Was ist die Strategie von Swift?

WrightStudio - stock.adobe.com

14.02.22
Cash Management & Zahlungsverkehr

Was ist eigentlich Swift?

Swift spielt eine große Rolle im internationalen Zahlungsverkehr. Doch was steckt eigentlich dahinter und was bietet der Nachrichtendienst? Ein Überblick.

Treasurer kommen um den Begriff „Swift“ nicht herum. Umso wichtiger ist es, zu wissen, was Swift überhaupt leistet. Swift steht für „Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication“ und ist eine Genossenschaft im Besitz von verschiedenen Banken wie Deutsche Bank, HSBC oder BNP Paribas. Wie der Name schon verrät, tauscht das Netzwerk elektronische Informationen zwischen Banken aus. Darüber hinaus bietet die Organisation Softwares und Services im Bereich Finanztransaktionen an.

Swift dient demnach dazu, einen sicheren internationalen Zahlungsstandard anbieten zu können. Deshalb versendet Swift Nachrichten über ein standardisiertes Format, so dass Verwechslungen der Nachrichten zwischen den Banken vermieden werden können. Zudem sollen Auslandszahlungen so schneller durchgeleitet werden.

Wie funktioniert das Swift-Netzwerk?

Swift überweist nicht selbst das Geld, sondern nur die Überweisungsaufträge zwischen Konten von Institutionen mittels Swift-Codes. Swift verwaltet auch das BIC-System („Business Identifier Code“), so dass die Organisation schnell Banken identifizieren kann und Zahlungen dorthin senden kann. Übermittelt werden können die Namen von Auftraggebern und Empfängern einer Überweisung, die Kontonummern, Anschriften und nationalen Kenn-Nummern.

Die Mehrheit der Mitglieder des Swift-Netzwerks sind Banken, aber auch Handelsinstitutionen, Broker, Abrechnungssysteme und Institutionen für Investmentmanagement gehören dazu. Um ein Mitglied zu werden, benötigt die Institution eine Banklizenz.

Mehr als 200 Länder und 11.000 Institutionen verwenden das Swift-System, es ist damit das größte internationale Zahlungsnetzwerk der Welt. Swift wurde 1973 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Belgien.

Nutzen Geheimdienste Swift-Daten?

Grundsätzlich versichert der Nachrichtendienst, dass die Vertraulichkeit der Daten gewährt ist. Immer wieder, zuletzt 2017 gab es aber Gerüchte, dass der amerikanische Geheimdienst in das Zahlungsverkehrssystem eingedrungen sein soll. Dokumenten einer Hacker-Gruppe zufolge hat die NSA so Banken im Nahen Osten überwacht. Swift verwies darauf, dass die Angaben nur die sogenannten Servicebüros, die Swift-Dienste administrieren, und nicht das eigene Netzwerk beträfen.

Auch in anderen Situationen wird die zentrale Rolle von Swift deutlicher. Wegen EU-Sanktionen und internationalen Beschlüssen trennte Swift von 2012 bis 2016 schon einmal den Iran vom Netzwerk ab. Nach der Kündigung des Atomabkommens mit dem Iran durch die Vereinigten Staaten im Jahr 2018 hat Swift wieder zahlreiche relevante iranische Banken im Netzwerk blockiert.

Seit 2021 gibt es aus den USA Forderungen,  Russland wegen der Ukraine-Politik aus Swift abzutrennen. Dadurch wären die Zahlungsflüsse nach Russland und heraus deutlich eingeschränkt. Auch für Energiepreise und den Welthandel hätte das Folgen. Russland soll sich für den Fall der Fälle schon vorbereiten, erklärte der stellvertretende Vorsitzende des Moskauer Sicherheitsrats, Dmitri Medwedjew. Das russische Zahlungssystem ist weitgehend auf das Inland beschränkt. Grenzüberschreitende Geschäfte würden dann wahrscheinlich über E-Mail oder anachronistische Telexe oder Faxe abgewickelt werden.

Das ist die Strategie von Swift

Neben den aktuellen politischen Diskussionen will sich aber auch Swift weiterentwickeln. Im September 2020 stellte der Nachrichtendienst seine neue Strategie vor. Swift will die grenzüberschreitende Infrastruktur für die Abwicklung von Zahlungen und Wertpapiergeschäften grundlegend erneuern. Die Genossenschaft stellt seitdem nicht nur die Architektur und die benötigten Formate bereit, in der Nachrichten verarbeitet werden können, sondern eine Plattform, die eine Transformation zwischen den Nachrichtenformaten ermöglicht. So soll der Zahlungsverkehr schneller und transparenter werden. Dazu setzt Swift auch APIs und die Cloud-Technologie ein.

Der Strategieschwenk ist eine Antwort auf neue Wettbewerber aus der Fintech-Szene. Davon profitieren auch die Banken, die so eigenständig oder in Zusammenarbeit mit Fintechs neue Services anbieten können.

„Mit der neuen Strategie rücken wir die geschäftliche Transaktion in den Mittelpunkt unseres Angebots. Nehmen Sie eine Zahlung, die ein Firmenkunde über das Swift-Netzwerk initiiert, um einen Lieferanten zu bezahlen. Künftig wollen wir nicht mehr nur die Nachricht von A nach B übermitteln, sondern sie mit weiteren Services unterlegen. Dazu haben wir in den vergangenen Jahren bereits einige Initiativen gestartet, etwa das Sanction Screening oder die Beschleunigung von grenzüberschreitenden Zahlungen durch unser GPI-Projekt. Diese einzelnen Bausteine wollen wir nun auf einer Plattform vereinheitlichen und integrieren“, sagte Jürgen Marstatt, Deutschlandchef von Swift gegenüber DerTreasurer.

Was steckt hinter Swift GPI?

Ein wichtiges Projekt, das zur Strategie beiträgt, ist die Global-Payment-Innovation-Initiative, kurz GPI. Die Initiative gibt es seit 2015. Darunter fällt auch der Payment-Tracker, der seit 2020 Pflicht für Banken ist. Banken müssen demnach für sämtliche Swift-Zahlungen eine GPI-Referenznummer angeben, die ein Tracking der Zahlung ermöglicht.

GPI beinhaltet außerdem die Echtzeitvalidierungen von Zahlungen. Im Juli vergangenen Jahres wurde das Angebot erweitert, indem Banken Zahlungsdetails verifizieren können, bevor eine internationale Zahlung angewiesen wird.

Nächste Herausforderung: ISO 20022

Eine große Veränderung, die bei Swift derzeit ansteht, ist der Formatwechsel von MT auf ISO 20022. Seit November 2021 hat die Umstellung begonnen. Bis 2025 müssen die Banken die Umstellung auf ISO 20022 gestemmt haben. Denn danach wird Swift die Unterstützung für die MT-Nachrichten der Kategorien 1, 2 und 9 einstellen.

Die anstehende Umstellung im Zahlungsverkehr auf den Formatstandard ISO 20022 wird bei Banken in den kommenden Jahren einige Ressourcen in Anspruch nehmen. Auch Unternehmen sollten sich damit auseinandersetzen.

s.backhaus[at]dertreasurer.de