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27.01.21
Risiko Management

Wenn Hedging „verheerend“ wirkt

Das Treasury sollte den Vertrieb stärker beim Währungsmanagement einbinden, findet der frühere LBBW-Chef Siegfried Jaschinski. Er hat mit der Pricing-Beratung Simon Kucher einen neuen Hedging-Ansatz entwickelt.

Die Corporate-Finance-Beratung Augur hat gemeinsam mit der Pricing-Beratung Simon Kucher einen neuen Ansatz zum Umgang mit Risiken im Währungsmanagement entwickelt. Im Kern geht es dabei darum, den Einfluss von Wechselkursschwankungen zunächst durch Preisanpassungen abzufedern – und erst danach, falls nötig, Hedging-Maßnahmen zu ergreifen.

„Das Problem ist, dass die Verantwortlichen für die Auslandsmärkte nur selten in die Absicherungsentscheidungen des zentralen Treasury eingebunden werden“, erklärt Siegfried Jaschinski, Partner bei Augur. Viele Unternehmen versäumten daher, zu analysieren, was fest eingeloggte Wechselkurse für die Wettbewerbssituation vor Ort bedeuten, meint Jaschinski. Die Folge: Unternehmen gerieten gegenüber weniger abgesicherten Wettbewerbern ins Hintertreffen, Umsatz und Ergebnis litten. 

Vertrieb ins Hedging einbinden

Als ehemaliger LBBW-Chef und Aufsichtsratsvorsitzender von Heidelberger Druckmaschinen hat Jaschinski solche Szenarien erlebt. „Aus Treasury-Sicht mag es richtig sein, keine oder kaum offene Währungspositionen zu haben. Für die Auslandsgesellschaft kann es verheerend sein. Wir wollen den tatsächlichen Risikoträger daher stärker in den Hedging-Prozess einbinden.“

Dafür haben Augur und Simon Kucher einen Beratungsansatz mit einem webbasierten Simulationsprogramm entwickelt: Im ersten Schritt werden dabei Währungsszenarien bestimmt. „Das sind keine kurzfristigen Wechselkursprognosen, sondern Trendbestimmungen anhand von fundamentalen Einflussfaktoren wie Leistungsbilanz- und Zinsdifferenzen und der Konjunkturentwicklung“, so Jaschinski. Bei der Ermittlung dieser Szenarien sei auch die Expertise des Treasury gefragt.

FX-Schwankungen verändern Wettbewerbssituation

Im zweiten Schritt simuliert das Programm die Auswirkung verschiedener FX-Szenarien auf Ertrag und Umsatz des Unternehmens. Anschließend gelte es, ihre Auswirkungen auf die Wettbewerbssituation zu prüfen, so Jaschinski und nennt einige Einflussfaktoren: „Wie preissensitiv sind die Produkte? In welchem Währungsraum sind die Wettbewerber ansässig? Wie hoch ist der Differenzierungsgrad?“ Der Vertrieb erhalte so je nach Situation unterschiedliche Preiskorridore. Erst wenn diese Maßnahmen ausgeschöpft seien, würden die Effekte des noch vorhandenen FX-Risikos auf die GuV erneut simuliert und Hedging-Geschäfte vorgeschlagen.

Der neue Ansatz richtet sich vor allem an international tätige Mittelständler. Für die Software wird eine Lizenzzahlung fällig, zudem müssen Firmen mit Kosten für Schulungen und Beratungsaufwand kalkulieren.

Buchholz[at]derTreasurer.de

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