JP Morgan startet eine neue Blockchain-Initiative im Zahlungsverkehr.

steheap – stock.adobe.com

04.05.21
Cash Management & Zahlungsverkehr

Zahlungsverkehr: JP Morgan, Digitaler Euro, Worldline

JP Morgan gründet ein Blockchain-Unternehmen, die EZB veröffentlicht die Konsultationsergebnisse zum digitalen Euro und Fluggesellschaften setzen im Zahlungsverkehr auf Worldline. Diese und weitere News im Ticker.

Die US-Investmentbank JP Morgan startet eine neue Blockchain-Initiative im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr. Mit von der Partie die größte Bank Südostasiens, DBS, und die staatlichen singapurischen Investmentgesellschaft Temasek. Dafür haben die drei Anbieter das Unternehmen Partior gegründet, das als offene Industrieplattform ausgelegt sein soll.

Ziel sei es, das traditionelle Modell grenzüberschreitender Zahlungen mit einem zentralen Knotenpunkt in der Mitte aufzulösen, schreibt JP Morgan in einer Pressemitteilung. Dieses Modell habe etwa zur Folge, dass Banken zahlreiche Validierungen von Zahlungsdetails durchführen müssten, was zu hohen Transaktionskosten führe. Partior erkenne an, dass man effizientere digitale Clearing- und Settlement-Lösungen in der Bankenwelt benötige. Die als dezentrales System angelegte Blockchain soll dabei helfen.

Das Projekt reiht sich in eine Vielzahl von Initiativen ein, die mit Hilfe der neuen Technologie den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr vereinfachen und beschleunigen wollen. Bislang hatte jedoch noch keine durchschlagenden Erfolg – was auch an der Sonderstellung des Finanznachrichtenanbieters Swift liegt, die zahlreichen Banken gehört und der deshalb keine Bank echte Konkurrenz machen will.

Neu ist nun aber, dass JP Morgan mit seinem Projekt explizit auch auf digitales Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency, CBDC) abstellt, die in die Plattform integriert werden könnten. Das Projekt der Grossbanken wird in Singapur mit Transaktionen in US-Dollar und Singapur-Dollar beginnen, hat aber schon Pläne zur Erweiterung auf andere Währungen und Märkte.

Digitaler Euro: EZB veröffentlicht Ergebnisse

Wenn es nach den Teilnehmern einer Konsultation der EZB geht, dann sollte der digitale Euro in bestehende Bank- und Zahlungssysteme integriert werden. Dafür spricht sich eine Mehrheit der insgesamt 8.200 Teilnehmer aus, von der fast die Hälfte aus Deutschland kam.

Eine aktive Rolle von Intermediären befürworten mehr als zwei Drittel der Befragten. Allerdings sehen die Teilnehmer die Banken und Zahlungsverkehrsanbieter weniger als Gatekeeper mit Blick auf den Zugang zum digitalen Euro als vielmehr als Anbieter innovativer Dienstleistungen rund um programmierbare Währungen.

Mit Abstand am wichtigsten beim digitalen Euro ist den Teilnehmern demnach der Datenschutz (43 Prozent). Es folgen Sicherheit (18 Prozent), die Möglichkeit, im ganzen Euroraum damit zu bezahlen (11 Prozent), keine zusätzlichen Kosten (9 Prozent) und die Offline-Nutzbarkeit (8 Prozent).

Die EZB hat noch nicht offiziell entschieden, ob sie einen digitalen Euro einführen wird. Allerdings zeichnet sich sehr deutlich ab, dass es wohl dazu kommen wird. Die Umsetzung dürfte indes Jahre dauern.

European Payment Initiative mit 30 Millionen ausgestattet

Neue Details von der European Payment Initiative (EPI): Der Zusammenschluss, der inzwischen rund 30 europäische Banken und die Acquirer Worldline und Nexi umfasst, hat bisher 30 Millionen Euro von seinen Mitglieder erhalten. Das berichtet EPI-Chairman Joachim Schmalzl, der zugleich geschäftsführendes Mitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) ist, im Interview mit der „Financial Times“. Ziel der Initiative ist es, den US-Schwergewichten Paypal, Apple, Google, Mastercard und Visa eine  europäische Lösung für den elektronischen Zahlungsverkehr entgegenzusetzen.

