Verbund-CFO Peter Kollmann platziert gerade zusammen mit der Helaba einen Schuldschein über das Fintech VC Trade.

VERBUND

19.03.18
Finanzen & Bilanzen

Verbund AG und Helaba platzieren Schuldschein via Fintech

Der Stromkonzern Verbund sorgt für Furore am Schuldscheinmarkt: Die Österreicher begeben eigenen Angaben zufolge als weltweit erstes Unternehmen einen grünen Schuldschein über eine vollintegrierte digitale Emissionsplattform – so können die Österreicher rund 40 Prozent der Kosten sparen.

Die österreichische Verbund AG emittiert gerade einen zehnjährigen Schuldschein über 100 Millionen Euro. Die Besonderheiten: Die Österreicher begeben das Papier sowohl „grün“ als auch über die  „vollintegrierte digitale Emissionsplattform“ VC Trade. Zeitnah nach Ostern soll der Schuldschein bei einer „überschaubaren und begrenzten Anzahl an Investoren in der DACH-Region“ platziert sein, wie die ebenfalls involvierte Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) mitteilte.

Der Emittent Verbund spart bei der Platzierung über das Fintech Zeit und Kosten. „Im Vergleich zum Standard-Schuldschein können wir durch die Platzierung über die digitale Plattform VC Trade rund 40 Prozent der Kosten sparen“, sagt Verbund-CFO Peter Kollmann während der heutigen Pressekonferenz.

Angesichts des innovativen Emissionswegs wirkt eine weitere Besonderheit an diesem Schuldschein von Verbund fast nebensächlich – und zwar, dass es sich um einen Green Schuldschein handelt. Nach Nordex und Friesland Campina, die im April 2016 den Anfang mit einem Green Schuldschein machten, hat es bislang nur eine Handvoll an solchen grünen Papieren gegeben.

Der Schuldschein ist aber nicht die erste grüne Finanzierung der Österreicher: Im November 2014 hatte Verbund bereits als erstes Unternehmen im deutschsprachigen Raum einen Green Bond mit einem Volumen von 500 Millionen Euro und einer Laufzeit bis 2024 begeben.

Fintech VC Trade konkurriert nicht mit den Banken

VC Trade positioniert sich im Gegensatz zu anderen Fintechs nicht als Konkurrenz zu den Banken, sondern als Partner: „Unser Ziel ist es, durch die Digitalisierung der Emission für alle Beteiligten im Markt einen Vorteil zu generieren“, sagt Stefan Fromme, Mitgründer und Geschäftsführer von VC Trade. Die Abwicklung von Schuldscheinen sei heute schon sehr standardisiert, erfordere aber noch viel manuelle Arbeit bei Verhandlungen, dem Austausch von Dokumenten und der Investorenansprache. „Vor allem diesen vorgelagerten Teil wollen wir mit unserer Plattform digitalisieren", ergänzt Fromme.

Helaba-Banker Andreas Petrie sagt: „Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit der Verbund AG mit diesem innovativen Marktplatz in eine neue Ära des Schuldscheingeschäfts zu starten.“ Erstmalig im Markt begleite eine digitale Plattform alle Transaktionsprozesse zentral, einschließlich eines algorithmusgesteuerten Zeichnungs- und Allokationsmechanismus, heißt es in der Pressemitteilung der Landesbank.

Zuvor hatte bereits die LBBW mit Blockchain-Transaktionen für Daimler und Telefónica Deutschland für Aufsehen gesorgt. In beiden Fällen musste die Bank neben dem innovativen Weg aber auch den traditionellen Platzierungsweg gehen, um die regulatorischen Vorgaben einzuhalten.

Wie die Schuldschein-Plattform VC Trade funktioniert

Die Plattform VC Trade beinhaltet ebenfalls Blockchain-Funktionalitäten. „Das Agreement, in dem schlussendlich das drin steht, was alle an dem Emission beteiligten Parteien vereinbart haben, kann in einem sogenannten Smart Contract zusammengeführt werden“, sagt Fromme von VC Trade. Dieser „intelligente Vertrag“ könne dann in die Kernbanksysteme eingespielt werden. Bereits heute liefert VC Trade die Daten an solche Systeme und realisiert damit Front-to-Back die digitale Lieferstrecke. Doch: „Eine Abwicklung über Blockchain macht erst Sinn, wenn der Regulator solche einen Emissionsweg auch akzeptiert.“

Darüber hinaus komprimiert VC Trade den bislang stark fragmentierten und durch manuelle Eingriffe geprägten Emissionsprozess. Emittenten, Investoren, die arrangierenden Banken sowie Anwälte und Ratingagenturen profitierten von einem durchgängigen, transparenten Kommunikationsstrang, gemeinsam nutzbaren Daten und Dokumentenräumen, sowie integrierten Schnittstellen in die Abwicklungssysteme. „Das Pricing kann auf unserer Plattform offen und transparent stattfinden“, sagt VC-Trade-Gründer Fromme weiter. Er sei mit einer Auktionsplattform vergleichbar und erfolge auf eine ähnliche Art und Weise wie die EZB ihre Tender begibt.

VC Trade ist für weitere Banken offen

Fromme will bald mit weiteren Referenztransaktionen in den Markt gehen: „Die anstehende Deal-Pipeline zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagt er. Die Plattform richtet sich an Unternehmen, die einen Umsatz von mindestens 250 Millionen Euro haben und über eine Kreditqualität auf Investmentgrade-Niveau verfügen. Ein externes Rating sei nicht notwendig.

Auch andere Banken sollen sich an die Plattform anschließen können. „VC Trade ist keine Plattform, die die Helaba allein bespielen will“, sagt Petrie, der bei der Helaba das Primärmarktgeschäfts leitet weiter. Die Plattform sei auch für andere Banken offen. „Nur diejenigen Plattformen, die für andere offen sind, haben Zukunft“, glaubt der Schuldschein-Experte.

Paulus[at]derTreasurer.de

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