Planbar ist beim Thema US-Zölle momentan wenig. Auch für hiesige Unternehmen sind die Zollkapriolen in Übersee ein Problem. Dennoch scheinen die Auswirkungen auf die Finanzierungsbedingungen vorerst überschaubar, selbst wenn Trump die Zölle nach Ablauf der 90 Tage wieder anhebt: „Nach unserer derzeitigen Einschätzung dürften die direkten Auswirkungen auf den Cashflow und die Kreditwürdigkeit europäischer Unternehmen mit Investmentgrade-Rating selbst in diesem Szenario kurzfristig relativ moderat bleiben“, sagt Sebastian Zank, Leiter des Bereichs Corporates Ratings Production bei der Ratingagentur Scope.
Es gelte jedoch: Je länger die Zölle in Kraft blieben und je höher sie anstiegen, desto stärker würden ihre Auswirkungen sein. „Abgesehen von den direkten Auswirkungen auf die Unternehmen gibt es breitere makroökonomische Bedenken hinsichtlich der negativen Auswirkungen der US-Handelspolitik auf das globale Wachstum, die Inflation und die Zinssätze – Risiken, denen europäische Unternehmen und Haushalte ausgesetzt sind.“ Dieser Druck sei bei kleinen und mittleren Unternehmen mit hohem Fremdkapitalanteil stärker ausgeprägt als bei größeren Investmentgrade-Firmen.
Allianz Trade warnt vor Rezession
Der Versicherer Allianz Trade warnt derweil vor allem vor einem Rezessionsrisiko in den USA. „Bei einem Handelskrieg gibt es keine Gewinner“, sagt Milo Bogaerts, CEO von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Die Exportverluste könnten sich auf bis zu 480 Milliarden Euro belaufen. Die Weltwirtschaft ächzt unter den Zusatzkosten – auch wenn die US-Regierung mit einer erneuten Volte den europäischen Unternehmen zumindest 90 Tage Aufschub gewährt hat.“ Allerdings sei die anhaltende Unsicherheit Gift für Unternehmen. „Handelsströme dürften sich verschieben und globale Insolvenzen in der Folge noch stärker zunehmen, allen voran in den USA.“
Bei den Branchen ergebe sich laut Allianz Trade ein sehr heterogenes Bild. Einige Branchen seien von den US-Zöllen besonders belastet. „Die globale Automobil- und Textilindustrie, der Non-Food-Einzelhandel, erneuerbare Energien und Landwirtschaft sind im aktuellen Kontext am anfälligsten“, sagt Ana Boata, Head of Economic Research bei Allianz Trade. „Es trifft also die Branchen besonders hart, die vielerorts ohnehin bereits mit schwachen Margen, Konsumzurückhaltung und einem tiefgreifenden Strukturwandel kämpfen.“
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Der gebürtige Schleswig-Holsteiner ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury.

