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05.06.20
Finanzen & Bilanzen

Corona-Lockerungen stoppen Preisanstieg

Europa lockert die Corona-Beschränkungen, Banken und Debt Fonds werden entspannter. Das zeigt sich unter anderem am Pricing für neue Finanzierungen.

So gut wie alle Banken und Debt Fonds sind angesichts der Corona-Lockerungen in Deutschland wieder bereit, neue Finanzierungen in der DACH-Region zu stellen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter 30 im Firmenkundengeschäft aktiven Banken sowie 40 Debt Fonds, die die Finanzierungsberatung GCA Altium Ende Mai telefonisch durchführte.

Demnach sind 96 Prozent der befragten Banken und 95 Prozent der befragten Debt Fonds inzwischen wieder willens, neue Finanzierungen auf die Bücher zu nehmen. Bei den ersten beiden Umfragen dieser Art, die GCA Altium Ende März und Ende April durchgeführt hatte, waren die Werte niedriger: Vor vier Wochen waren schon 90 Prozent der Banken und 91 Prozent der Debt Fonds für neue Finanzierungen offen. Vor acht Wochen galt dies nur für 71 Prozent der Banken und für 78 Prozent der Debt Fonds.

Corona-Aufschlag stabilisiert sich bei Bankfinanzierungen

Im Mai ist aber nicht nur die Bereitschaft der Banken weiter gestiegen, neue Kredite zu vergeben. Zugleich wurde der Trend steigender Risikoaufschläge gestoppt: „Die Preise, die Unternehmen für neue Senior-Finanzierungen dabei im Durchschnitt bezahlen müssen, scheinen sich im Bereich von 400 bis 450 Basispunkten stabilisiert zu haben“, schreiben die Studienautoren. Angebote oberhalb dieser Range würden langsam abnehmen.

GCA Altium liefert dafür ein konkretes Beispiel: Bei einer vorrangig besicherten Finanzierung für ein Unternehmen aus einer attraktiven Branche mit einem guten Cashflow-Profil und einem Leverage von 3,5mal verlangen demnach aktuell 18 Prozent der Banken eine Prämie von 350 bis 400 Basispunkten. Bei 71 Prozent würde die Marge bei 400 bis 450 Basispunkten liegen, bei 7 Prozent sogar noch darüber.

Ende April lagen die Preise der Banken für solch eine neue Finanzierung auf einem relativ vergleichbaren Niveau: Ein Viertel der Banken hatte von einem Unternehmen mit den gleichen Voraussetzungen eine Marge von 350 bis 400 Basispunkten verlangt. Die Mehrheit der Banken (61 Prozent) hatte schon Ende April eine höhere Marge von 400 bis 450 Basispunkten gefordert, 14 Prozent waren noch teurer.

Debt Fonds senken Preise sogar leicht

Bei den Debt Fonds gibt es sogar eine leichte Preisanpassung nach unten: 68 Prozent von ihnen verlangen von einem Unternehmen aus einer attraktiven Branche mit einem guten Cashflow-Profil und einem fünffachen Leverage für eine vorrangig besicherte Finanzierung inzwischen eine Marge zwischen 700 und 800 Basispunkten. 27 Prozent der Befragten sind teurer.

Damit sind einige der Debt Fonds im Vergleich zu Ende April wieder etwas günstiger geworden. Vor vier Wochen hatte die Hälfte der befragten Debt Fonds von einem Unternehmen mit den gleichen Voraussetzungen für eine vorrangig besicherte Finanzierung eine Marge zwischen 700 und 800 Basispunkten verlangt. Bei 45 Prozent lag das Pricing sogar darüber. „Die Preise für eine Unitranche-Finanzierung haben in der April-Umfrage ihren Höhepunkt erreicht und kehren jetzt zu einer durchschnittlichen Marge von 700 bis 800 Basispunkten zurück“, so GCA Altium.

Im Hinblick auf die Gestaltung der Financial Covenants verfahren Banken und Debt Fonds inzwischen ähnlich. 93 Prozent der Banken und 81 Prozent der Debt Fond setzen dabei auf ein kombiniertes Maßnahmenpaket. „In vielen Fällen sind das ein engerer Headroom oder eine höhere Anzahl an Financial Covenants, um neue Finanzierungen genau zu überwachen“, schreiben die Studienautoren.

Debt Fonds haben (noch) keine KfW-Kredite umgesetzt

Nach den KfW-Hilfskrediten gefragt, zeigt sich bei den beiden Kreditgebergruppen jedoch ein gänzlich unterschiedliches Bild. Knapp die Hälfte der befragten Banken (48 Prozent) gab an, eine durch die KfW unterstützte Finanzierung für mindestens einen ihrer Firmenkunden abgeschlossen zu haben. Bei 30 Prozent wird die Antragsstellung derzeit durch die KfW überprüft.

Bei den Debt Fonds gaben mit deutlicher Mehrheit 80 Prozent der Befragten an, noch keinen KfW-Kredit (mit Unterstützung einer Hausbank) für ein Portfoliounternehmen abgeschlossen zu haben. Bei den restlichen 20 Prozent liegt ein entsprechender Antrag bereits der KfW vor, wird aber von der staatlichen Förderbank noch geprüft. Dieses Ergebnis bei den Debt Fonds unterstreiche, dass „im Gegensatz zu den Banken, die Mehrheit der Debt Fonds bei der KfW nicht angeklopft hat, um Liquiditätsprobleme bei ihren Portfoliounternehmen infolge der Coronakrise zu lösen“, erklären die Studienautoren.

Finanzierungsmarkt zieht wieder an

Aber auch in diesen Zeiten ist nicht immer die KfW nötig, um einen neuen Kredit abzuschließen. So hat der Automobilzulieferer Hella gerade eine neue syndizierte Kreditlinie über 500 Millionen Euro mit sieben Banken abgeschlossen. Auch der Technologiekonzern ZF Friedrichshafen hat sich eine neue syndizierte Kreditlinie in Höhe von 1,35 Milliarden Euro gesichert.

Das derzeit neue Kredite abgeschlossen werden, zeigt auch die Umfrage: Mehr als zwei Drittel der Banken und der Debt Fonds (jeweils 68 Prozent) haben in den vergangenen vier Wochen eine Verpflichtungserklärung oder einen syndizierten Kreditvertrag unterschrieben. Ende April hatten 71 Prozent der Banken und 86 Prozent der Debt Fonds mit Neugeschäft gerechnet. Insbesondere die Debt Fonds sind also zunächst hinter ihren Erwartungen zurückgeblieben.

Für die kommenden vier Wochen sind die beiden Kreditgebergruppe aber noch optimistischer, Neugeschäft abschließen zu können. 96 Prozent der Banken und 91 Prozent der Debt Fonds rechnen damit, bis Ende Juni neue Finanzierungen unter Dach und Fach zu bringen.

Paulus[at]derTreasurer.de

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