Vorstellung, Hedging-Entscheidungen einer Maschine zu überlassen.

„Das Modell ist keine Blackbox“, versuchte Christian Brandlhuber von Hedge 21 zu beruhigen. „Es errechnet anhand aller verfügbaren Informationen, was die optimale Aktion in einem gewissen Zustand ist.“ Dafür werden Wahrscheinlichkeits-Forecasts erstellt. Das System trackt und aggregiert diverse Faktoren, die Einfluss auf das jeweilige Wechselkurspaar haben – wie etwa Zinsen, Inflationsraten und das BIP-Wachstum. Aber auch geopolitische Entwicklungen wie Sanktionen und Zölle werden berücksichtigt. So entstehe ein „Funnel“, der Informationen über die zu erwartende Lage gibt.

KI empfiehlt Hedging-Quote und Zeitpunkt

„Auf Basis dieses Lagebild und unter Berücksichtigung der Hedge Policy des jeweiligen Unternehmens trifft das Modell Sicherungsentscheidungen“, so Brandlhuber. Die Nachfrage eines Treasurers, ob das System auch die Forward-Kurven der Banken in Relation zur eigenen Markteinschätzung setze, bejahte Brandlhuber: „Es nennt nicht nur eine Hedging-Quote, sondern auch, ob der Zeitpunkt für eine Absicherung gut oder schlecht ist.“

Drei Konzerne haben Jäkel zufolge inzwischen zugesagt, den Einsatz der KI-Lösung im Währungsmanagement zu testen: „Bei diesen Pilotprojekten geht es zunächst darum, sich mit der Anwendung vertraut zu machen.“ Namen könne er derzeit aber noch keine nennen.

Backhaus[at]derTreasurer.de