Schmalzl bekräftigt im Interview. dass es Anfang kommenden Jahres Instant-Payment-Anwendungen geben werde. Im zweiten Halbjahr 2022 werde ein breites Zahlungsverkehrs-Tool auf den Markt kommen. An dem Projekt arbeiten derzeit rund 40 Mitarbeiter, wie der Bankenfunktionär erläutert. Geführt wird die Initiative von der früheren Oliver-Wyman-Managerin Martina Weimert

Airlines kooperieren mit Worldline

Der Zahlungsdienstleister Worldline und der internationale Verband der Fluggesellschaften IATA haben eine Kooperation vereinbart. Die Partnerschaft soll es Mitglieder des Airline-Verbandes erleichtern, ihren Kunden eine breite Palette an Zahlungsmethoden anzubieten und Fluggästen so einen besseren Service zu liefern, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von IATA und Worldline.

Ähnlich wie im Online-Handel spielen auch bei Fluggesellschaften die angebotenen Zahlverfahren eine wichtige Rolle. Finden Kunden nicht die passende Methode vor, wechseln sie schnell zu einem Konkurrenten. Die für den Zahlungsverkehr verantwortlichen Abteilungen – darunter auch das Treasury – stellt die Fülle an Bezahlverfahren dagegen vor Herausforderungen. Es gilt effiziente, kostengünstige Prozesse aufzusetzen.

Hier wollen IATA und Worldline ansetzen: Das Leistungspaket umfasse die weltweite End-to-End-Zahlungsabwicklung, modernste Lösungen zur Betrugsprävention, mehr als 150 mögliche Zahlungsmethoden und den Zugang zu neuen Märkten wie Russland, Brasilien, Indien, China, erklärten der Verband und der Zahlungsdienstleister. Alle Zahlungslösungen und Dienstleistungen würden über das IATA Financial Gateway (IFG) zur Verfügung gestellt.

Computop und VR Payment verbünden sich

Die beiden Zahlungsdienstleister VR Payment und Computop machen künftig gemeinsame Sache: Die beiden Unternehmen wollen ein gemeinsames Angebot entwickeln, das der Verschmelzung der einzelnen Vertriebswege im Handel („Omnichannel“) Rechnung tragen soll. Diese Entwicklung stelle „komplexe Anforderungen an die Zahlungsabwicklung“, erklären die beiden Dienstleister.

Konkret soll die Lösung so aussehen: Technologische Basis wird das Paygate von Computop, das VR Payment „Zug um Zug“ anbindet. Damit erhielten die Kunden des genossenschaftlichen Anbieters Zugang zu modernsten Omnichannel-Lösungen eröffnen. Umgekehrt profitiere Computop von den Acquiring-Leistungen von VR Payment und dessen umfassender Expertise im stationären Geschäft.

Die Kooperation ist auch eine Reaktion auf den zunehmenden internationalen Wettbewerb im Markt für Zahlungsabwicklung, wie die beiden deutschen Payment-Anbieter einräumen. Global gehören neben Worldline vor allem Adyen und Nexi zu den großen Playern.

Weitere Zahlungsverkehr-News

Das Fintech Go Cardless nutzt Open Banking, um Händlern Alternativen zu kostspieligen Kartenzahlungen anzubieten. Das neue Angebot „Instant Bank Pay“ biete Unternehmen eine kostengünstige und bequeme Möglichkeit, einmalige Zahlungen von Kunden über nur eine Plattform einzuziehen, teilte der Anbieter mit. Dafür setzt das Fintech auf die Lastschrift, das bis dato für einmalige Zahlungen nicht geeignet gewesen sei. Mit dem neuen Ansatz sei das dagegen machbar.

Die Hanseatic Bank – eine Tochtergesellschaft der Société Générale und der Otto Group – hat eine neue Zahlungsmethode für den E-Commerce eingeführt. Dabei handelt es sich um die Bezahlmethoden „Credit Click“, die es Einzelhändlern ermögliche, ihren Kunden während des Zahlungsprozesses einen Kreditrahmen zur Verfügung zu stellen. Das Verfahren könne ab sofort von Einzelhändlern und Zahlungsdienstleistern in den Niederlanden und Deutschland genutzt werden.

Weil die Menschen in der Corona-Pandemie häufiger digital bezahlen, haben die Bargeld-Transportunternehmen im vergangenen Jahr ein Viertel ihres Umsatzes verloren. Die Erlöse gingen um 150 Millionen Euro auf 450 Millionen Euro zurück, wie die Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW) in Bad Homburg berichtete. Der Verband erwartet eine wieder steigende Bargeld-Nachfrage, sobald Geschäfte, Hotellerie, Gastronomie und kulturelle Angebote wieder zunehmen. Man könne aber nicht erwarten, dass Bargeld im Zahlungsverkehr wieder das Vorkrisenniveau erlange.  

Buchholz[at]derTreasurer.de