Euler Hermes kappt Versicherungsschutz

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Der Warenkreditversicherer Euler Hermes bereitet seine Kunden auf massive Einschnitte vor. In einem Brief, der DerTreasurer vorliegt, kündigt das Unternehmen an, „in Kürze“ den Versicherungsschutz für Unternehmen, „deren Bonität uns schwach erscheint, in ein befristetes Limit mit Ablauf zum 31. Dezember 2020“ zu ändern. Der Versicherungsschutz für diese Kunden endet dementsprechend zum Jahresende. Nach Informationen von DerTreasurer starteten die Gespräche am gestrigen 27. August und sollen bis Ende September abgeschlossen sein.

Das hat massive Folgen: Unternehmen, denen die Limite bei Warenkreditversicherungen gekürzt werden, erhalten oftmals keine Lieferungen mehr, weil die Lieferanten Zahlungsausfälle fürchten. Dies ist manchmal der Vorbote einer Insolvenz, Lieferketten werden unterbrochen.

Auch die Factoring-Branche ist alarmiert: „Nahezu alle Factoring-Institute verlangen als Basis für den Ankauf der Forderungen ein Warenkreditversicherungslimit“, sagt Helmut Karrer, Vorstandsmitglied des Deutschen Factoring Verbands (DFV). „Wenn der Versicherungsschutz wegbricht, dann ist auch Factoring als Mittel zur Liquiditätsbeschaffung bedroht.“ Das Instrument hat in der Coronakrise an Bedeutung gewonnen, um kurzfristig Liquidität freizusetzen. Die Entscheidung Einzelner, hier offenbar restriktiver vorzugehen, bewerte man daher als „sehr negativ“, so Karrer.

Euler Hermes reagiert auf auslaufenden Schutzschirm

Die Allianz-Tochter Euler Hermes ist der dominante Versicherer für die Factoringgesellschaften. Mit Coface, das einen eigenen Factoringarm unterhält, und Atradius arbeiten wesentlich weniger Anbieter zusammen. Ein Wettbewerber von Euler Hermes nennt das Vorgehen schlicht „wahnsinnig“. Auch viele Makler und Kunden seien irritiert und verunsichert.

Mit der Ankündigung reagiert Euler Hermes auf das Auslaufen des mit dem Bund vereinbarten Schutzschirms für Warenkreditversicherer. Der deutsche Staat hatte Mitte April eine Garantie für Entschädigungszahlungen der Warenkreditversicherer über 30 Milliarden Euro bis zum Jahresende 2020 ausgesprochen. Diese sollte verhindern, dass Kreditversicherer ihre Deckungszusagen zurückziehen und negative Kettenreaktionen in den Lieferketten auslösen.

Zwar sollen im September Gespräche über eine Verlängerung des Schutzschirms anlaufen, Stand heute endet der Schutzschirm aber im Dezember. „Das ist also die Ist-Situation, auf die wir uns zunächst vorbereiten müssen“, erklärte Euler Hermes auf Anfrage von DerTreasurer. Was das konkret bedeutet und wie der Wettbewerb auf den Vorstoß reagiert, das lesen Sie im aktuellen E-Magazin.