11.02.20
Risiko Management

FX-Fintech Kantox sucht Bankpartner

Das Fintech Kantox will das FX-Hedging komplett automatisieren. Im Interview spricht CEO Philippe Gelis über die aktuelle Finanzierungsrunde, Wachstumspläne und die Konkurrenz.

Das auf Automatisierungslösungen für FX-Hedging spezialisierte Fintech Kantox strebt eine engere Zusammenarbeit mit Banken an. „Wir befinden uns gerade mitten in einer Finanzierungsrunde, bei der wir Banken als Investoren an Bord holen werden“, verrät Kantox-CEO und Co-Gründer Philippe Gelis gegenüber DerTreasurer. Namen könne er zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht nennen.

Für das 2011 in London gegründete Fintech wären Banken als Shareholder eine Zäsur. Bis dato liegen die Anteile bei dem Gründerteam und drei Venture-Capital-Firmen. Allerdings hat sich Kantox in den vergangenen Monaten für Banken geöffnet: Im September schloss das Fintech zunächst eine Partnerschaft mit BNP Paribas, im Oktober folgte dann eine ähnliche Kooperation mit der Citibank. „Die Unternehmen erhalten über die Bankportale Zugang zu unserer Technologie, die Liquidität für das Hedging-Geschäft stellen die Banken“, erklärt Gelis. Das sei eine „Win-win-Konstellation“.

Nun sollen sich die Geldhäuser auch finanziell an dem Fintech beteiligen – solche Investments liegen gerade im Trend, wie eine aktuelle Auswertung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC zeigt.

Kantox will FX-Hedging komplett automatisieren

Kantox hat sich zum Ziel gesetzt, den Absicherungsprozess im Währungsmanagement komplett zu automatisieren. „Mit unserer Lösung ist keinerlei menschliche Interaktion mehr notwendig“, behauptet Gelis. Sobald neues FX-Exposure im ERP-System oder TMS erfasst werde, erkenne die Software dies und löse automatisch ein Absicherungsgeschäft aus.

Mit diesem Ansatz grenze sich Kantox von anderen FX-Fintechs im Corporate-Bereich ab, so Gelis. Der vor gut einem Jahr von Kyriba übernommene Anbieter Fireapps komme mehr von der Datenanalyse. Die Handelsplattform 360T, an die Kantox angeschlossen ist, setze darauf, gewisse Absicherungsregeln zu definieren. „Wir wollen vollständig automatisieren, denn menschliche Eingriffe können Fehler zur Folge haben“, so Gelis. Viele Treasurer sind allerdings skeptisch, wenn es darum geht, die Kontrolle an Maschinen abzugeben.

Frisches Geld für Technologieinvestitionen

Die Lösung des Fintechs eignet sich zudem vor allem für Firmen, die jede in Fremdwährung entstehende Verbindlichkeit separat absichern („Mikro-Hedging“). Weltweit setzen Kantox-Angaben zufolge 120 Unternehmen dieses Tool ein, die meisten davon aus dem gehobenen Mittelstand. Dazu gehört etwa der deutsche Flugticketgroßhändler Aerticket.

„Wir wollen das FX-Hedging vollständig automatisieren, denn menschliche Eingriffe können Fehler zur Folge haben.“

Philippe Gelis, Kantox-CEO

Im Rahmen der Finanzierungsrunde möchte Kantox 15 bis 25 Millionen Euro frisches Kapital einsammeln. „Wir wollen weiter in unsere Technologie investieren und auch außerhalb Europas wachsen“, erklärt der CEO. Auch der Ausbau des Deutschland-Geschäfts stehe für 2020 im Fokus. Hierzulande unterhält das Fintech seit 2017 eine Kooperation mit dem TMS-Anbieter Bellin.

Backhaus[at]derTreasurer.de

Welche weitere neuen Player das Treasury automatisieren wollen, erfahren Sie auf unserer Themenseite Fintechs im Treasury. Trends rund um FX-Hedging haben wir auf der Themenseite Währungsmanagement zusammengefasst.