Neuland für ZF Friedrichshafen: Der Automobilzulieferer hat seinen ersten Green Bond begeben.

ZF Friedrichshafen

29.04.21
Finanzen & Bilanzen

ZF Friedrichshafen feiert Green-Bond-Premiere

Nächster Debütant am Green-Bond-Markt: ZF Friedrichshafen hat seine erste grüne Anleihe platziert. Weitere Transaktionen sollen folgen.

Der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen gibt seine Premiere am Green-Bond-Markt. Die erste grüne Anleihe des Stiftungskonzerns hat ein Volumen von 500 Millionen Euro, eine Rendite von 2 Prozent und läuft sechs Jahre. BNP Paribas, ING, die auch strukturierende Bank war, sowie LBBW und Unicredit haben die Transaktion begleitet.

„Mit dieser grünen Anleihe haben wir ein attraktives Finanzierungsinstrument geschaffen, mit dem wir nachhaltige Zukunftstechnologien auch nachhaltig finanzieren können“, sagt ZF-Finanzvorstand Konstantin Sauer. „So erweitern wir den Kreis der Investoren und können unsere Finanzierung mit unseren Nachhaltigkeitszielen und unserer Strategie ‚Next Generation Mobility‘ in Einklang bringen.“ Verbindliches Ziel der ZF-Strategie sei es, bis zum Jahr 2040 „vollständig klimaneutral“ zu sein.

ZF platzierte Green Bond unter EMTN-Programm

Die Emission ist bereits die vierte Anleihe, die ZF im Rahmen seines EMTN-Programms platzierte. Der Technologiekonzern hatte das Programm als eine der Lehren aus der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr aufgesetzt, um schneller und flexibler an den Kapitalmarkt gehen zu können.

„Mit einem EMTN-Programm können wir nicht nur unser Fälligkeitenprofil glätten, sondern auch mit unseren Investoren einen besseren und regelmäßigeren Dialog führen“, sagte ZF-Treasury-Chef Ulf Loleit im vergangenen Herbst in einem Interview mit DerTreasurer. In den Jahren 2022 bis 2024 hat ZF laut dem Treasury-Chef „recht hohe“ Fälligkeiten. Seit Anfang April dieses Jahres verantwortet Loleit neben dem Bereich Corporate Finance auch noch das Corporate Controlling bei dem Automobilzulieferer.

Zwei Gründe sprachen gegen einen ESG-linked Bond

Die Erlöse von grünen Anleihen dürfen die Emittenten nur für nachhaltige Projekte einsetzen – im Gegensatz zu ESG-linked Bonds, bei denen die Finanzierung an die Nachhaltigkeitsperformance geknüpft ist. ZF möchte mit dem Emissionserlös eigenen Angaben zufolge Projekte und Investitionen in der Sparte für Windkraft-Antriebstechnik sowie der Produktion elektrischer Fahrzeugantriebe finanzieren.

„Wir sind davon überzeugt, dass grüne Finanzinstrumente ein wirksames Instrument sind, um Investitionen in Projekte zu lenken, die einen ökologischen Nutzen haben und dazu beitragen, die globalen Nachhaltigkeitsziele sowie die des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen“, sagt CFO Sauer weiter.

Zwar hatte der süddeutsche Konzern eigenen Angaben zufolge zu Beginn der Anleihevorbereitung, die bereits im November 2020 gestartet war, auch einen ESG-linked Bond geprüft, sich aber aus zwei Gründen dagegen entschieden: „Zum einen ist unser Produktportfolio sehr breit aufgestellt, was die Fokussierung auf eine Kennzahl über alle Geschäftsfelder schwierig macht“, sagt Charbel Chamoun, Head of Investor Relations & Rating bei ZF. „Zum anderen waren wir der Ansicht, dass die Definition konkreter grüner Projekte mit einem nachweisbaren Effekt auf die Nachhaltigkeitsziele der im Hinblick auf die CO2-Reduktion transparentere und sauberere Ansatz ist.“ Außerdem verfüge der Konzern nach vorne gerichtet über ein ausreichendes Potential an grünen Projekten.

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ZF will Nachhaltigkeitsstrategie mit KPIs verfeinern

Die Nachhaltigkeitsagentur ISS ESG hatte ZF einige Tage vor der Anleiheemission eine unabhängige Second Party Opinion ausgestellt, die dem Automobilzulieferer ein „überzeugendes Nachhaltigkeitsprofil als Basis für die Emission grüner Finanzinstrumente“ bescheinigt, wie der Konzern es selbst ausdrückt.

Grundlage für die Platzierung des Green Bonds von ZF ist das im April veröffentlichte Green Finance Framework, das den Standards der International Capital Market Association (ICMA) und den Green Loan Principles der Loan Market Association folgt. Es gilt für grüne Anleihen, grüne Schuldscheine, grüne Kredite und sonstige Finanzierungsinstrumente, die zum Ziel haben, grüne Projekte zu finanzieren.

„Unsere Nachhaltigkeitsstrategie wird jedoch zurzeit weiter verfeinert und KPIs entlang des gesamten Sustainability-Ansatzes definiert“, sagt Alexander König, der als Vice President die Bereiche Finanzierung, Finanzcontrolling und Investor Relations verantwortet. „Daher schließen wir es für die Zukunft nicht generell aus, auch Sustainability-linked Finanzierungsinstrumente zu begeben.“

ZF hat sich vom Corona-Schock erholt

Die aktuelle Anleiheemission von ZF zeigt auch, dass der Technologiekonzern nach einem massiven Umsatz- und Ergebnisrückgang im ersten Halbjahr 2020 wieder in normaleres Fahrwasser kommt. ZF-Treasury-Chef Ulf Loleit hatte im September 2020 gegenüber DerTreasurer gesagt, dass der Konzern die Themen Green Finance und auch Digitalisierung „angehen“ werde, sobald man „wieder in einen Normalbetrieb übergegangen“ sei.

Das ist nun eingetreten: Die „deutliche Markterholung im zweiten Halbjahr 2020“ hat Unternehmensangaben zufolge zu einer „substanziellen Verbesserung von Umsatz und Ergebnis geführt“: ZF setzte im Geschäftsjahr 2020 32,6 Milliarden Euro um. Dies entspricht einem Umsatzrückgang von rund 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die bereinigte Ebit-Marge beträgt für 2020 3,2 Prozent.

Automobilbranche entdeckt Green-Finance-Markt

Mit seiner Transaktion gesellt sich ZF zu den anderen Debütemittent aus der Automobilbranche, die den Green-Finance-Markt für sich entdeckt haben. Die Vorgaben der EU zum CO2-Ausstoß von Fahrzeugflotten zwingen die Branche zu einer Transformation in Richtung E-Mobilität sowie Wasserstoffantriebe. Das dürfte auch einer der Gründe sein, warum immer mehr Unternehmen aus der Automobilbranche den grünen Finanzierungsmarkt anzapfen. So haben im vergangenen Jahr beispielsweise schon Volkswagen und Daimler ihre Premiere mit grünen Anleihen gefeiert. Im Sommer 2019 hatte Porsche als erster Autohersteller überhaupt einen Green Schuldschein an den Markt gebracht.

Auch in diesem Jahr hat die allgemeine Emissionsgeschwindigkeit am Green-Bond-Markt weiter zugenommen. Das berichtet Marcio da Costa, Portfolio Manager für SSA & Green Bonds bei Bantleon, in einer aktuellen Analyse. Bis Mitte April 2021 wurde demnach global ein Volumen von 130 Milliarden Euro und damit 2,5-mal so viel wie im Vorjahreszeitraum begeben.

Zwar entfällt der Großteil des Emissionsvolumen derzeit weiterhin auf grüne Staatsanleihen, aber das Finanzierungsinstrument wird auch für Corporates wie ZF immer interessanter: „Mit dem großen Erfolg des Green Bond kann man sagen, dass wir uns ein neues Finanzierungsinstrument erschlossen haben, das wir in Zukunft auch vermehrt nutzen wollen“, sagt König weiter. Nachhaltige Finanzierungsinstrumente seien nun ein fester Bestandteil der Finanzierungsstrategie von ZF mit wachsendem Anteil.

Paulus[at]derTreasurer.de