Der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna ist jetzt das wertvollste Fintech Europas.

Stijn Planckaert, Klarna

04.03.21
Cash Management & Zahlungsverkehr

Zahlungsverkehr: PSD2, Deutsche Bank, Klarna

Die europäische Bankenaufsicht Eba erhöht den Druck in Sachen PSD2, die Deutsche Bank kehrt ins Acquiring zurück und der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna sammelt 1 Milliarde US-Dollar ein – unser neuer Ticker rund um Zahlungsverkehr.

PSD2: Eba für härtere Gangart gegenüber Banken

Die europäische Bankenaufsicht Eba hat die nationalen Regulierungsbehörden dazu aufgerufen, die Vorgaben der Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 konsequenter umzusetzen. Konkret fordert die Pariser Behörde, dass die nationalen Aufseher endlich härter gegen Banken vorgehen, die den Zugriff von sogenannten Drittdienstleistern auf Konten einschränken. Die PSD2 sieht vor, dass Banken Zahlungsauslöse- und Kontoinformationsanbietern Zugang zu Konten gewähren, sofern der Kunde das wünscht. Diese Vorschrift gilt seit September 2019, in der Praxis hakt es allerdings offenbar noch.

So bemängelt die Eba, die sich für einheitliche regulatorische Standards in der EU einsetzen soll, aber selbst kein direktes Durchgriffsrecht auf die Banken hat, dass einige Geldhäuser die Authentifizierungs-Anforderungen übertrieben streng auslösen. Wenn die Hürden nicht bis zum 30. April 2021 beseitigt würden, sollten die nationalen Aufsichtsbehörden einschreiten und gegebenenfalls Strafen verhängen.

Deutsche Bank schließt Lücke im Zahlungsverkehr

Die Deutsche Bank steigt wieder ins Acquiring-Business ein. Im dritten Quartal des laufenden Jahres will das Geldhaus neue Produkte rund um die Zahlungsakzeptanz im Handel auf den Markt bringen. Damit schließt die Bank Lücke eigenen Angaben zufolge eine Lücke in der Wertschöpfungskette im Zahlungsverkehr. Diese war entstanden, nachdem die Bank sich in den vergangenen Jahren sukzessive aus dem Acquiring zurückgezogen hatte und das Spielfeld den Technologiekonzernen überlassen hatte.

Hintergrund für den Sinneswandel der Bank ist der Trend hin zum E-Commerce und alternative Zahlungsmethoden, die auch Firmenkunden herausfordern. Zugleich gab die Bank eine Kooperation mit dem Kreditkartenanbieter Mastercard bekannt. Gemeinsam wolle man Innovationen im digitalen Zahlungsverkehr für Unternehmenskunden entwickeln, heißt es von den beiden Anbietern. 

Klarna wird wertvollstes europäisches Fintech

Der Zahlungsdiensteanbieter Klarna hat 1 Milliarde US-Dollar eingesammelt. Nach der Finanzierungsrunde wird der schwedische Paypal-Konkurrent nun mit 31 Milliarden US-Dollar bewertet und ist damit das nach eigenen Angaben wertvollste private Fintech in Europa sowie das zweitwertvollste weltweit. Zu den Investoren des Unternehmens gehören unter anderem die Private-Equity-Investoren Silver Lake und Permira, sowie der Kreditkartenanbieter Visa und der zum chinesischen Onlinehändler Alibaba gehörende Fintech Ant Group.

Mit dem Geld will das 2005 gegründete Fintech die internationale Expansion vorantreiben. Derzeit ist Klarna in 17 Ländern aktiv – neben Europa auch in Nordamerika, Australien und Neuseeland. Zu den Kunden gehören etwa die Deutsche Bahn, Nike oder H&M.

