Blockchain sorgt derzeit für Furore. Nach den Diskussionen im vergangenen Jahr über die neue Technologie entstehen nun immer konkretere Anwendungsfelder und Initiativen im Bereich Transaction Banking und im Cash Management. Jüngstes Beispiel: Deutsche Bank, HSBC, KBC, Natixis, Rabobank, Société Générale und UniCredit wollen eine gemeinsame Blockchain-Plattform entwickeln. Das Ziel: Inländische und grenzüberschreitende Handelsfinanzierungen sollen für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) einfacher werden. Informierten Kreisen zufolge soll das Produkt in der zweiten Jahreshälfte auf den Markt kommen.
Die sieben Banken haben hierfür in Brüssel eine Absichtserklärung unterschrieben. Demnach wollen sie bei der Entwicklung und Vermarktung der neuen Plattform namens „Digital Trade Chain (DTC)“ zusammenarbeiten. Zunächst konzentrieren sie sich darauf, in sieben europäischen Ländern eine „kritische Masse“ aufzubauen. Die KBC fokussiert sich hier auf Belgien und Luxemburg, Natixis und Société Générale auf Frankreich, die Deutsche Bank und die UniCredit auf Deutschland, wobei letztere auch noch für Italien zuständig ist. Die Niederlande hat die Rabobank im Blick und das Vereinigte Königreich die HSBC.

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Trade Finance: Sieben Banken planen Blockchain-Plattform
Blockchain-Technologie für Trade Finance
Das neue Blockchain-Produkt basiert auf einer prototypischen Trade-Finance- und Supply-Chain-Lösung, die von der KBC entwickelt worden ist. Über die Plattform sollen alle beteiligten Parteien – Käufer, Bank des Käufers, Verkäufer, Bank des Verkäufers und Transporter – nahtlos miteinander verbunden sein, online und mit Hilfe von mobilen Endgeräten.
Gerade für Unternehmen, die keine Warenakkreditive nutzen, ist den Banken zufolge diese neue Plattform geeignet. „In jedem Land werden nahezu 40 Prozent des Exporthandels basierend auf 100 Prozent Vorauszahlung abgewickelt und bezahlt“, sagt Roberto Mancone, Global Head Disruptive Technologies & Solutions im Chief Digital Office des Bereichs Private, Wealth & Commercial Clients (PW&CC) der Deutschen Bank.
Insbesondere kleinere Unternehmen verwenden im Trade-Finance-Bereich keine Warenakkreditive, um sich abzusichern, sondern liefern auf Rechnung. Die neue Plattform helfe den KMU, ihre Handelstransaktionen schneller und effizienter durchzuführen und zu sichern, ist der Banker überzeugt. Der Bestellvorgang wird beschleunigt, die administrative Dokumentation deutlich reduziert. „Durch die Blockchain-Technologie sind bald auch Transaktionen beinahe in Echtzeit möglich“, sagt Mancone weiter.
Blockchain wird für Transaction Banking immer interessanter
Blockchain gilt als Zukunftstechnologie in der Finanzbranche. Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich dabei um eine dezentral und stetig wachsende Datenbank. Immer mehr Finanzmarktteilnehmer prüfen, wie sie die Technologie nutzen können. Blockchain gilt als effizient und sehr sicher, da die Einträge nur schwer verändert werden können. Aufsichtsbehörden prüfen derzeit allerdings noch, wie mit der neuen Technologie in der Regulierung umgegangen werden soll.
Die französische Großbank BNP Paribas hat erst kürzlich die Möglichkeiten von Blockchain im grenzüberschreitendenden Zahlungsverkehr getestet und mit zwei Pilotkunden, dem australischen Verpackungsspezialist Amcor und dem für seine Sammelbilder bekannte Panini-Konzern, erstmals Echtzeitzahlungen über die Blockchain-Technologie abgewickelt.
Ende vergangener Woche hatte der Finanznachrichtendienstleister Swift bekanntgegeben, im kommenden Frühjahr mit Hilfe einer Studie, die Potentiale von Blockchain für seine Global Payment Innovation (GPI) Initiative zu prüfen. Auch im Bereich Digitalisierung der Handelsfinanzierung hat der Finanznachrichtendienstleister schon Initiativen entwickelt: Vor Jahren hatte Swift zusammen mit der Bankenkommission der Internationalen Handelskammer (ICC) die Bank Payment Obligation (BPO) für die Handelsfinanzierung entwickelt, um Zahlungen elektronisch und voll automatisiert abwickeln zu können. Ihre Nutzung läuft allerdings schleppend.
Paulus[at]derTreasurer.de

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