Instant Payments sind innerhalb der Sepa-Zone ab dem heutigen Dienstag technisch möglich. In Italien, Spanien und einigen anderen Ländern Europas können die ersten Bankkunden jetzt in Echtzeit bezahlen. Die allermeisten deutschen Privat- und Firmenkunden werden sich hingegen bis mindestens Mitte kommenden Jahres gedulden müssen, bis sie Instant Payments nutzen können. Das zeigt eine Umfrage von DerTreasurer unter elf in Deutschland tätigen Banken, die einen ganz überwiegenden Teil des hiesigen Zahlungsverkehrs abdecken.
Der Umfrage zufolge ist die Hypovereinsbank (HVB) die einzige Bank, die noch in diesem Jahr mit Instant Payments in Deutschland an den Start gehen will. Das solle „zeitnah“ erfolgen, heißt es bei der Bank. Solange andere Häuser das neue Bezahlverfahren nicht unterstützen, werden HVB-Kunden aber nur an andere HVB-Konten in Echtzeit zahlen können – oder eben ins europäische Ausland.
Trotzdem verspricht sich die HVB mehr als nur Reputationseffekte davon, das Wettrennen bei Instant Payments zu gewinnen. Die Erfahrungen mit den neuen Zahlungen sollen helfen, bessere Produkte für die Kunden zu entwickeln, heißt es in München.
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Update 12:15 Uhr: Entgegen der in der Umfrage gemachten Angaben hat die Hypovereinsbank soeben bekannt gegeben, Instant Payments in Deutschland ab sofort zu unterstützen. Am heutigen Dienstag wurde eine erste Zahlung in Echtzeit von Deutschland nach Italien durchgeführt. HVB-Kunden können ab sofort Instant Payments empfangen und ab dem 27. November über ihr Online-Banking Echtzeitüberweisungen auslösen.
Deutsche Bank startet im dritten Quartal 2018, Commerzbank prüft
Die anderen deutschen Banken halten sich bei der Umsetzung der Instant Payments dagegen auffällig zurück: Die Sparkassen-Finanzgruppe um BayernLB, LBBW, Helaba und NordLB ist immerhin schon dem Regelwerk des European Payment Council beigetreten, das die Rahmenbedinungen der Echtzeitzahlungen definiert. Sie wollen bis zum 10. Juli die technischen Voraussetzungen dafür schaffen, Instant Payments zu erhalten und zu versenden.
Die Deutsche Bank will ihren Kunden im dritten Quartal 2018 Instant Payments anbieten, die DZ Bank plant eine Umsetzung bis Ende November 2018. Damit wären dann alle Kunden von Genossenschaftsbanken in der Lage, in Echtzeit zu bezahlen. Weder Deutsche Bank noch DZ Bank sind derzeit als EPC-Teilnehmer registriert.
Bei der Commerzbank heißt es erstaunlich vage, man könne sich eine Einführung „vorstellen“. Das Geldhaus setzt offenbar darauf, dass Fintechs im Zuge der Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 den Kunden Echtzeitzahlungen anbieten werden: „Durch die Reform der Zahlungsdiensterichtlinie wurden bereits neue Möglichkeiten für Drittdienstleister geschaffen, Konto- und Zahlungsverkehrsschnittstellen zu nutzen“, sagt Klaus Josef Müller, Leiter Product Management für Cash Management im Firmenkundengeschäft der Commerzbank, gegenüber DerTreasurer. „Insofern gehen wir davon aus, dass wir in den nächsten Jahren eine kontinuierliche Weiterentwicklung von Instant Payments unter Mitwirkung aller Marktbeteiligten sehen werden.“
Instant Payments: Lassen sich die Banken von Fintechs abhängen?
Diese passive Haltung überrascht, wollen doch viele Banken durch eigene Innovationen vermeiden, dass sich Fintechs und andere Zahlungsdienstleister in die Schnittstelle zum Kunden setzen. Hinzu kommt, dass Echtzeitzahlungen, die heute schon angeboten werden, lediglich eine Zahlungsgarantie darstellen. Bei den Sepa Instant Payments erfolgt die finale Zahlungsgutschrift aber in maximal 10 Sekunden und der Empfänger kann damit sofort über das Geld verfügen – dies ist der entscheidende Vorteil der Sepa Instant Payments.