Kurz zuvor hatte Klarna bekannt gegeben, ein eigenes Girokonto auf den Markt zu bringen. In Kombination mit der Klarna-App solle dies den Verbrauchern mehr Kontrolle über ihre Finanzen ermöglichen. Das Angebot wird zunächst exklusiv einer begrenzten Anzahl von bereits registrierten Klarna-Nutzern zur Verfügung stehen. Nach und nach solle das Angebot dann auch allen anderen interessierten Kunden in Deutschland zur Verfügung gestellt werden.

Das von Klarna abgewickelte Transaktionsvolumen kletterte im vergangenen Jahr auf 56 Milliarden US-Dollar, der Umsatz legte um 40 Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar zu. Allerdings wachsen auch die Verluste. Unter dem Strich stand ein Minus von 168 Millionen Dollar nach 110 Millionen im Jahr 2019.

Weitere News im Zahlungsverkehr

Der Anteil von Instants Payments im europäischen Zahlungsverkehr wächst – allerdings nur langsam. Wie das European Payment Council mitteilte, stieg der Anteil der Sepa-Echtzeitüberweisungen (SCT Inst) am gesamten Sepa-Überweisungsvolumen (SCT) im vierten Quartal 2020 auf rund 7,92 Prozent. Zum Vergleich: Im vierten Quartal lag der Anteil der Instant Payments bei nur 5,53 Prozent. Das ist allerdings eine eher geringe Steigerung, berücksichtigt man, dass zum 1. Juli 2020 die Betragsobergrenze je Instant Payment von 15.000 auf 100.000 Euro angehoben wurde. Allerdings entfällt laut EPC der überwältigende Anteil der Instant Payments (90 Prozent) auf Beträge unter 1.000 Euro.

Paypal profitiert von der Coronakrise. Der Bezahldienst hat im vergangenen Jahr rund 70 Millionen aktive Nutzende gewonnen. In Deutschland gab es einen Zuwachs von rund 14 Prozent auf insgesamt fast 30 Millionen Kunden. Der Umsatz kletterte um 22 Prozent auf 21,6 Milliarden US-Dollar.

Das Fintech Transferwise möchte das Image des reinen Geldtransfer-Dienstleisters loswerden und hat sich deshalb in Wise umbenannt. Das Londoner Unternehmen war vor zehn Jahren als Anbieter für Fremdwährungsüberweisungen für Privatkunden gestartet. Inzwischen bietet das Fintech aber auch ein internationales Geschäftskonto und ein B2B-Produkt an, das von Neo-Banken wie N26 oder Monzo genutzt wird. Wise wickelt nach eigenen Angaben jeden Monat grenzüberschreitende Zahlungen in Höhe von 4,5 Milliarden Pfund (5,1 Mrd. Euro) ab.

News rund um Kryptowährungen

Der Kreditkartenanbieter Visa will Banken bei der Einführung des Handels mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen unterstützen. Dazu will Visa in diesem Jahr ein Softwareprogramm mit API-Zugang an den Start bringen, wie verschiedene Medien unter Berufung auf einen Tweet des Investors Anthony Pompliano berichten. Mit Unterstützung der Software sollen künftig institutionelle Kunden, wie etwa Banken, Bezahlungen mit Kryptowährungen und andere Dienstleistungen in das eigene Angebot integrieren können.

Tesla verleiht dem Bitcoin-Boom einen weiteren Schub: Wie Anfang Februar bekannt wurde hat der US-Elektroautobauer seit Anfang Januar 1,5 Milliarden Dollar in Bitcoin investiert. Zur Begründung für das Investment hieß es, Tesla wolle seine Cash-Reserven breit diversifizieren und so profitabel wie möglich einsetzen. Das geht aus dem bei der US-Börsenaufsicht veröffentlichten Geschäftsbericht für 2020 hervor. Dort heißt es weiter: „Wir gehen davon aus, dass wir in naher Zukunft Bitcoin als Zahlungsmittel für unsere Produkte akzeptieren werden, vorbehaltlich geltender Gesetze und zunächst auf begrenzter Basis“.

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