Traton-Treasury-Chef Rolf Woller wechselt an die Spitze des VW-Treasury.

Traton

30.11.21
Persönlich & Personal

VW-Treasury: Rolf Woller folgt auf Jörg Boche

Generationenwechsel im VW-Treasury: Jörg Boche räumt seinen Posten nach 14 Jahren. Dafür übernimmt Rolf Woller, der derzeitige Treasury-Chef der Lkw-Tochter Traton. Er erhält aber noch ein Arbeitsgebiet dazu.

Generationswechsel an der Spitze von VWs Treasury-Abteilung: Jörg Boche räumt den Posten am morgigen 1. Dezember. Dafür übernimmt Rolf Woller das Treasury, allerdings kombiniert mit dem Bereich Investor Relations. Der Hintergrund: Anfang Dezember dieses Jahres sollen die Konzernbereiche Treasury und Investor Relations bei VW zusammengelegt werden. Damit steuert der Autokonzern künftig die Bank- und Kapitalmarktbeziehungen „aus einer Hand“, teilten die Wolfsburger mit.

Anm. d. Red.: Dieser Artikel erschien erstmals am 12. Oktober 2021. Aus Aktualitätsgründen wurde der Artikel zum Dienstantritt von Rolf Woller aktualisiert.

Woller ist kein Unbekannter: Er verantwortet derzeit bei VWs Nutzfahrzeug-Tochter Traton das Treasury-Ressort gemeinsam mit dem Bereich Investor Relations. Wer ihm in dieser Position nachfolgt, ist derzeit noch nicht bekannt. Woller startete bei Traton im Januar 2019 zunächst im IR-Bereich und verantwortet seit Anfang 2020 auch die Treasury-Aktivitäten von Traton. Zuvor war er von 2007 bis 2018 in verschiedenen Funktionen beim Automobilzulieferer Continental tätig.

In den vergangenen beiden Jahren hat Treasury-Chef Rolf Woller den Lkw-Hersteller Traton finanziell unabhängiger von der Muttergesellschaft VW gemacht. Nach dem Börsengang im Juni 2019 schloss er im Sommer 2020 für Traton den ersten revolvierende Konsortialkredit über 3,75 Milliarden Euro ab. Im Frühjahr 2021 folgten Schuldscheine mit ESG-Komponente und ein milliardenschweres Anleihedebüt. Mit dem Wechsel zur Mutter VW kommt für Woller nun der nächste Karriereschritt: die Leitung eines Dax-Treasury inklusive des IR-Bereichs.

„Wir legen die Führung zweier zentraler und inhaltlich verwandter Finanzbereiche zusammen, um künftig unsere Bankpartner und den Kapitalmarkt noch umfassender zu bedienen,“ begründet VW-Finanzvorstand Arno Antlitz den Schritt.

IR und Treasury aus einer Hand

Mit dem Ansatz, die gesamten Kapitalmarktaktivitäten in eine Hand zu legen, ist VW nicht allein: So hat auch der Autokonzern Daimler Anfang September dieses Jahres unter der Leitung von Steffen Hoffmann die Bereiche Treasury und Investor Relations gebündelt.

Aber auch die Treasury-Chefs des Spezialchemiekonzerns Lanxess (Oliver Stratmann), des Luftfahrtzulieferer FACC (Florian Heindl), des Gabelstaplerherstellers Kion (Johannes Borsche) und des Halbleiterhersteller Infineon (Alexander Foltin) leiten neben dem Treasury auch die Investor-Relations-Einheiten ihrer Unternehmen. Dadurch fällt es leichter, eine konsistente Kapitalmarktstory zu erzählen.

Jörg Boche bewältigte mit VW verschiedene Krisen

Der derzeitige VW-Treasury-Chef Jörg Boche geht nach 14 Jahren im Finanzbereich des Autokonzerns Ende 2021 in den Ruhestand. Er prägte im VW-Treasury eine Ära mit vielen Herausforderungen: Boche leitet seit 2008 das Konzern-Treasury bei den Wolfsburgern, startete dort also kurz vor der Lehman-Krise. Aber damit nicht genug: Auch nach dem Dieselskandal führte Boche den Konzern wieder an die Kapitalmärkte zurück. Zuletzt sorgte die Coronakrise bei dem Autobauer für Wirbel.

Insbesondere wegen des Diesel-Skandals musste der Treasurer kreativ werden: Normalerweise finanziert sich VW über den Kapitalmarkt. „Wir versuchen die Finanzierungen so kapitalmarktnah wie möglich zu gestalten“, sagte der Treasury-Chef Ende 2014 einmal im Interview mit DerTreasurer.

Doch infolge des Abgasskandals war diese Finanzierungsquelle verschlossen und Boche musste die Kapitalmarktabstinenz des Autokonzerns mit einem Milliardenkredit überbrücken. Im Frühjahr 2017 feierte VW schließlich sein Comeback am Kapitalmarkt und kehrte zu seinem traditionellen Finanzierungsmodell zurück. Beim Thema Kapitalmarkt hat VW unter Treasury-Chef Boche immer wieder Neuland betreten, zuletzt im Herbst 2020, als der Autobauer seine ersten grünen Anleihen platzierte.

CFO Antlitz dankt Boche deshalb auch „ausdrücklich“ für sein Engagement: „Er hat die Treasury Funktion bei Volkswagen über viele Jahre sehr erfolgreich geleitet und den Konzern in Punkto Finanzierung sicher durch die Diesel-Jahre und zuletzt die Covid-19-Pandemie gesteuert.“

Vor seiner Zeit bei VW arbeitete Boche von 2003 bis 2007 als Head of Portfolio Management bei der R+V Versicherung. Zwischen 1992 und 2003 hatte er verschiedene Positionen bei der Dresdner Bank, der Commerzbank, Goldman Sachs und der WestLB inne.

Paulus[at]derTreasurer.de