Lufthansa

27.06.19
Cash Management & Zahlungsverkehr

Lufthansa macht Banken Konkurrenz

Die Lufthansa erweitert ihr Bonusprogramm Miles & More um Banking-Funktionalitäten. Damit wehrt sich die Airline gegen Apple und Co. – und macht sich die Änderungen der PSD2 zu nutze.

Den Kampf um den Zugang und die Daten der Kunden müssen Banken künftig nicht nur gegen Fintechs und Technologiekonzerne wie Apple, Google und Co. ausfechten, sondern auch gegen Corporates mit Endkundengeschäft. Das legt zumindest ein neues Angebot der Lufthansa nahe: Die größte deutsche Fluggesellschaft hat eine eigene Banking-App auf den Markt gebracht, bei der Kunden ihre Bankverbindungen und Kreditkarten hinterlegen können.

Mit dem Angebot erweitert der Dax-Konzern die Funktionalitäten seines Bonusprogramms Miles & More: Die App mit dem Namen „Miles & More Finance Plus“ biete eine „Übersicht und Analysetools für alle Finanzen an einem Ort, egal bei welchen Banken“ man Kunde sei, wirbt die Lufthansa-Tochtergesellschaft auf ihrer Seite. Als Anreiz für das Herunterladen und die Nutzung der App lockt die Airline ihre Kunden mit der Gutschrift von Meilen.

Dem Portal „Finanz-Szene“ zufolge, das als erstes über das neue Angebot berichtet hatte, wurde die App bereits seit Oktober 2018 bei Kunden getestet. Seit Ende Mai sei sie nun offiziell in den App-Stores verfügbar.

Lufthansa wehrt sich gegen Apple und Co.

Für die Lufthansa ergibt die Erweiterung ihres Bonusprogramms um Banking-Funktionalität aus mehreren Gründen Sinn: Erstens sichert sich die Airline so den direkten Zugang zu weiteren Kundendaten, deren Analyse sie wiederum für eine Verbesserung ihres Angebots nutzen kann.

Zweitens dürfte die Multibanking-App für die Lufthansa auch eine Reaktion auf neue Bezahlverfahren wie Apple Pay, Google Pay und das chinesische Alipay sein. Diese dahinterstehenden großen Tech-Konzerne erobern gerade den deutschen Markt für Bezahlverfahren. Dabei bedrohen sie nicht nur hiesige Banken, sondern stellen auch für Unternehmen mit Endkundengeschäft eine Herausforderung dar.

Treasurer appellieren an Banken

Denn die Tech-Riesen ziehen nicht nur auf die Kundendaten ab, ihre Angebote sind für die Unternehmen auch teuer. Die digitalen Bezahlverfahren von Apple und Co. sind oftmals kreditkartenbasiert – und damit für Händler trotz der Deckelung der Interbankenentgelte in der EU teurer als zum Beispiel das Girocard-Verfahren.

Auch aus diesem Grund appellieren Treasurer und Payment-Verantwortliche von Unternehmen aus der B2C-Welt zuletzt häufiger an die Banken kontobasierte Bezahlverfahren für die Verbraucher einfacher und schneller zu gestalten. Denn am Ende ist klar: Ein Einzelhändler wie Otto oder Rewe muss die Bezahlverfahren anbieten, die der Kunde nachfragt – und er fragt nach, was bequem ist.

PSD2: Folgen weitere Unternehmen der Lufthansa?

Die Lufthansa hat mit ihrer Multibanking-App nun selbst die Initiative ergriffen. Die Chancen auf Erfolg stehen nicht schlecht: Laut „Finanz-Szene“ verfügt „Miles & More“ geschätzt über eine mittlere einstellige Millionenzahl an Kunden in Deutschland.

Es ist durchaus denkbar, dass weitere Unternehmen mit Bonusprogrammen dem Vorbild der Lufthansa folgen. Denn durch die Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 wird es künftig möglich sein, Zahlungen von Bankkonten über externe Dritte – Fintechs oder aber auch Corporate-Angeboten – auszulösen. Ab September sind die Banken dazu gezwungen, Drittanbietern per offener Schnittstelle (API) Zugang zu ihren Systemen zu gewähren. Das gilt für das Auslösen von Zahlungen sowie für Kontoinformationsdienste.

Backhaus[at]derTreasurer.de