Die beiden Chemiekonzerne BASF und Evonik haben zusammen mit der Commerzbank ein Blockchain-Projekt in der Lieferkette durchgeführt. Die beteiligten Parteien teilten jetzt gemeinsam mit, dass sie bereits im vergangenen November erstmals die Blockchain-Technologie und programmierbares Geld getestet haben, um bilaterale Supply-Chain-Prozesse untereinander abzuwickeln. Dabei konnten gegenseitige Forderungen von Evonik und BASF mit Hilfe eines programmierten Zahlungsprozesses „hochautomatisiert und vollständig digital“ geprüft, gezahlt und verbucht werden.
„Programmierbares Geld hat ein enormes Potential für die weitere Digitalisierung von Lieferketten“, sagt Carsten Bittner, Bereichsvorstand Technology Foundations der Commerzbank. „Mit diesem Projekt sind wir beim Einsatz von Blockchain-basierten Zahlungsverkehrslösungen wieder einen deutlichen Schritt weiter.“
Zahlungen zwischen Evonik und BASF mit E-Geld
Evonik und BASF haben schon seit langer Zeit ein wechselseitiges Lieferantenverhältnis. Daher sind regelmäßig Forderungen aus Lieferungen und Leistungen auszugleichen. Im konkreten Pilotprojekt übermittelten die beiden Konzerne im Tagesgeschäft Geschäftsprozess-relevante Daten mithilfe des Datendienstleisters Elemica an die cloudbasierte Blockchain-Plattform der Commerzbank. Diese basiert auf der Blockchain-Technologie Corda und erzeugte der Bank zufolgedaraufhin „ein vollständiges und manipulationssicheres Abbild der betreffenden Geschäftsprozesse und -daten“.
Anschließend wurden die Zahlungen im Rahmen von sogenannten Smart Contracts automatisiert über die Blockchain abgewickelt. Zum Einsatz kam dabei ein digitaler Euro, auch Cash on Ledger oder E-Euro, genannt. Dafür wurde zunächst reales Geld in digitaler, verschlüsselter Form als E-Euro in einer elektronischen Geldbörse („Wallet“) gespeichert. Bei der Zahlung geht das E-Geld dann an den Empfänger über, der bei der Commerzbank eine Überweisung auf sein Konto einfordern kann.
DerTreasurer-Themenseiten
Projekte mit weiteren Supply-Chain-Partnern geplant
Heinz-Günter Lux, Senior Digital Strategist von Evonik Digital, zieht nach der Premiere ein positives Fazit: „Der Zahlungsprozess über die Blockchain und mittels programmierbaren Geldes entlang unserer bereits existierenden Prozessketten ist damit definitiv transparenter, schneller und verlässlicher.“ Er sei ein wichtiger Baustein hin zur Entwicklung vollautonomer Lieferketten.
Auch BASF sieht Potential in der Blockchain. Der Dax-Konzern nutzt diese Technologie eigenen Angaben zufolge bereits in weiteren Pilot-Projekten, um Daten und Informationen zwischen mehreren Beteiligten in komplexen Wertschöpfungsketten sicher auszutauschen.
Eine weitere Zusammenarbeit der drei beteiligten Parteien ist bereits beschlossen. Evonik, BASF und Commerzbank möchten „die Nutzung dieser innovativen Zahlungsmethode weiter vertiefen und in den kommenden Monaten mit anderen Supply-Chain-Geschäftspartnern erweitern“, heißt es in der Mitteilung weiter.
Commerzbank testet Blockchain in mehreren Bereichen
Die Commerzbank experimentiert bereits seit längerem mit der Blockchain-Technologie. Im Zahlungsverkehr hat die Bank im Sommer 2019 zusammen mit Daimler Trucks eine Blockchain-basierte Lösung für Zahlungen zwischen Maschinen erprobt.
Auch in der Finanzierung haben vor mehr als zwei Jahren schon erste Tests stattgefunden: Continental und Siemens hatten im Januar 2019 erstmals ein Commercial Paper zusammen mit der Commerzbank komplett digital über die Blockchain abgewickelt. Die beiden Konzerne mussten damals noch auf Luxemburg ausweichen. Seit kurzem können Unternehmen nun auch in Deutschland elektronische Wertpapiere emittieren. Der Bundestag hat das dafür notwendige Gesetz Anfang Mai verabschiedet.
Sabine Paulus ist Redakteurin bei DerTreasurer. Ihre Themenschwerpunkte sind Finanzierung, Fintechs sowie Personal und Organisation im Treasury.