LBBW hofft auf Schuldschein-Comeback

Kommt jetzt das Comeback des Schuldscheins? Der Research-Arm der LBBW geht jedenfalls davon aus, denn der Markt hat sich zuletzt wieder geöffnet. Unter dem Eindruck der Coronakrise blieb das Emissionsvolumen 2020 einer Auswertung der Landesbank zufolge zwar mit 19,5 Milliarden Euro rund 30 Prozent unter dem Vorjahr. Die Bank erfasste rund 100 neue Transaktionen. 2019 hatte der Markt noch 27 Milliarden Euro an Volumen verzeichnet, verteilt auf 135 Transaktionen.

Im vierten Quartal sei das Neugeschäft aber bereits wieder in Zahl und Umfang höher als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum 2019 gewesen, so die LBBW. Für dieses Jahr prognostiziert die Landesbank daher recht vorsichtig, der Markt könne ein „vergleichbares Volumen mit neuen SSD in Höhe von rund 20 Milliarden Euro“ erreichen.

In der Coronakrise hielten sich Investoren zurück

Speziell in den Zeiten der höchsten Unsicherheit, im vergangenen März und April, hatten sich Investoren und Emittenten zurückgehalten. Für die Finanzierung setzten Unternehmen in dieser Zeit lieber auf klassische Hausbankfinanzierungen oder Darlehen der Förderbanken. Die Größeren zapften den Anleihemarkt an, wobei sie vom EZB-Kaufprogramm profitierten. Zur Zurückhaltung bei Investoren dürfte auch beigetragen haben, dass Schuldscheine Thema bei schwierigen Refinanzierungen wie etwa bei Leoni oder Benteler waren. Zu signifikanten Ausfällen kam es 2020 allerdings nicht.

Ein Ausrufezeichen im Markt setzte Bosch im Frühsommer 2020. Die Stuttgarter platzierten ein Papier über stolze 2 Milliarden Euro. Derartige Jumbo-Transaktionen blieben vergangenes Jahr zwar die Ausnahme, nach dem „Eisbrecher“ von Bosch habe das Geschäft aber deutlich angezogen, besonders seit dem Herbst, berichtet LBBW-Analystin Barbara Ambrus: „Es kehrten die ersten Unternehmen außerhalb des deutschsprachigen Raums zurück, und es gibt auch wieder erste Debüttransaktionen von Unternehmen, die bislang noch keine Schuldscheindarlehen angeboten haben.“

LBBW erwartet keinen Schuldschein-Rekord

So dürfte sich der Markt 2021 erholen, aber nicht auf Rekordniveau. In Spitzenjahren wie 2017 hatten rund 150 Unternehmen Schuldscheindarlehen platziert, das Gesamtvolumen erreichte fast 30 Millionen Euro. Da der Markt intransparent ist, weichen die Angaben unterschiedlicher Datenanbieter und Banken allerdings voneinander ab.

Info

Keine News mehr verpassen und DerTreasurer abonnieren.

Markus Dentz ist Chefredakteur von DerTreasurer und der Fachzeitschrift FINANCE. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury.