Die Deutsche Bank macht im Zahlungsverkehr jetzt mit Fiserv gemeinsame Sache.

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21.06.21
Cash Management & Zahlungsverkehr

Deutsche Bank kooperiert mit Fiserv

Die Deutsche Bank macht künftig gemeinsame Sache mit dem Technologiekonzern Fiserv. Das geplante Joint Venture ist ein wichtiger Baustein für die Zahlungsverkehrsoffensive der Bank.

Die Deutsche Bank und der Finanztechnologieanbieter Fiserv gründen ein gemeinsames Unternehmen mit Sitz in Frankfurt am Main. Das gaben die Partner am heutigen Montag bekannt. Vorbehaltlich behördlicher Genehmigungen soll das Joint Venture kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMU) im deutschen Markt umfassende Zahlungsakzeptanz- und Bankdienstleistungen anbieten.

Konkret geht es darum, dass das Joint Venture mehrere Zahlungsverkehrslösungen unter einem Dach bündeln wird, darunter auch Clover, Fiservs Plattform für Zahlungsakzeptanz an der Ladenkasse. Laut der Deutschen Bank entsteht durch die Kooperation ein Produktangebot, das den Abschluss von mehreren Verträgen mit verschiedenen Zahlungsverkehrsanbietern unnötig macht.

„Zusammen mit Fiserv können wir unseren KMU-Kunden Konten, Zahlungslösungen und Bankdienstleistungen bereitstellen“, wirbt Stefan Hoops, Leiter der Unternehmensbank der Deutschen Bank, für das neue Angebot. „So können wir unseren Kunden alles aus einer Hand anbieten, das bedeutet für sie geringere Kosten und weniger Komplexität.“

Merchant Acquiring ist ein umkämpftes Geschäftsfeld

Mit dem Gemeinschaftsunternehmen will die Deutsche Bank ihre Zahlungsverkehrsoffensive vorantreiben: Dem „Handelsblatt“ zufolge hofft die Bank auf Erträge im mittleren zweistelligen Millionenbereich und Transaktionen im Umfang von einer halben Milliarde Euro, die mit Hilfe des Joint Venture abgewickelt werden sollen.

Letztlich lässt die Deutsche Bank durch das Gemeinschaftsunternehmen einer Ankündigung aus dem Februar dieses Jahres Taten folgen. Damals hatte Deutschlands größtes Geldhaus angegeben, wieder ins Merchant Acquiring einsteigen zu wollen – also in das Geschäft rund um die Zahlungsakzeptanz im Handel. Grund ist, dass die Deutsche Bank eine steigende Nachfrage nach digitalen Zahlungslösungen sieht, die auch nach der Coronakrise anhalten dürfte. Auslöser dafür ist zunehmende Digitalisierung der deutschen Wirtschaft.

Die Deutsche Bank hatte sich in den vorangegangenen Jahren eigentlich Schritt für Schritt aus dem Merchant Acquiring zurückgezogen, und Beteiligungen an entsprechenden Unternehmen verkauft. Die Margen seien zu gering, die Regulatorik zu hoch gewesen, erklärte Ole Matthiessen, Leiter globales Cash Management bei der Deutschen Bank, rückblickend im Februar.

Stattdessen wuchsen andere Big Player in der Zahlungsabwicklung heran, wie etwa die Nets Group, Worldline oder Adyen. Auch der Skandalkonzern Wirecard gehörte zu den Branchengrößen, Banken wittern nicht zuletzt aufgrund der Pleite der Aschheimer nun offenbar die Chance, in das schnell wachsende Geschäftsfeld vorzustoßen.

E-Commerce wichtig für Treasurer

E-Commerce spielt auch für Treasury-Abteilungen eine immer größere Rolle, wie auch beim digitalen Cash Management Campus in der vergangenen Woche erneut bestätigt wurde. Der Konsumgüterhersteller Henkel macht etwa 15 Prozent seines Konzernumsatzes über digitale Kanäle – Tendenz steigend. Henkel ist bei weitem kein Einzelfall.

Die stärkere Bedeutung des E-Commerce stellt auch das Treasury vor Probleme: Kunden wollen die für sie leichteste Bezahlmethode nutzen – und davon gibt es von Apple und Google Pay über Paypal oder Klarna zahlreiche. Diese Zahlverfahren müssen aber ins Cash Management und ins Währungsmanagement integriert werden. 

Fiserv und BofA lösten ein Joint Venture auf

Hierbei will die Deutsche Bank künftig vor allem kleineren Unternehmen unter die Arme greifen. Laut Mitteilung wird das Gemeinschaftsunternehmen voraussichtlich eine niedrige dreistellige Zahl an Mitarbeitern beschäftigen und von Anfang an mehrere tausend Unternehmen betreuen.

Rund 800.000 Kunden der Marken Deutsche Bank, Postbank und der Fiserv-Marke Fyrst sollen demnach angeschlossen werden. Die Dienstleistungen würden zudem auch für Unternehmen angeboten, die nicht Kunde der Deutschen Bank sind.

Fiserv arbeitete zuvor viele Jahre eng mit der Bank of America zusammen: Im vergangenen Jahr hatten der Paymentriese und die US-Bank ihr Joint Venture allerdings aufgelöst. Die Bank of America lagert das Management des Merchant-Services-Geschäfts gerade wieder ein.

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