Die Richtlinie für Zahlungsdienste (PSD2) dürfte für einige Banken Ungemach mit sich bringen.

Sean Pavone Photo/Thinkstock/Getty Images

08.02.17
Cash Management & Zahlungsverkehr

PSD2 bedroht Geschäftsmodelle der Banken

Die PSD2 wird die Bankenwelt nachhaltig verändern. Die etablierten Kreditinstitute sind gefordert, sich an die neuen Bedingungen anzupassen, sonst drohen deutliche Gewinneinbußen.

Banken könnten nach der Umsetzung der Richtlinie für Zahlungsdienste PSD2 Kunden an Wettbewerber verlieren und in Folge sogar deutliche Erlöse einbüßen, wenn sie keine eigenen neuen Angebote entwickeln. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der Beratung Roland Berger. „Neue Anbieter werden noch umfassender als bisher in den Markt drängen und das Geschäftsmodell der etablierten Dienstleister bedrohen – vor allem an der Kundenschnittstelle“, sagt Sebastian Steger, Partner von Roland Berger, über die Folgen der PSD2-Einführung. „Nach unseren Prognosen könnte das die etablierten Geldhäuser im Privatkundengeschäft bis zu 40 Prozent ihres Gewinns kosten."

Auch bei den Firmenkunden dürfte es zu deutlichen Einbußen kommen, wenn die Banken keine neuen Lösungen entwickeln. Die Beratungsgesellschaft konnte auf Rückfrage von DerTreasurer für diese Kundengruppe allerdings keine konkrete Prognose über die Höhe des Ertragsverlusts abgeben.

PSD2 soll Wettbewerb im Zahlungsverkehr erhöhen

Die PSD2 soll 2018 in Kraft treten. Sie stellt neue Zahlungsanbieter wie FinTechs ebenfalls unter Aufsicht und soll die Innovationskraft sowie die Sicherheit im Zahlungsverkehr erhöhen. Mit der Richtlinie für Zahlungsdienste soll der Markt für Geldtransferdienstleistungen weiter geöffnet werden. Die Banken müssen Drittanbietern und anderen Wettbewerbern Zugriff auf Konten und Daten ihrer Kunden ermöglichen. Damit werden Roland Berger zufolge die Daten von über einer Milliarde Konten in Europa für weitere digitale Dienstleistungen zugänglich. Die Regulatoren hoffen, neue Lösungen im Zahlungsverkehr effizienter und preiswerter zu machen, indem sie mit PSD2 die Hoheit der Bank über diese Kundenschnittstelle brechen.

Die Kunden selbst sollen nach der Umsetzung von PSD2 eine bessere Kontrolle über ihre Kontodaten bekommen, da sie zukünftig über ein einziges Portal Zugang zu allen ihren Bankkonten erhalten und auch Drittanbietern Zahlungen in ihrem Auftrag ermöglichen können. Das erhöht den Wettbewerb zwischen Banken und Drittanbietern wie FinTechs.

Um das zu verhindern, sind die Banken der Beratung zufolge nun gefordert, ihre Prozesse zu verbessern, etwa durch nutzerfreundliche Bezahlverfahren und digitale Ratings und auch mit neuen Angeboten auf den Markt zu kommen. Erste Banken und neue Wettbewerber positionieren sich demnach schon mit Lösungen und warten den offiziellen Startschuss von PSD2 gar nicht erst ab. FinTechs wie Traxpay und Taulia aber auch etablierte Player wie American Express werben damit, Zahlungen rund um die Uhr in Echtzeit gutschreiben zu können. Auch das FinTech Giroxx will den FX-Zahlungsverkehr erleichtern.

Zeitplan für Umsetzung von PSD2 stockt

Allerdings stockt der Zeitplan bei der Umsetzung von PSD2. Es gibt Verzögerungen bei der europäischen Bankenaufsicht EBA, die noch keine finalen technischen Regulierungsstandards (RTS) für die sogenannte starke Kundenauthentifizierung und die sichere Kommunikation vorgelegt hat. Diese Vorgaben konkretisieren die Prozesse und Technologien, mit denen sich Kunden bei Online- oder mobilen Zahlungen identifizieren müssen.

Paulus[at]derTreasurer.de

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