Der Zahlungsverkehr soll in den kommenden Jahren einfacher, schneller und sicherer werden. Dieses Versprechen gab Lothar Meenen, Global Head of Corporate Cash Management Sales bei der Deutschen Bank, am gestrigen Donnerstag den Firmenkunden der Bank im Rahmen der jährlichen GTB-Konferenz des größten deutschen Geldhauses. „Die Art und Weise wie wir heute Zahlungsverkehr betreiben, verändert sich völlig“, sagte Meenen. „Die erforderlichen Veränderungen in unserer Infrastruktur sind massiv.“

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Treasurer diskutieren über PSD2, Instant Payments und Swift GPI
PSD2 sorgt für massive Veränderungen im Zahlungsverkehr
Der Transaktionsbanker spielt damit vor allem auf die Neuerungen durch die EU-Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 an. Sie ist im Januar in Kraft getreten und soll die Sicherheit, den Wettbewerb und den Innovationsdruck im Zahlungsverkehr erhöhen.
Die Richtlinie bringt erhebliche Veränderungen mit sich: Ab September 2019 müssen Banken ihre Systeme über offene Schnittstellen (APIs) für Drittanbieter zugänglich machen: Fintechs, Technologiekonzerne aber auch andere Banken können dann auf Kundenkonten und -daten zugreifen, sofern diese das wollen, und so neue Services rund um die Zahlungsauslösung und Kontoinformationen anbieten.
Die PSD2 schlägt zunächst im Privatkundengeschäft auf: Die Beratung Roland Berger schätzt, dass die etablierten Geldhäuser dort durch die neue Konkurrenz bis zu 40 Prozent ihres Gewinns einbüßen könnten. Im Firmenkundengeschäft dürften die Auswirkungen dagegen zunächst bei den Unternehmen zu spüren sein, die im B2C-Geschäft tätig sind.
Was BMW und Merck von der PSD2 halten
Das zeigte auch die gestrige Veranstaltung: So könnte sich Peter Grottke, Leiter der Payment Factory bei BMW, vorstellen, mit Hilfe von APIs untertägig Informationen über Kontobewegungen einzuholen. Das sei vor allem dann relevant, wenn der Autokonzern künftig Instant Payments von seinen Kunden erhalte und über den Eingang der Zahlung informiert werden müsse. Auch die Treasury-Verantwortlichen vom Handelsriesen Otto und der Lufthansa hatten kürzlich im Gespräch mit DerTreasurer bekräftigt, sich an diversen Stellen mit APIs im Zahlungsverkehr zu befassen.
Insgesamt war unter den anwesenden Treasurern jedoch eine Zurückhaltung zu spüren, Fintechs oder anderen Drittdienstleistern Zugang zu ihren Konten und Daten zu gewähren. Milan Janjanin, Head of Cash Management bei Merck, brachte es auf den Punkt: „Die PSD2 will mit der Zwei-Faktor-Authentifizierung den Zahlungsverkehr sicherer machen und gleichzeitig mit APIs ein neues Loch bauen?“ Für den Darmstädter Pharmakonzern sei die Öffnung der Konten für Drittdienstleister daher erst einmal kein Thema.
Instant Payments: Treasurer wollen keine Betragsobergrenze
In einem Atemzug mit der PSD2 wird häufig das Thema Instant Payments genannt. Auch hier sind vor allem Unternehmen in der B2C-Welt betroffen. Beispiel BMW: Der Dax-Konzern ist durch Carsharing-Angebote wie Drive Now immer stärker auf Geschwindigkeit im Zahlungsverkehr und die finale Gutschrift der Zahlungen angewiesen: „Instant Payments können uns dabei helfen“, sagt der Payment-Factory-Verantwortliche Grottke. Heute werden diese Services häufig über die für BMW teureren Kreditkartenzahlungen bezahlt.
Die Treasury-Verantwortlichen des Pharmakonzerns Merck haben dagegen vorerst keinen Anwendungsfall für Instant Payments gefunden: „Wenn die Betragsgrenze von 15.000 Euro fällt, können wir uns aber vorstellen, künftig Treasury-Zahlungen per Instant Payments durchzuführen“, sagt Janjanin.
Der Deutschen Bank zufolge könnte es bald schon so weit sein. Im Rahmen der Veranstaltung betonten die Verantwortlichen, es habe sich eine „Closed User Group von Banken“ gebildet, die ab November 2018 Beträge in unbegrenzter Höhe per Instant Payments ermöglichen will. Dazu gehöre auch die Deutsche Bank, die ihren Kunden ab dem 20. November Echtzeitüberweisungen anbieten werde. Bisher können in Deutschland nur Kunden der Hypovereinsbank in Echtzeit bezahlen.
Roche setzt auf Swift GPI im internationalen Zahlungsverkehr
Auch der grenzüberschreitende Zahlungsverkehr soll schneller und vor allem transparenter werden. Das ist das Ziel der Global Payment Innovation Initiative (GPI), die der Finanznachrichtendienstleister Swift vor zweieinhalb Jahren ins Leben gerufen hat. Das Projekt ist auch eine Antwort auf das Fintech Ripple, das mit Hilfe der Blockchain-Technologie grenzüberschreitende Zahlungen beschleunigen will und dafür ohne den Intermediär Swift auskommt. Auch das R3, ein Bankenkonsortium, will die Blockchain-Technologie nutzen, um den internationalen Zahlungsverkehr zu vereinfachen.
Wie drängend dieses Thema für Treasurer ist, zeigte ein Vortrag von Martin Schlageter, Head of Treasury Operations bei Roche. Der Schweizer Pharmakonzern hat Schlageter zufolge einen Mitarbeiter nur darauf abgestellt, Fehler und Unklarheiten bei grenzüberschreitenden Zahlungen nachzugehen – und das obwohl Roche mithilfe von Payments-on-behalf grenzüberschreitende Zahlungen bereits auf ein Minimum reduziert hat: „Die Welt im Zahlungsverkehr und im Cash Management hat sich rapide verändert, nur bei grenzüberschreitenden Zahlungen bewegt sich nichts“, klagt Schlageter.
GPI erhöht die Transparenz – und was ist mit den Kosten?
GPI soll das ändern: Mit Hilfe eines Trackers können Treasurer nachvollziehen, bei welcher Bank sich die Zahlung gerade befindet und welches Haus wie viele Gebühren verlangt – sofern die Bank diese Informationen an ihre Kunden weiterreicht. Die Deutsche Bank, die einer der Vorreiter der Initiative ist, tut dies nach eigenen Angaben.
Derzeit erfolgt diese Information noch manuell über das E-Banking-Tool der Bank, künftig sollen die Tracker-Daten aber automatisiert an die Firmenkunden weitergeleitet werden. Daran arbeitet derzeit eine Arbeitsgruppe von zehn Banken und zehn Firmenkunden, zu denen neben Roche auch der Industriekonzern General Electric und der Softwareriese Microsoft gehören. Insgesamt bieten derzeit 40 Banken ihren Firmenkunden GPI-Zahlungen an, 105 Geldhäuser implementieren den Service Swift zufolge gerade.
Treasurer sollten daher nicht darauf hoffen, dass durch GPI die Kosten für grenzüberschreitende Zahlungen sinken, glaubt Schlageter: „Aber die neue Transparenz wird den Druck auf die Banken erhöhen.“
Backhaus[at]derTreasurer.de

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