Damit dies möglich ist, müssen die Banken die Zahlungen in Echtzeit abwickeln können. Dafür startet heute die paneuropäische Echtzeitzahlungsplattform RT1 des Zahlungsinfrastrukturbetreibers EBA Clearing. Im November 2018 will die EZB mit ihrem Target Instant Payment Settlement (TIPS) nachziehen.
Spanien ist Vorreiter bei Instant Payments
Für die in Deutschland tätigen Auslandsbanken ist diese abwartende Haltung des hiesigen Bankensektors ein Problem. Denn für sie lohnt sich das Investment in die technische Infrastruktur nur, wenn die Banken, die ein Gros des inländischen Zahlungsverkehrs abdecken, diese neue Bezahlart auch unterstützen. „Wir werden Instant Payments zeitnah dort anbieten, wo der lokal aktive Bankensektor eine flächendeckende Erreichbarkeit beschlossen hat“, sagt Andrej Ankerst, Head of Cash Management Germany & Austria, BNP Paribas. Daher habe Spanien zunächst Priorität. Unter den ersten Anwendern der Echtzeitzahlungsplattform RT1 sind viele Banken aus dem südeuropäischen Land.
Auch die ING beginnt mit der Einführung der Instant Payments kommende Woche in Spanien. Belgien soll voraussichtlich 2018 folgen, die Niederlande 2019. „Unser Ziel ist es, nach und nach Zahlungen in Echtzeit in ganz Europa zu ermöglichen“, sagt Kate Pohl, Head of Payments Innovation bei ING Wholesale Banking Germany & Austria. Das Tempo der Einführung und die Reihenfolge der Länder hänge von der Kundennachfrage in den jeweiligen Ländern ab.
Echtzeitzahlungen sind zunächst ein P2P- und B2C-Thema
Diese Nachfrage dürfte im ersten Schritt vor allen von Privatkunden kommen. Denn zu Beginn liegt die Betragsgrenze für die Sepa Instant Payments bei 15.000 Euro. Treasurer, deren Unternehmen im B2C-Geschäft tätig sind, müssen sich aber sehr wohl mit den Instant Payments befassen. Sie müssen ihre internen Prozesse dahingehend anpassen, dass rund um die Uhr in Echtzeit eingehende Zahlungen verbucht und disponiert werden können. Je größer die Volumina werden, umso relevanter und drängender wird dies. Insbesondere der Handel erhofft sich Vorteile.
„Aktuell stellen wir nach Instant Payments noch eine verhaltene Nachfrage bei Firmenkunden fest“, sagt Andreas Bock, Head of Global Liquidity and Cash Management bei HSBC Deutschland. „Sicherlich schaffen neue Entwicklungen immer auch neue Nutzungs- und Anwendungsgebiete. Ob mit der Einführung der Echtzeitzahlung auch der Bedarf steigt, bleibt abzuwarten“, fügt der HSBC-Spezialist hinzu. Die Bank will ihren Kunden Echtzeitzahlungen „zeitnah“ nach dem Start des Echtzeit-Settlement-Regimes der EZB im November 2018 anbieten.
Instant Payments kosten wohl mehr als normale Überweisungen
Heute schon absehbar ist hingegen, dass die Instant Payments teurer werden könnten als die gewöhnlichen Sepa-Überweisungen. Auch wenn einige Banken – darunter BayernLB, LBBW und NordLB – noch keine finale Preisentscheidung getroffen haben, gehen Häuser wie die Unicredit, Helaba, DZ Bank und BNP Paribas davon aus, dass der Preis tendentiell höher sein dürfte.
Sie rechtfertigen dies zum einen mit den höheren Abwicklungskosten. Schließlich braucht es dafür eine getrennte Infrastruktur, die rund um die Uhr – also 24 Stunden an sieben Tagen der Woche und 365 Tagen im Jahr – zur Verfügung stehen muss. Andererseits stifte die Echtzeitzahlung auch einen höheren Nutzen für die Kunden. Die Frage nach dem Preis ist eine von vielen, die zum Start der Echtzeitzahlungen offenbleibt.
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Was verbirgt sich hinter den Sepa Instant Payments? Was denken Treasurer über Echtzeitzahlungen? Alle wichtigen Informationen rund um die neue Zahlart finden Sie auf unserer Themenseite Instant Payments.