Das Währungsjahr 2022 war von hoher Volatilität geprägt. Zuerst kam der Ukraine-Krieg, der die Märkte schockte. Danach folgten die Energiepreiskrise sowie die massiven Zinserhöhungen der führenden Zentralbanken. Das alles bewegte auch die wichtigsten Währungen. Schlechte Hedging-Strategien können Unternehmen entsprechend viel Geld kosten.
Doch was erwartet Treasurer beim Währungmanagement im Jahr 2023? So schwierig eine Prognose auch ist, Mark Elser, Deutschlandchef des FX-Fintechs Iban First, geht zumindest im ersten Quartal von einem vergleichsweise stabilen Dollar/Euro-Kurs aus. „Das vergangene Jahr war stark von Unsicherheit beeinflusst“, sagt er. Zuletzt habe sich die Situation etwas beruhigt, da die Inflation zurückgehe und auch das Gas diesen Winter nicht auszugehen scheine. „Das alles spricht für den Euro. Wir rechnen daher mit einem Dollar/Euro-Kurs von 1,06 Dollar.“
Derzeit haussiert der Euro indes unerwartet bei 1,09 Dollar. Dämpfer sind aber durchaus möglich. So könnten etwa leere Gasspeicher im Sommer wieder Unsicherheit schüren.

LaSa – stock.adobe.com
Was bringt das FX-Jahr 2023?
Renminbi: Lage in China ist unsicher
Problematisch könnte für Treasurer auch der Renminbi werden. „Da sehen wir mittelfristig einen Trend zur Abschwächung“, so Elser. China leidet derzeit unter den Folgen der Zero-Covid-Strategie: Zuerst hatte Premierminister Xi Jinping monatelang Lockdowns verordnet, um die Infektionszahlen niedrig zu halten. Nach der Abkehr von diesem Kurs vor wenigen Wochen sind die Corona-Infektionen nun drastisch nach oben gegangen. „China muss jetzt die Wirtschaft ankurbeln, da hilft ein schwächerer Yuan“, argumentiert Elser.
Speziell im Mittelstand sieht der FX-Experte noch Potential, was Hedging-Strategien angeht. „Da fehlen oft Grundlagen, etwa überhaupt zu wissen, wo ein direktes oder auch indirektes Exposure besteht.“
Erst kürzlich habe er den Fall gesehen, dass ein Unternehmen seine Löhne in einem ausländischen Werk im Wert von monatlich mehreren Millionen Euro nicht abgesichert hatte. „Durch die Währungsschwankung hat das Unternehmen dann circa 4 Millionen Euro in einem Jahr verloren.“ Auch die durch Materialmangel erhöhten Lieferzeiten machten FX-Management wichtiger. „Im Maschinenbau liegen schon einmal 16 Monate zwischen Bestellung und Auslieferung“, sagt Elser. „In der Zwischenzeit kann es zu enormen Schwankungen kommen, die auf die Marge drücken.“
Eich[at]derTreasurer.de