Die Commerzbank will mit Microsoft einen Großteil ihrer Services in die Cloud hieven.

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21.01.21
Software & IT

Commerzbank folgt Deutscher Bank in die Cloud

Nach der Deutschen Bank will jetzt auch die Commerzbank mit einem US-Konzern in die Cloud. Microsoft soll dabei helfen, die digitale Transformation anzugehen.

Die Commerzbank will moderner und digitaler werden: Das Frankfurter Geldhaus geht für seine digitale Transformation daher nun eine strategische Partnerschaft mit dem US-Konzern Microsoft ein. In einer Mitteilung der Bank heißt es, man wolle dadurch in den kommenden fünf Jahren den Weg in die Public Cloud ebnen und einen „signifikanten Teil“ der Anwendungen in die Cloud-Computing-Plattform Microsoft Azure auslagern. Das Institut arbeitet aber nicht exklusiv mit dem US-Konzern zusammen, sondern verfolgt eine Multi-Cloud-Strategie mit mehreren Technologiepartnern.

Letztlich erhofft sich die Commerzbank dadurch einen höheren Automatisierungsgrad, stärkere Sicherheitsstandards und auch Kostenvorteile. „Wir wollen Kundenbedarfe künftig noch schneller erkennen und in Angebote umsetzen. Dafür bauen wir das technologische Fundament der Bank um“, sagt Jörg Hessenmüller, Chief Operating Officer und Vorstandsmitglied der Commerzbank. Die Cloud sei effizient, weil die Bank so nur die Rechenleistung zahle, die sie tatsächlich braucht.

Commerzbank baut Cash-Management-Tool

Erster Profiteur der Cloud-Initiative der Commerzbank scheint ein für Treasurer relevantes Werkzeug zu sein: So sei das Cash-Management-Tool „Cash Radar“ ein Ergebnis der Zusammenarbeit von Commerzbank und Microsoft. Die 2018 an den Markt gebrachte Lösung prognostiziert mithilfe von automatisierten Datenanalysen die zukünftige Liquidität von Unternehmen.

Firmenkunden können Investitionsvorhaben dank einer Liquiditätsprognose von bis zu 120 Tagen planen. Gleichzeitig bietet das Tool der Commerzbank zufolge einen Überblick über die Entwicklungen der Geschäftskonten sowie eine bessere Kontrolle über Einnahmen und Ausgaben.

In der Coronakrise hat die Liquiditätsplanung an Bedeutung gewonnen. Allerdings bieten auch zahlreiche Fintechs und TMS-Anbieter entsprechende Lösungen an, die anders als Angebote einzelner Geldhäuser auch bankübergreifend eingesetzt werden können. Viele dieser Anbieter setzen zudem bereits heute auf die flexible Cloud-Technologie.

Deutsche Bank arbeitet mit Google zusammen

Mit der gestrigen Ankündigung folgt die Commerzbank der Deutschen Bank: Auch Deutschlands größte Bank verlagert ihre Services zunehmend in die Cloud. Im Juli vergangenen Jahres war bekanntgeworden, dass der US-Tech-Gigant Google die IT der Deutschen Bank weiterentwickeln soll. Neben der Nutzung der Cloud-Produkte will man künftig auch gemeinsam technologiebasierte Finanzprodukte produzieren.

Die beiden Geldhäuser reagieren somit auf eine Entwicklung, die in anderen Teilen der Wirtschaft schon deutlich fortgeschrittener sind. Die IT der Banken gilt seit Jahren als stark überholungsbedürftig. In den vergangenen Jahren gerieten hiesige Geldhäuser immer wieder wegen IT-Störungen in die Schlagzeilen, was insbesondere im Zahlungsverkehr für Unterbrechungen sorgt. Auch die Commerzbank war davon betroffen.

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Treasury-Chefs waren lange skeptisch

Treasury-Chefs waren lange zurückhaltend, ihren Zahlungsverkehr oder ihr Cash Management über Cloud-Lösungen zu managen. Das lag vor allem an Datenschutz- und Sicherheitsbedenken. Die Commerzbank betont daher, dass man im Zuge der Kooperation mit Microsoft den hohen regulatorischen Anforderungen der Bankenbranche an Sicherheit, Datenschutz und Compliance gerecht werde.

Die generelle Stimmung bezüglich Cloud-Produkten hat sich in vielen Treasury-Abteilungen ohnehin gewandelt: Sie gelten heute gar als Mittel der Wahl für Betrugsprävention im Zahlungsverkehr. Viele Anbieter von Treasury Management Software haben daher nachgezogen und ihre Fähigkeiten in dem Bereich ausgebaut. Die Commerzbank hat zudem schon im Sommer 2018 damit begonnen, einen Großteil ihrer Zahlungsverkehr-IT  an den externen Dienstleister Equens Worldline auszulagern, was seinerzeit durchaus für Verwunderung sorgte.

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