Treasurer Thomas A. Woelk propagiert das Zahlungsprojekt Peppol im VDT Arbeitskreis Cash & Liquidity.

Ceconomy

02.10.20
Cash Management & Zahlungsverkehr

Peppol soll die E-Rechnung revolutionieren

Das neue Rechnungsstellungsprojekt Peppol hat das Potential, im Finanzbereich deutliche Effizienzgewinne zu erreichen. Speziell gegenüber der deutschen Initiative Zugferd hat es Vorteile, wie Treasurer Thomas A. Woelk erklärt.

Was ist Peppol? Das fragen sich vermutlich nicht wenige Treasurer. Die Abkürzung steht für Pan-European Public Procurement Online. Dabei handelt es sich um ein Projekt, das öffentliche Vergabeverfahren innerhalb der Europäischen Union (EU) standardisieren soll. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die EU offene Standards für öffentliche Ausschreibungs- und Beschaffungsverfahren entwickelt.

Der eigentliche Zweck von Peppol besteht zwar darin, speziell kleinen und mittelständischen Unternehmen die Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen und Beschaffungsprozessen innerhalb der gesamten Europäischen Union auf einem einheitlichen Standard zu ermöglichen. Doch das Verfahren bietet weitaus mehr Möglichkeiten als nur eine Teilnahme an Ausschreibungen, es hat sogar unmittelbare Vorteile für die Treasury-Abteilung und den Finanzbereich.

Zu diesem Ergebnis kommt Thomas A. Woelk, Treasurer bei Ceconomy und Mitglied der Arbeitsgruppe Cash & Liquidity des Verbandes Deutscher Treasurer (VDT). Er sieht in dem Verfahren das Potential, den Prozess rund um B2B-Zahlungen „radikal zu vereinfachen“, vielleicht sogar zu „revolutionieren“ und sicherer zu machen.

Straight-through Processing mit Peppol

„Das Potential liegt vor allem im Straight-through Processing, womit Prozesse durch den elektronischen Austausch von Rechnungen mit allen Rechnungsbestandteilen wie Empfängerkontonummer, Zahlungsziel, Mehrwertsteuer und Rechnungsbezug in der Buchhaltung deutlich vereinfacht werden können“, erklärt Woelk.

Er hat Erfahrung damit gesammelt, wie Peppol in skandinavischen Ländern bei E-Rechnungen längst fortgeschrittener Standard ist. Aber auch für Deutschland hat das in Treasury-Kreisen bisher weitgehend unbekannte EU-Projekt unmittelbare Auswirkungen, denn ab dem 27. November 2020 müssen Lieferanten der öffentlichen Hand, und dazu gehören neben Städten und Gemeinden auch Schulen, Krankenhäuser oder viele andere Einrichtungen, Rechnungen bei Beträgen ab 1.000 Euro in elektronischer Form ausstellen und übermitteln.

„Falls sich Peppol als Standard durchsetzt, hätte es einen enormen Spareffekt.“

Thomas A. Woelk, VDT

„Falls sich Peppol als Standard durchsetzt, hätte es einen enormen Spareffekt“, glaubt Thomas A. Woelk. „Wenn alle Rechnungen über die einheitliche Schnittstelle elektronisch versandt werden, sind Einsparungen in Höhe von 18 Milliarden Euro EU-weit denkbar“, erklärt er und bezieht sich dabei auf Hochrechnungen der EU. Zudem sei das Verfahren papier- und umweltschonend und könne vor allem auch im B2B-Bereich hervorragend angewandt werden.

EDI-Schnittstellen können eingespart werden

Das Einsparpotential resultiere speziell aus den zahlreichen EDI-Schnittstellen zu ERP-Systemen wie SAP, die radikal reduziert werden könnten, meint Woelk. Die Einrichtung und Wartung einer EDI-Schnittstelle könne bis zu 2.500 Euro kosten – Mittelständler und Konzerne haben teils Hunderte hiervon im Einsatz.

Bei dem ERP-Anbieter SAP existiert daher eine Arbeitsgruppe, in der einige namhafte Unternehmen die Peppol-Anbindung vorantreiben. Speziell bei der Umstellung auf S/4 Hana sollte der E-Rechnungsstandard berücksichtigt werden. Woelk hofft nun, dass auch immer mehr deutsche Treasurer und Finanzverantwortliche das Potential von Peppol entdecken: „Jeder baut auf einem einheitlichen XML-Format auf.“

Allerdings sei das Thema Peppol in der deutschen Wirtschaft „noch nicht wirklich angekommen“, sagt Woelk. In Deutschland gibt es seit einigen Jahren eine eigene Lösung für E-Rechnungen, die seit 2013 existierende Zugferd-Initiative. „Das ist ein Versuch, elektronische Rechnungen auf nationaler Ebene zu forcieren“, sagt Woelk.

Zugferd: technisch aufwendig

Allerdings sei Zugferd technisch „sehr aufwendig“ und für ITler „schwerer umzusetzen“, weil XMLs hinter PDFs eingebunden werden und nicht umgekehrt. Dies erschwere die automatische Verarbeitung ungemein. Außerdem handele es sich lediglich um eine nationale Lösung. Deshalb fordert Woelk von seinen Kollegen: „Als die innovationstreibende Abteilung des Bereichs Finanzen ist das Treasury damit beauftragt, solche Neuerungen zu begleiten und ihre Implementierung zu forcieren.“

Dentz[at]derTreasurer.de

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