Fremdwährungen: Treasurer schenken Banken Gebühren

Überweisungen von Deutschland nach Island, Liechtenstein, Norwegen und in die Schweiz dürfen nicht teurer sein als inländische Transaktionen, schließlich gehören auch diese Staaten zum europäischen Wirtschaftsraum, für den die Sepa-Standards gelten. Allerdings ist die Überweisungsgebühr nur eine Seite der Medaille. Der Knackpunkt ist die Währungsumrechnung. Viele CFOs sind verärgert, dass Unternehmen, die Rechnungen an Lieferanten nicht in Euro begleichen, bei dieser ‚versteckten‘ Position zur Kasse gebeten werden.

Der Grund der Verärgerung ist, dass der Umtausch meist nicht zum offiziellen Interbankenkurs erfolgt – dieser ist nur für den Handel zwischen Banken verbindlich. Stattdessen erfolgt die Umrechnung „bankintern“: Es werden unterschiedliche An- und Verkaufskurse zugrunde gelegt, wobei der Ankauf zu deutlich schlechteren Konditionen erfolgt. Wer sich im Internet über die aktuellen Wechselkurse informiert, um daraufhin eine Überweisung zu tätigen, ist am Ende unangenehm überrascht. Die internen Umrechnungskurse liegen zurzeit um bis zu 4 Prozent über den aktuellen, in Zeitungen oder Webpages publizierten Tages-Mittelkursen. „Die Banken erzielen dadurch ihre Marge“, erläutert Arnd Halbach von Expense Reduction Analysts, einer internationalen Beratungsgesellschaft für Kostenoptimierung.

Zusatzkosten von 2.000 Euro pro Transaktion

Indes: Unlauter ist dies nicht, denn für Überweisungen außerhalb des Sepa-Raums gibt es kein Gesetz, das einer deutschen Bank eine maximale Gebühr vorschreibt. Jedes Kreditinstitut kann die Transaktionskosten individuell bestimmen. Laut Expense Reduction Analysts (ERA) verlangen die klassischen Geschäftsbanken für Beträge bis zu rund 200.000 Euro neben einer Mindestgebühr zurzeit etwa 1,5 Prozent Gebühren. Ist die Transaktionssumme höher, gibt es degressive Modelle, bei denen nach ERA-Berechnungen die Kosten in der Regel zwischen 2.000 und 2.500 Euro pro Transaktion gedeckelt werden.

Wettbewerbsvergleiche seien aufgrund der Staffelungen nur mit großem Aufwand möglich, meint Halbach. Hinzu käme die mangelnde Transparenz: Für den Auftraggeber bliebe meist im Dunklen, wie sich die Gesamtkosten des Umtauschs zusammensetzen. „In der Regel wird im Bankbeleg nur ein „Umrechnungskurs“ ausgewiesen, der die Gebühren bereits beinhaltet.“

Western Union steigt ins Corporate-Geschäft ein

Die versteckten Kosten locken offenbar Konkurrenz an, alternative Überweisungsdienste wie Western Union oder Transfair Wise wollen sich mit eigens gegründeten ‚Business Solutions‘ von dem Geschäft mit Unternehmen eine Scheibe abschneiden. Sie werben mit fixen oder prozentualen Gebühren, die deutlich unter den Konditionen der Banken liegen sollen. Die Umrechnung erfolgt in der Regel zum Interbankenkurs in Echtzeit oder zum Tagesmittelkurs.

Freie Broker warten mit Preismodellen für Fremdwährungstransaktionen auf, die auf den Interbankenkurs pauschale Gebühren aufschlagen. Manche Broker erzielen nach eigenen Angaben im Forex-Handel oft noch günstigere Kurse, die beim Tausch in Schweizer Franken zum Beispiel nur um 50 bis 100 Pips, also bis in den Hundertstelbereich, vom Interbankenkurs abweichen sollen. Eine schriftliche Bestätigung dafür gibt es allerdings nicht.

„Dieser Markt ist noch relativ neu“, betont Halbach. „Es gibt keine verlässlichen Übersichten und Vergleiche der Anbieter.“ Vor einem Wechsel zu den neu in den Markt strömenden Anbietern könne es sich lohnen, erst einmal der Hausbank auf die Füße zu treten. Vor dem Hintergrund des Gesamtengagements ließen sich die Konditionen möglicherweise neu aushandeln. „Vielen Treasurern ist dies nicht bewusst“, wundert sich Halbach.

Info

Manfred Godek ist freier Finanzautor.