Finpair schließt Kooperation für digitale, grüne Schuldscheine

Unternehmen, die grüne Schuldscheine platzieren, vermarkten diese bislang in der Regel auf dem konventionellen Weg über Banken. Die digitale Schuldscheinplattform Finpair will das nun ändern und hat deshalb eine Kooperation mit Imug Rating geschlossen, die sich auf Nachhaltigkeitsratings spezialisiert hat. Das teilten das Fintech und die Ratingagentur soeben mit.

Dank der Kooperation haben Emittenten künftig die Möglichkeit, geplante Schuldscheine von Imug als „green“ oder „social“ begutachten zu lassen. Finpair ist als Tochtergesellschaft der NordLB damit eigenen Angaben zufolge die erste digitale Schuldscheinplattform, über die Unternehmen sogenannte Second Party Opinions einholen können.

Ratingagentur Imug ist Partner von Moody’s-Tochter

Diese Gutachten erstellen externe Nachhaltigkeitsagenturen wie etwa Imug Rating oder deren Wettbewerber Sustainalytics. Sie dienen Investoren als Gütesiegel dafür, dass es sich tatsächlich um einen grünen Schuldschein handelt. Imug, die wie Finpair in Hannover ansässig sind, arbeitet mit der renommierten französischen Nachhaltigkeitsagentur Vigeo Eiris zusammen. Im Frühjahr dieses Jahres hatte Moody’s die Mehrheit an Vigeo Eiris erworben.

Zwar gab es bereits in der Vergangenheit grüne, digitale Schuldscheine. So war etwa die Emission des Energieversorgers Enercity, der ersten Schuldscheinplatzierung über Finpair, ebenfalls ein grünes Papier. Damals lief der Prozess für die Einholung der Second Party Opinion aber noch parallel zur Platzierung ab, künftig soll er vollintegriert über die Plattform möglich sein.

Der Zugang zu den Second Party Opinions von Imug Rating sei „unkompliziert und kosteneffizient“, wirbt Finpair. Interessierte Unternehmen könnten sich im Rahmen eines Quick-Checks selber mit den Inhalten und Voraussetzungen eines grünen oder sozialen Schuldscheins vertraut machen und sich im nächsten Schritt auch dazu beraten lassen, verspricht das Fintech.

Gibt es genügend grüne Investoren auf der Plattform?

Mit der Positionierung als digitale Plattform für grüne Schuldscheine könnte Finpair auf das richtige Pferd setzen. Denn der Markt für grüne Finanzierungen boomt: Weltweit könnten in diesem Jahr allein Green Bonds in Höhe von 220 Milliarden Euro emittiert werden, schätzt die LBBW. Die grünen Schuldscheine fließen meist direkt in die Green Bond-Statistik ein.

Der Sportwagenhersteller Porsche hat Mitte August den bis dato größten grünen Schuldschein überhaupt begeben. Die Vermarktung erfolgte dabei auch über die digitale Plattform Debtvision, einem Joint Venture von LBBW und der Börse Stuttgart. Rein digital wollte Porsche aber nicht vorgehen, wie Treasury-Chef Wolfgang Ratheiser im Interview mit DerTreasurer verriet: „Damit hätten wir unsere Investorenbasis eingegrenzt. Und das wollten wir nicht.“ Das Problem: Zwar wächst die Investorenabdeckung der Schuldscheinplattformen stetig. Doch gerade internationale Investoren erreichen Emittenten derzeit häufig nur über die klassische Emission.

VC Trade kooperiert mit Scope Ratings

Das zeigt: Die digitale Verfügbarkeit von Second Party Opinions ist ein wichtiger Schritt hin zum digitalen, grünen Schuldschein. Sie allein reicht aber nicht aus. Die Plattformbetreiber müssen auch Investoren mit nachhaltiger Anlagestrategie auf ihre Plattform bekommen.

Spannend wird zudem sein, ob die beiden reichweitenstärksten Plattformen VC Trade oder Debtvision nachziehen werden und ebenfalls digitale, grüne Schuldscheine ermöglichen wollen. VC Trade arbeitet bereits seit März mit Scope Ratings zusammen. Bei der Kooperation geht es allerdings um eine integrierte Prüfung der Kreditwürdigkeit.

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