Der Bayer-Konzern plant offenbar den Eintritt in den Green-Finance-Markt.

Bayer

29.07.21
Finanzen & Bilanzen

Bayer arbeitet offenbar an ESG-Deal

Viele Dax-Konzerne haben es bereits getan, nun ist offenbar eine ESG-Finanzierung von Bayer in der Pipeline. Was es damit auf sich hat.

Die Mission ist top secret: Bayer arbeitet derzeit offenbar an einer ESG-Finanzierung. Es handelt sich dabei nach Informationen von DerTreasurer um einen ESG-Loan. Volumen, Laufzeit, genaue Ausgestaltung des Instruments sind allerdings nicht bekannt. Von DerTreasurer befragte Banker äußerten sich sehr zurückhaltend. Zwei unabhängige Quellen bestätigten aber, dass der Deal in der Mache ist. Das Unternehmen selbst wollte die Marktgerüchte auf Anfrage von DerTreasurer nicht kommentieren.

Update 05.08.2021
Am 5. August wurde bekannt, dass Bayer die bestehende revolvierende Konsortialkreditlinie über 4,5 Milliarden Euro an Nachhaltigkeitsziele gekoppelt hat. Die Kanzlei Linklaters hat den Konzern bei der Transaktion beraten.

Bayer hat die Finanzierung an Ziele zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen gekoppelt. Sollte der Konzern diese Ziele verfehlen, so wird Bayer eine Ausgleichszahlung an gemeinnützige Organisationen zahlen. Weitere Details über die Höhe der Summe sind nicht bekannt.

Darüber, dass bald Vollzug gemeldet werden könnte, gab es aber klare Aussagen. Banken und Berater seien „eine starke“ Gruppe, heißt es in Finanzkreisen. Auch Bayers Finanzteam ist erprobt darin, neue Wege zu gehen – nicht zuletzt bei der milliardenschweren Übernahmefinanzierung für Monsanto.

Damit würde sich Bayer zum dem wachsenden Club der Top-Unternehmen gesellen, die nachhaltige Finanzierungen platziert haben. Zuletzt versah Bosch einen Konsortialkredit mit einer ESG-Komponente, wie DerTreasurer berichtete. Aber auch Energieversorger wie Eon oder EnBW und zahlreiche Autobauer wie Daimler, VW und Porsche haben „grüne“ Papiere platziert. Meist steht dabei der Ausbau der E-Mobilität im Fokus.

Investoren und Banken fordern ESG-Agenda

Der Druck des Kapitalmarkts auf Unternehmen hat zuletzt enorm zugenommen. Vor allem die nicht gerade als umweltfreundlich geltende Chemieindustrie wird mit Argusaugen betrachtet. Auch vor dem Hintergrund der Pariser Klimaziele müssen die Konzerne Stellung beziehen. Bayer-Konkurrent BASF hatte sich im Juni 2020 schon mit einem Green Bond über 1 Milliarde Euro aus der Deckung gewagt.

Auch Bayer hat sich in Sachen ESG bereits positioniert und bietet auf der eigenen Website eine ausführliche Übersicht über ESG-Ratings und Rankings. Darin steht etwa, dass die Leverkusener „auf einer Skala von A (beste Note) bis D […] 2021 von der Rating-Agentur ISS ESG mit der Note C+“ bewertet wurden. Damit gehöre Bayer „zu den besten 10 Prozent aller untersuchten Unternehmen in der Chemiebranche“.

Monsanto-Deal belastet weiter Bayers Aktienkurs

Doch die Leverkusener schleppen neben den üblichen Herausforderungen der Chemiebranche einen besonders schweren Rucksack mit sich herum: die Übernahme von Monsanto aus dem Jahr 2016. Noch immer belasten ungeklärte Verfahren das Unternehmen: Erst im Mai waren die Vergleichsgespräche im Glyphosatprozess gescheitert, ein US-Richter lehnte einen Vergleich über den Umgang mit zukünftigen Klagen ab. Vor diesen wollte sich Bayer mit Hilfe eines 2 Milliarden Dollar schweren Finanztopfes abschirmen.

Das wirkt sich auf den Wert der Bayer-Papiere aus: Stand der Aktienkurs zum Zeitpunkt, als die Monsanto-Übernahme 2016 verkündet wurde, bei knapp 90 Euro, pendelt sie nun seit einer geraumen Weile um die 50 Euro. Auch die Partnerschaft mit Curevac konnte daran nichts ändern. Deren Covid-19-Impfstoff ist bis heute nicht zugelassen.

Besonders die Aufarbeitung rund um die Glyphosatprozesse der US-Tochter Monsanto werden Banken und Investoren bei dem wohl geplanten ESG-Deal genau unter die Lupe nehmen. In allen drei ESG-Kriterien, also Aspekten der Umwelt, der Unternehmensführung und des Sozialen, muss Bayer wachsam sein.

Dentz[at]derTreasurer.de

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