Die Deutsche Bank gründet mit dem US-Zahlungsdienstleister Fiserv ein Joint Venture.

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24.06.21
Cash Management & Zahlungsverkehr

Zahlungsverkehr: Deutsche Bank, Unzer, Request to Pay

Die Deutsche Bank tut sich mit Fiserv zusammen, Unzer baut sein Management schon wieder um und Sepa Request to Pay ist jetzt offiziell gestartet. Diese und weitere News im Ticker Zahlungsverkehr.

Deutsche Bank gründet Joint Venture mit Fiserv

Die Deutsche Bank treibt ihre Wachstumspläne im Zahlungsverkehr voran: Das Geldhaus gründet mit dem US-Zahlungsabwickler Fiserv ein Gemeinschaftsunternehmen, das kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMUs) eine breite Palette an Zahlungsakzeptanz- und Bankdienstleistungen bieten soll. Der Deutschen Bank zufolge entsteht durch die Kooperation ein Produktangebot, das den Abschluss von mehreren Verträgen mit verschiedenen Zahlungsverkehrsanbietern unnötig macht.

Das Joint Venture soll in Frankfurt am Main ansässig sein, voraussichtlich eine niedrige dreistellige Zahl an Mitarbeitern beschäftigen und von Anfang an mehrere tausend Unternehmen betreuen. Fiserv bringt dabei seine Technologie- und Produktkompetenz rund um Payment Processing ein, die Deutsche Bank übernimmt die Kundenakquise und Bearbeitung. 

Helfen dürfte dabei, dass sich die handelnden Personen kennen: Auf Seiten von Fiserv verhandelte der frühere Deutsche-Bank-Manager John Gibbons den Deal, der nun das EMEA-Geschäft des US-Payment-Unternehmens leitet. Gibbons führte von 2016 bis 2018 das Global Transaction Banking der Deutschen Bank. Auf dieser Position folgte ihm 2018 Stefan Hoops nach, der nun als Leiter der Unternehmensbank der Deutschen Bank an dem Deal mitwirkte.

Erst Mitte Mai hatte die Deutsche Bank eine Kooperation mit dem niederländischen Zahlungsverkehrsspezialisten Silverflow vereinbart. Aus der Zusammenarbeit sollen zwei neuen Produkten hervorgehen, die die Bank im Herbst einführen will. In einem ersten Schritt werde es Zahlungsdienstleistern in Europa und den USA ermöglicht, Debit- und Kreditkartenzahlungen über einen cloudbasierten Kartenerfassungsservice von Silverflow zu akzeptieren, heißt es. Zudem soll es eine Lösung für Firmenkunden der Deutschen Bank geben, die den Umgang mit Rückbuchungen erleichtern soll.

KKR baut Unzer-Management schon wieder um

Erst vor wenigen Wochen hatte der Zahlungsdienstleister Unzer (früher Heidelpay) CFO Axel Rebien zum CEO befördert. Nun verlässt der frühere Finanzchef des Modehändlers Tom Tailor das Payment-Unternehmen überraschend. Sein Nachfolger als CEO von Unzer wird mit Wirkung zum 1. Juli der ehemalige Deutschland-Chef des schwedischen Erfolgs-Fintechs Klarna, Robert Bueninck. Er war erst im März zu Unzer gewechselt. Als Chief Commercial Officer verantwortet er bisher die Geschäftsentwicklung und die Erweiterung des Kundenstamms von Unzer in Europa.

Mit der Beförderung von Bueninck stehen künftig zwei ehemalige Klarna-Manager an der Spitze von Unzer: Ende Mai hatte das Unternehmen, das seit 2019 dem Finanzinvestor KKR gehört, Jakob von Ingelheim als neuen Chief Financial & Risk Officer (CFRO) an Bord geholt.

Der 40-jährige von Ingelheim kommt ebenfalls von Klarna, wo er zuletzt als Global Analytics Lead sowie als Managing Director für die Gesellschaften Sofort und Billpay tätig war. Zuvor arbeitete der Payment-Experte unter anderem für KPMG und den Start-up-Investor Rocket Internet.

Der scheidende Unzer-CEO Axel Rebien war seit Oktober 2017 zunächst als Finanzchef für den Zahlungsdienstleister tätig und begleitete unter anderem den Einstieg des PE-Investors KKR im Jahr 2019. Mit den Mitteln des US-Investor haben die Heidelberger in den vergangenen 18 Monaten 10 Unternehmen zugekauft. Jetzt sei „der richtige Zeitpunkt, um mit einem neuen Management-Team die nächste Phase der Unternehmensentwicklung einzuläuten“, erklärte Rebien zum Abschied.

Neue Führung auch bei VR Payment

VR Payment erweitert seine Geschäftsführung: Die DZ-Bank-Tochter holt zum 1. August Patrick Dittmer als neuen CFO und Henrik Ewers als Chief Product & Technology Officer (CPTO) an Bord. Mit den beiden Experten strebe man „eine signifikante Erhöhung der Marktanteile“ an, erklärte der genossenschaftliche Payment-Anbieter.

Die Rolle von Ewers wird dabei neu geschaffen. Der 42-Jährige wechselt vom Oetker-Konzern, für den er seit knapp 20 Jahren in unterschiedlichen Funktionen in den Bereichen IT, Accounting und Controlling tätig ist. Derzeit ist er bei dem Bielefelder Nahrungsmittelkonzern als Geschäftsführer des neu gegründeten Unternehmens Dr. Oetker Hospitality tätig. VR Payment zufolge ist Ewers spezialisiert auf technologiebasierte Produktentwicklung und soll insbesondere dieses Know-how bei VR Payment einbringen.

Der neue Finanzchef Patrick Dittmer kommt dagegen aus der Start-up-Welt: Seit knapp zwei Jahren ist er CFO der Open-Banking-Plattform Finleap connect. Zuvor war er als Finanzchef des Zahlungsdienstleister Billpay, der während Dittmers‘ Amtszeit von Klarna übernommen wurde. Begonnen hatte der 47-Jährige seine Karriere bei der Sparkasse Kiel bevor er für einige Jahre bei KPMG im Financial Services Bereich arbeitete.

Dittmer folgt auf Manfred Lund, der zuletzt sechs Jahre CFO, COO und CRO die Marktfolge-Funktionen des genossenschaftlichen Payment-Spezialisten leitete. Lund habe sich im vergangenen Jahr entschieden, seinen Vertrag nicht zu verlängern, sondern „in eine sehr lange Auszeit zu gehen, um mehr Zeit mit seiner Familie zu haben und sich neu zu orientieren“, teilte VR Payment mit. 

Request to Pay: Das Rulebook ist jetzt in Kraft

Der Sepa-Raum ist um ein Verfahren reicher: Am 15. Juni ist das Rulebook für Sepa Request to Pay (RTP) offiziell in Kraft getreten. Bei Request to Pay handelt es sich um eine der Zahlung vorgeschaltete Aufforderung. Sofern der Kunde sie bestätigt, wird automatisch eine Überweisung ausgelöst – dabei kann es sich um ein Instant Payment handeln, aber auch eine gewöhnliche Sepa-Überweisung. Das Regelwerk lässt beide Varianten zu.

Das neue Verfahren kann potentiell an vielen Stellen zum Einsatz kommen. Ein großer Vorzug der Zahlungsaufforderung ist, dass eingehende Zahlungen automatisch zugeordnet werden können. Dies dürfte vor allem für große Rechnungsstellern wie Telekommunikationsfirmen oder Versorger interessant sein, die heute Probleme beim Abgleich von offenen Rechnungen und eingehenden Zahlungen haben. Auch im B2B-Bereich könnte RTP zum Einsatz kommen. So würde es etwa Industrieunternehmen in die Lage versetzen, Zahlungsaufforderungen mit einem gewissen Zahlungsziel an ihre Kunden zu verschicken.

Dass das Regelwerk nun gilt, heißt aber noch nicht, dass Request to Pay auch bereits in der Praxis zum Einsatz kommt. Banken ist es derzeit freigestellt, ob sie das neue Sepa-Verfahren unterstützen. „Wir werden im Juli oder August die ersten Pilotprojekte mit Kunden sehen", prognostizierte Walter Genter, Head of Sales Cash Management Deutschland, BNP Paribas jüngst beim Cash Management Campus

News von Société Générale, Daimler und TIS

Société Générale will ihre IT-Infrastruktur für das Global Transaction Banking von Grund auf erneuern. Die französische Großbank will dafür die bestehenden Systemen in 13 europäischen und asiatischen Ländern durch eine Cloud-Lösung des Softwareanbieters Temenos-Plattform ablösen. Ziel sei es, die Kontoverwaltungs- und Zahlungssysteme zu modernisieren, „um die wachsenden Bedürfnisse der globalen Firmenkunden zu erfüllen“, teilten die beiden Unternehmen mit. Mit Temenos wird Société Générale zudem die Umstellung im Zahlungsverkehr auf ISO 20022 angehen.

Der automatisch zahlende Lkw könnte bald Realität sein: Die Daimler-Tochter Mercedes-Benz Trucks und der Tankstellenbetreiber Shell haben digitale Bezahlvorgänge für Kraftstoff getestet. Dafür setzten die Stuttgarter reguläre Serienfahrzeuge ein, deren Software um die Bezahlungs- und Autorisierungskomponenten erweitert wurde. Eine wichtige Rolle spielte dabei eine digitale Truck-ID, die als eingebauter Personalausweis fungiert. Nachdem der Lkw vom Shell-System als sicher identifiziert wurde, hat die SmartPay API des Tankstellenbetreibers die Transaktion freigegeben.

Der auf Zahlungsverkehr fokussierte Cloud-Anbieter Treasury Intelligence Solutions (TIS) hat eine neue Strategie vorgestellt. Der Kern der Neuausrichtung ist der Launch einer Plattform, die TIS als „Enterprise Payment Optimization“ bezeichnet. Sie soll es ermöglichen, Daten über Unternehmensgrenzen hinweg zu vernetzen und so neue Produkte zu entwickeln. Erstes Ergebnis der Plattform ist ein Tool zur Betrugsprävention im Zahlungsverkehr. 

Commerzbank profitiert von Marqety-IPO

Der Börsengang des US-amerikanischen Zahlungsdienstleister Marqeta beschert der Commerzbank einen beträchtlichen Buchgewinn. Dieser werde vermutlich höher ausfallen als die Belastungen, die wegen eines Urteils des Bundesgerichtshofs (BGH) zu Bankgebühren auf die Commerzbank zukommen, erklärte CFO Bettina Orlopp. Die Rückstellung für etwaige Gebühren-Rückforderungen bezifferte sie auf einen Betrag im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Die Bank war 2015 über ihren Beteiligungsarm Commerz Ventures bei Marqeta eingestiegen. Die genaue Höhe der Beteiligung ist nicht bekannt, dem Handelsblatt zufolge ist die Bank noch mit einem sehr geringen Prozentsatz an dem Fintech beteiligt. Der Zahlungsdienstleister war im April an die Börse gegangen, die Marktkapitalisierung liegt mit derzeit 16 Milliarden US-Dollar deutlich über dem Börsenwert der Commerzbank.

Der australische Zahlungsspezialist OFX und der Softwareentwickler Coera haben sich im Zuge einer Finanzierungsrunde an dem Fintech Treasur Up beteiligt. Der Cloud-Spezialist kümmert sich mit seinen 27 Mitarbeitern vor allem um Währungsmanagement bei grenzüberschreitenden Zahlungen, will sich demnächst aber auch Themen wie Liquiditätssteuerung, Cashflow-Prognosen und Bilanzsteuerung zuwenden. Die LBBW, die seit kurzem mit Treasur Up kooperiert, beteiligte sich nicht an der Finanzierungsrunde, deren Volumen nicht bekannt ist. Haupteigner bleibt die niederländische Rabobank.

Der Zahlungsabwickler Worldline arbeitet künftig mit dem auf die Hotelbranche spezialisierten Technologieanbieter Cendyn zusammen. Die Partnerschaft ermögliche Hotels sichere e-Payment-Lösungen in sämtliche automatisierte Gästekommunikation einzubinden, erklärten die beiden Unternehmen. Dafür werde die Customer-Relationship-Management-Lösung von Cendyn mit der Zahlungslösung von Worldline integriert.

Buchholz[at]derTreasurer.de