Daimler Trucks hat zwischen Maschinen eine voll automatisierte Zahlung durchgeführt.

Daimler Trucks

08.08.19
Cash Management & Zahlungsverkehr

Daimler testet Blockchain im Zahlungsverkehr

Daimler Trucks hat mit der Commerzbank eine Blockchain-basierte Lösung für Zahlungen zwischen Maschinen erprobt. Solche Zahlungen könnten den Zahlungsverkehr revolutionieren.

Es ist eine Nachricht mit zukunftsweisendem Charakter: In einem Pilotprojekt hat Daimler Trucks zusammen mit der Commerzbank und deren Forschungs- und Entwicklungseinheit Main Incubator eine auf Blockchain basierende Zahlungslösung für Machine-zu-Machine-Zahlungen (M2M) getestet. Das teilte die Commerzbank am heutigen Donnerstag mit. Nach eigenen Angaben ist sie die erste deutsche Bank, die eine hierfür einsetzbare Blockchain-basierte E-Geld-Zahlungslösung entwickelt hat.

In dem konkreten Pilotprojekt hat die Lastwagensparte von Daimler einen voll automatisierten Bezahlvorgang durchgeführt. Dabei erfolgte die Zahlung zwischen einer Tankladesäule für Elektrizität und einem Lastkraftwagen-System.

Lkws von Daimler zahlen mit E-Geld

Voraussetzung dafür war der Einsatz von digitalem Geld, dem sogenannten „Cash on Ledger“. Zunächst wird reales Geld in digitaler, verschlüsselter Form als E-Euro in der sogenannten Truck Wallet des Lkw-Systems gespeichert. Bei der Zahlung geht das E-Geld dann an den Empfänger über, der bei der Commerzbank dann eine Überweisung auf sein Konto einfordern kann. Technologisch basiert der Prozess auf der Blockchain-Plattformtechnologie Corda. Rechtlich beraten wurde die Commerzbank von der Kanzlei Linklaters.

Dieser Vorgang ist Daimler Trucks zufolge schon heute rechtlich möglich, da das System alle nötigen Anforderungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) erfülle. So sei das elektronische Geld per Verrechnungskonto bei der Commerzbank gedeckt und auffällige Transaktionen könnten erkannt und im Zweifelsfall der Bafin gemeldet werden.

Daimler prüft weitere Blockchain-Anwendungsfelder

Für Daimler ist es ein weiterer Schritt, die innovative Blockchain-Technologie zu erproben. Bereits vor zwei Jahren hat der Autobauer die Technologie in einer Schuldscheintransaktion getestet. Der Autobauer und die Commerzbank nehmen mit diesem Pilotprojekt nun einen neuen Bereich bei ihren Blockchain-Experimenten in den Blick: „Nachdem wir mit vergangenen Pilotprojekten vor allem Wertpapiertransaktionen vollständig digitalisiert und über die Blockchain-Technologie abgewickelt haben, rücken für uns nun DLT-basierte Payment-Strukturen in den Fokus“, so Stephan Müller, Bereichsvorstand Transaction Banking der Commerzbank.

Daimler Trucks hat bereits weitere Zahlungsprozesse identifiziert, für die die Technologie zukünftig möglicherweise in Frage kommen könnte. Der Konzern denkt beispielsweise an die Abwicklung der Lkw-Maut und von Frachtprozessen, an die Steuerung und Abrechnung von Subunternehmen, aber auch an die Abwicklung von Fahrzeug-Leasing und kurzfristigen Nutzungsverträgen.

Zahlungsabwicklung in Echtzeit und in kleinsten Summen

Das Pilotprojekt macht deutlich, dass sich der Zahlungsverkehr im Zuge des Internet of Things verändern wird. Maschinen werden in Zukunft in den unterschiedlichsten Branchen, beispielsweise in der Chemie- und Autobranche, im Maschinenbau oder in der Immobilienwirtschaft, stärker miteinander vernetzt sein und zunehmend autonom agieren. Auch die abschließenden Zahlungen werden in diesem Zusammenhang künftig vollständig automatisiert, das heißt, ohne einen menschlichen Akteur ausgelöst. Aktuelle Zahlungssysteme könnten einen solchen voll automatisierten Zahlungsprozess aber noch nicht abbilden, heißt es seitens der Commerzbank.

Diese Entwicklungen haben schon heute Folgen für das Corporate Treasury. Die Treasury-Abteilungen sind gefordert, ihre Zahlungslösungen in Zukunft so zu verändern, dass auch Maschinen solche Transaktionen automatisiert abrechnen können. Die Abrechnung erfolgt dann in Echtzeit und in kleinsten Summen. Diese Entwicklung könnte den Zahlungsverkehr zu einem der wichtigsten Ressorts des Treasury machen.

Paulus[at]derTreasurer.de

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