Jeder zweite Mittelständler hat keine Hedge Policy

Gerade während einer Krise wie der Corona-Pandemie ist eine gute Risikostrategie wichtig. Speziell beim Währungsmanagement scheinen viele Unternehmen aber noch Luft nach oben zu haben: Wie die Meinungsforscher von Forsa im Auftrag der Commerzbank herausgefunden haben, sichern nur 43 Prozent der befragten 300 Mittelständler ihre Währungsrisiken ab. Der Rest nutzt keine Produkte, die diese Gefahr adressieren.

Besonders beliebt bei jenen, die sich absichern, sind Devisentermingeschäfte. Auf dieses Instrument setzen 29 Prozent aller befragten Unternehmen. Jeder fünfte Befragte schließt Devisenkassageschäfte ab. Jeweils 14 Prozent nutzen strukturierte Devisensicherungsinstrumente und FX-Optionen. Die Absicherung erfolgt dabei vor allem kurzfristig: Drei Viertel geben hier einen Hedging-Horizont von unter 12 Monaten an.

Nur jedes vierte Unternehmen hat Sicherungsquoten

Eine waschechte Hedge Policy haben der Studie zufolge nur rund die Hälfte der Umfrageteilnehmer. In den allermeisten Fällen regelt die Hedge Policy in Unternehmen Entscheidungszuständigkeiten (91 Prozent), da klarzugewiesene Verantwortlichkeiten in turbulenten Zeiten als besonders wichtig gelten. Auch Sicherungsinstrumente (73 Prozent) sowie die Definition von Basiswerten und die Laufzeiten (jeweils 53 Prozent) spielen eine wichtige Rolle. Sicherungsquoten hat nur jedes vierte Unternehmen definiert.

Für die Studie hat Forsa vom 28. Juli bis 18. September dieses Jahres rund 300 Unternehmen befragt. Im Datensatz sind nur Firmen enthalten, die mindestens 15 Millionen Euro Jahresumsatz erwirtschaften. 

Beim Hedging lässt sich pauschal sagen: Je größer das Unternehmen, desto professioneller ist die Absicherung der Risiken. So haben laut Umfrage 70 Prozent der befragten Konzerne mit über 250 Millionen Euro Jahresumsatz klar definierte Absicherungsregeln.

Commodities für Unternehmen ein Problem

Insgesamt stehen derzeit allerdings weniger Währungsrisiken als vielmehr andere finanzielle Gefahren im Fokus der Umfrageteilnehmer. So berichtet knapp die Hälfte der befragten Mittelständler Corona-bedingt eine Zunahme der finanziellen Risiken. Lediglich 5 Prozent erleben eine Verringerung der Gefahren, bei 47 Prozent hat die Pandemie keinen Einfluss auf die finanziellen Risiken.

Besonders setzt den befragten Mittelständlern zu, dass Aufträge storniert werden (61 Prozent), Lieferketten sich verändern (51 Prozent) und das es Marktpreis- oder Kursschwankungen gibt (46 Prozent).

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Fast 60 Prozent der Befragten der Forsa-Studie nehmen Rohstoffpreisrisiken als besondere Gefahr für ihr Unternehmen wahr. Dass Commodity-Risiken eine solch gewichtige Rolle spielen, ist indes kaum verwunderlich: Bei mehr als einem Drittel der Unternehmen machen die Rohstoff- und Energiekosten mindestens ein Viertel der Gesamtkosten aus. Entsprechend bereiten steigende und schwankende Preise den Mittelständlern Kopfzerbrechen. Ein Fünftel sorgt sich auch um Wechselkursschwankungen.

So reagiert der Mittelstand auf Risiken

Tiefere Sorgenfalten verursachen bei etwas mehr als der Hälfte der Unternehmen Bonitätsrisiken und Liquiditätsrisiken. Zins- und Wechselkursrisiken sieht hingegen nur ein Drittel der Unternehmen als Gefahrenherd.

Und wie reagieren Unternehmen auf die Zunahme der Risiken? Vier von fünf Unternehmen setzen laut Umfrage auf eine Risikoabsicherungspolitik. Bedenklich erscheint hingegen, dass fast drei von zehn Mittelständlern bisher gar keine Risikostrategie hatten. Sie planen dies aber nun nachzuholen.

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Der gebürtige Schleswig-Holsteiner ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury.