Der Risikomanager, der im Treasury arbeitet, kümmert sich um sämtliche Finanzrisiken eines Unternehmens.

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28.09.22
Persönlich & Personal

Jobprofil Risikomanager: Das sind Gehälter und Karriereperspektiven

Ukraine-Krieg, Zinswende, Inflation: Risikomanager im Treasury überwachen die Finanzrisiken in einem Unternehmen. Welche Voraussetzungen muss man für diesen Job mitbringen und mit welchem Gehalt kann man rechnen?

Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Risikomanagern in einem Unternehmen: den Corporate Risikomanager und den Finanzrisikomanager, der oft im Treasury angesiedelt ist. Der Corporate Riskmanager hat die operativen, strategischen und die Compliance-Risiken für alle Abteilungen wie den Vertrieb, die Personal- oder die IT-Abteilung, im Unternehmen im Blick. Die Finanzrisiken werden von ihm damit auch im Konzern-Risikobericht konsolidiert und reported.

Risikomanager für Finanzrisiken im Treasury angesiedelt

Der Finanzrisikomanager ist in den Corporate-Riskmanagement-Kreislauf eingebunden, allerdings hat er einen besonderen Fokus. So kümmert er sich um sämtliche Finanzrisiken des Unternehmens. Darunter fallen vor allem Zins-, Währungs- und Rohstoffrisiken – also Risiken, die durch Preisänderungen an verschiedenen Märkten entstehen. Aber auch das Management von Ausfall- und Liquiditätsrisiken zählt zum Aufgabenspektrum des Finanzrisikomanagers.

„Der Finanzrisikomanager managt die finanziellen Risiken im Tagesgeschäft, bewertet diese zusätzlich in einem oft quartärlichen Reporting-Zyklus und muss die Gesamtrisikolage im Blick behalten“, sagt Carsten Linker, Vorstand Ressort Risk Management beim Verband Deutscher Treasurer (VDT) und Head of Treasury bei der Pfleiderer Group. Er führt weiter aus, „dass es in der Betrachtung potentieller Risiken auch entscheidend ist, das Risikoexposure mit Blick auf aktuelle Entwicklungen zu hinterfragen und Worst-Case-Szenarien zu gestalten“.

Der Financial Riskmanager hat Linker zufolge eine starke Überwachungsfunktion. Gleichzeitig sollte ein guter Risikomanager auch Vorsorge für Eventualitäten treffen – etwa mit Hilfe von Szenariorechnungen für die Liquidität, durch den Abschluss von Hedging-Geschäften oder die Diversifizierung von Geschäftsbeziehungen und Finanzierungsinstrumenten.

Anm. d. Red.: Mehr Grundlagenwissen finden Sie auf unserer Themenseite Treasury-Ratgeber. Dieser Artikel erschien zuerst am 5. März 2021 und wurde zuletzt am 28. September 2022 überarbeitet.

In der Krise schlägt die Stunde der Risikomanager

Vor allem in Krisenzeiten ist der Risikomanager gefragt: In solchen Momenten verschiebe sich der Schwerpunkt der Aufgaben von der Überwachung und dem Reporting von Risiken hin zu einem aktivem Gegensteuern, betont Linker. In der Finanzkrise äußerte sich das insbesondere mit Blick auf Liquiditäts- und Kontrahentenrisiken. Viele Finanzierungsmärkte waren zu, Banken gerieten ins Wanken.

Auch in der Coronakrise gewannen diese Risikokategorien an Bedeutung. Viele Financial Riskmanager mussten ihr Reporting überprüfen: Waren die richtigen Warnglocken gesetzt? Wo mussten Anpassungen vorgenommen werden? Insbesondere das Thema Warenkreditversicherung ist im Zuge der Pandemie bei vielen Treasurern stärker in den Fokus gerückt. Als Euler Hermes im Herbst 2020 die Limite für zahlreiche Warenkreditversicherungen bis zum Jahresende befristet hatte, war das für viele ein Weckruf.

In der Ukraine-Krise wiederum sind mehrere Risikofaktoren gleichzeitig schlagend geworden. Durch den Ausbruch des Krieges im Februar dieses Jahres waren die Finanzmärkte umgehend betroffen: Die Wechselkurse in Rubel brachen ein, Sanktionen bedrohten Banktransaktionen und die Liquiditätsversorgung von Tochtergesellschaften in der betroffenen Region war gefährdet. Die gestiegene Risikoaversion bei Investoren schlossen bis dahin gute Finanzierungsfenster und Rohstoffpreise explodierten. Zudem rückte das Credit Risikomanagement der Forderungen in den Fokus und die Supply Chain wurde von allen Seiten unter Druck gesetzt.

Zudem haben die volkswirtschaftlichen Entwicklungen in diesem Jahr dafür gesorgt, dass die Risikomanager zwei fast in Vergessenheit geratene Risiken wieder in den Blick nehmen: die Zins- und die Inflationsrisiken. Das Zinsrisiko-Management war in der langen Zeit der Negativzinsen nicht im Fokus, aufgrund der Zinswende steht es inzwischen aber wieder ganz oben auf der Agenda. Auch die Auswirkungen der rasant gestiegenen Inflation sollten Risikomanager nicht unterschätzen, denn sie hat weitreichende Folgen auf die Kostenpositionen und damit die Liquidität eines Unternehmens.


Risikomanagement mit Technologien stetig verbessern

Um den Risiken im Treasury begegnen zu können, ist es wichtig, sie breiter zu streuen. Auch die Möglichkeiten der Risikoanalyse und die Qualität des Reportings haben sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt und werden immer mehr durch Tools und Systeme im Treasury unterstützt.

„Technologien wie künstliche Intelligenz, Predictive Analytics oder Big Data sorgen für eine ständige Evolution der Systemwelt und bringen neue Lösungsansätze hervor“, sagt VDT-Vorstand Linker. „Der Treasurer muss verstehen, welche Technologien es gibt und sich passende Use Cases vorstellen können.“ Er müsse nicht alles davon selbst umsetzen, aber er müsse wissen, wie man sie nutzen könne. Hierbei träten besonders Prozess-Effizienten in den Vordergrund, um Kapazitäten für Analysethemen frei zu schaffen oder verstärkt Zeit in Management- und strategische Aufgaben überzuleiten.

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So gelingt der Start im Financial Riskmanagement

Der Weg ins Financial Riskmanagement führt oft über eine Bankausbildung mit anschließendem wirtschaftswissenschaftlichen Studium, da die Risikomanager so die Zusammenhänge und die Mechanismen der Geld- und Finanzmärkte besser verstehen. So ist es keine Seltenheit, dass Trader oder Firmenkundenbanker ins Finanzrisikomanagement eines Unternehmens wechseln.

Aber auch (Finanz)Mathematiker sind für diesen Beruf geeignet, da Unternehmen oft mit Modellen arbeiten, um ihre Finanzrisiken zu analysieren und Rückschlüsse ziehen zu können. „Neben dem fachlichen Know-how ist die Fähigkeit, sich interdisziplinär intern und extern zu vernetzen und einen ganzheitlichen Blick auf die Zusammenhänge zu haben, aber genauso wichtig“, sagt Linker.

Gehaltsperspektiven eines Financial Riskmanagers

Wie die anderen Treasury-Mitarbeiter sind Financial Riskmanager Spezialisten und verdienen aufgrund dieses Spezialwissens gut. Zins- und Währungsspezialisten werden in der Treasury-Abteilung sogar am besten vergütet: Sie beginnen bei einem Gehalt von 39.200 Euro und liegen immer auf einem etwas höheren Niveau als ihre Kollegen. In der Spitze können sie ebenso wie Senior Treasurer bis zu 130.000 Euro verdienen.

Paulus[at]derTreasurer.de